Ratten, Schlangen, Messie-Haus

Nachbarn in Sorge um "Horror-Haus": Explosionsgefahr!

Die "Heute"-Leserin fürchtet jenes verwahrloste Nachbarhaus mit alten, unsicheren Gasleitungen. Von Behörden wurde sie bislang nur vertröstet.
Victoria Carina  Frühwirth
21.11.2025, 21:30
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Wenn Marlene S. (Name von der Redaktion geändert) an jenem Haus im Klosterneuburger Martinsviertel vorbeigeht, hält sie reflexartig die Luft an. Unterbewusst hat sie den Gestank verdorbener Lebensmittel längst gespeichert, die in Haufen über das gesamte Grundstück verteilt liegen.

Haus-Innenleben ist Paradies für Wildtiere

"Der ganze Garten ist bis hin zur Straße zugewuchert, drinnen türmen sich stinkende Müllberge aus Speiseresten und alten Essensverpackungen", schildert Marlene S. das, was sie an jener Adresse gesehen haben will. "Ratten und Mäuse rennen in Scharen durch den Garten und durch das Haus. Schlangen jagen die Nagetiere wie im Paradies. Und da rede ich noch gar nicht von den Kakerlaken, die am ganzen Parkettboden herumrennen."

Die Leserin kennt den Bewohner flüchtig, er ist pensionierter Lehrer (91), war wohl immer ein kinderloser Einzelgänger. Ihre Arbeitgeberin ist entfernt mit ihm verwandt, "sie bringt ihm manchmal gekochtes Essen, damit er nicht verhungert", schildert Marlene S. im "Heute"-Gespräch. Einmal war sie bei einer solchen Essensübergabe dabei und lernte das Haus besser kennen, als ihr lieb war.

Verdreckt, zugemüllt und eine Gefahr für die Bevölkerung.
privat

S.: "Der Mann ist arm, er tut mir wirklich leid. Ich war mitten in dieser Müllhalde. Er hat kein Warmwasser, wäscht sich kaum. Einmal pro Woche geht er ins Happyland, um dort zu duschen." Ob er kocht? "Vermutlich nicht – Herd und Waschmaschine gibt es gar nicht. Er könnte sie jedenfalls nicht bedienen." In diesen desolaten Zuständen lebt der Pensionist scheinbar seit Jahren, denn er hat ein lebenslanges Wohnrecht in diesem Haus. Eigentümer des Grundstücks sei laut Leserin ein weiter weg lebender Neffe, der von den Zuständen im Gebäude nichts ahnen würde.

Reale Gefahr durch 60 Jahre alte Leitungen

Besonders schockierend: die Technik. "Die Strom- und Gasleitungen sind 50, 60 Jahre alt und wurden nie erneuert, weiß ich von meiner Arbeitgeberin. Der Rauchfangkehrer hat ihm ein Heizverbot erteilt, weil die Leitungen so gefährlich sind. Vielleicht sprengt er wirklich einmal das Haus in die Luft, wenn er nicht aufhört!" Denn an das Heizverbot hält der einstige Lehrer sich nicht, er bläst heimlich warme Luft aus dem Stromaggregat durch den gehorteten Müll.

"Ich sehe Kabelbrände und Gasexplosionen vor dem geistigen Auge. Wenn da etwas passiert, sind die Nachbarn natürlich mit ihm gefährdet. Das sind unbeteiligte Anrainer mit Kindern und Enkelkinder! Alle, die von den Zuständen um die Leitungen im Haus wissen, fürchten eine Explosion!"

Bewohner soll vor Besichtigungstermin geflüchtet sein

Mehrfach habe man Stadt und Bezirkshauptmannschaft von den desaströsen Hygiene- und Sicherheitsbedingungen informiert, sagt die Leserin gegenüber "Heute". "Aber es passiert nichts. Einmal sollte das Haus von der Stadt besichtigt werden. In seiner Panik ist er zum Spital gelaufen und hat sich einen Krankenstand attestieren lassen. Nur, damit die Behörden ja nicht in sein Haus schauen können. Und damit läuft er gut, denn bis jetzt schauen die Behörden weg – auch die Polizei."

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Marlene S.' Appell: "Es ist Gefahr in Verzug. BH, Stadt, Rauchfangkehrer und ein Sachverständiger müssen sofort einen Lokalaugenschein machen – und auch der Neffe, der wahre Hauseigentümer, gehört einbezogen. Der Mann braucht Hilfe und die Nachbarschaft muss vor ihm geschützt werden."

Behörden reagieren auf "Heute"-Anfrage

Die Stadtgemeinde Klosterneuburg bestätigt gegenüber "Heute", dass der Fall bereits behördlich läuft. Man habe "gesetzlich vorgesehene baupolizeiliche Schritte gesetzt und einen Bescheid erteilt", heißt es. Jener Bescheid sei inzwischen an die Bezirkshauptmannschaft Tulln übermittelt worden, die nun als Vollstreckungsbehörde zuständig ist.

Die BH Tulln weist hingegen den Vorwurf der Untätigkeit zurück. Die örtliche Bau-, Gesundheits- und Feuerpolizei liege grundsätzlich im Wirkungsbereich der Gemeinde, betont die Behörde. Man setze lediglich die von der Stadt erlassenen Bescheide durch – "in enger Abstimmung mit dem Stadtamt, sodass der Vorwurf der Untätigkeit nicht nachvollzogen werden kann",  heißt es.

Laut BH seien die Außenlagerungen auf dem Grundstück bereits entfernt worden. Ob die Missstände auch im Inneren des Hauses beseitigt wurden, soll eine feuerpolizeiliche Beschau klären: "Das Ergebnis liegt noch nicht vor." Sollte der Bewohner die Aufträge der Gemeinde nicht erfüllt haben, werde das Vollstreckungsverfahren "entsprechend fortgesetzt".

{title && {title} } VF, {title && {title} } Akt. 22.11.2025, 10:06, 21.11.2025, 21:30
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