Veränderungen im Gehirn

Nicht "nur Worte": Sexismus kann Frauen krank machen

Nicht eingebildet: Diskriminierung wirkt körperlich. Forscher sehen Hinweise, dass Sexismus die Stressverarbeitung im Gehirn verändern kann.
Heute Life
14.12.2025, 19:16
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Studien zeigen, dass Sexismus weit mehr ist als nur unangenehme Kommentare oder Vorurteile – er kann weitreichende Folgen für Körper und Psyche haben. Menschen, die regelmäßig mit geschlechtsbezogener Diskriminierung konfrontiert werden, berichten häufiger über schlechtere psychische Gesundheit, Angst, Depressionen und ein geringeres Selbstwertgefühl. Diese Effekte sind nicht nur emotional spürbar, sondern können auch zu langfristigen biologischen Veränderungen führen.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass insbesondere subtile, dauerhaft erfahrene Formen von Sexismus – wie stereotype Erwartungen, soziale Benachteiligung oder Ungleichbehandlung – Stressreaktionen im Gehirn verstärken. In Gehirnregionen, die für emotionale Kontrolle und Stressbewältigung zuständig sind, zeigen sich bei Betroffenen Unterschiede in der Struktur und Funktion, die im Laufe der Zeit durch chronische Belastung entstehen können.

Diskriminierte Frauen haben früher kognitive Einbußen

Eine große internationale Studie hat mehr als 7.800 Gehirnscans aus 29 Ländern ausgewertet. Sie fand heraus, dass Frauen, die in gesellschaftlich stärker sexistischer Umgebung aufwachsen, im Alter schneller kognitive Einbußen zeigen als Frauen, die in gleichberechtigteren Umfeldern lebten – ein Effekt, der dem kognitiven Altern von mehreren Jahren entspricht.
Experten sehen darin einen Hinweis darauf, dass gesellschaftliche Ungleichheiten nicht nur soziale, sondern auch gesundheitliche Dimensionen haben: Strukturelle Diskriminierung kann über Lebenszeit messbare Veränderungen im Gehirn begünstigen und das Risiko für psychische und kognitive Erkrankungen erhöhen.

Was bedeutet das konkret?

Betroffene berichten nicht nur über emotionalen Stress, sondern auch über körperliche Symptome, schlechtere Lebensqualität und stärkere Erschöpfung – Effekte, die über Jahre bestehen können, wenn diskriminierende Erfahrungen nicht abnehmen oder systemisch verankert bleiben.

Sexismus erkennen – und dich schützen

Typische Alltagsformen:

  • Abwertende Witze oder Kommentare
  • Ständige Unterbrechungen ("Mansplaining")
  • Ungleiche Bewertung gleicher Leistungen
  • Übergriffige Blicke oder Bemerkungen
  • "Das war doch nur Spaß"-Relativierungen

Was du konkret tun kannst:

  • Benennen: Sag klar, was dich stört ("Das ist respektlos")
  • Grenzen setzen: Kurz, ruhig, bestimmt bleiben
  • Verbündete suchen: Kollegen oder Freunde einbeziehen
  • Dokumentieren: Vorfälle festhalten (Zeit, Ort, Inhalt)
  • Unterstützung holen: Betriebsrat, Vertrauenspersonen, Beratung

Für deine mentale Gesundheit

  • Pausen von toxischen Situationen einplanen
  • Stress abbauen (Bewegung, Schlaf, Entspannung)
  • Nicht alles internalisieren – das Problem liegt nicht bei dir
  • Bei anhaltender Belastung: professionelle Hilfe suchen

Hilfe für Frauen

24h Frauennotruf der Stadt Wien: 0171719 / [email protected]
24 h Frauenhelpline: +43 800 222555 - kostenlos &anonym
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22
Gewaltschutzzentrum Wien: 01/5853288
Rat auf Draht:  147 (Telefon & Chatberatung)

Sexismus ist kein "Befindlichkeitsproblem". Wiederholte Diskriminierung kann Stress, Erschöpfung und psychische Beschwerden verstärken – Hilfe zu holen ist ein Zeichen von Stärke.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 15.12.2025, 09:40, 14.12.2025, 19:16
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