Das Institute for the Study of War (ISW) hat am Montag eine Analyse über Russlands militärisches Verhalten veröffentlicht. Darin warnen die Analysten davor, dass sich das Land bereits in "Phase 0" im Krieg gegen die Nato befindet.
Was heißt das? In Fachkreisen würde man sagen, Russland "formt das Schlachtfeld" – sowohl psychisch als auch physisch. Sollte es tatsächlich zu einem Krieg kommen, erhofft sich Putin dadurch Vorteile.
Das Institut nennt drei langfristige Vorgehensweisen der Russen als klare Hinweise auf eine Kriegsvorbereitung. Es betont jedoch auch, es habe keine Anzeichen dafür festgestellt, dass Russland sich derzeit aktiv auf einen kurz bevorstehenden Konflikt mit der Nato vorbereitet.
Am 6. Oktober hat der russische Auslandsgeheimdienst eine Warnung veröffentlicht, in der steht, Großbritannien würde zusammen mit der Ukraine unter falscher Flagge einen Angriff auf ein Schiff in einem europäischen Hafen planen. Ähnliche Warnungen gab es in den Wochen zuvor für Polen, Moldawien und Serbien. Das ISW sieht darin ein "neues, konzentriertes Aktivitätsmuster".
Das ISW sagt, Russland würde bereits seit Jahren verdeckte Sabotageaktionen gegen Nato-Staaten durchführen, doch in den letzten Wochen hätten solche Angriffe "dramatisch" zugenommen. Das Institut weist hier insbesondere auf die Drohnensichtungen in europäischen Ländern hin. Dieses Muster von organisierten Aktivitäten deute darauf hin, dass Russland sich darauf vorbereite, zu einer höheren Kriegsebene überzugehen. Also beispielsweise zu einem Krieg gegen die Nato anstatt nur gegen die Ukraine.
Einen weiteren Hinweis auf Kriegsvorbereitung liefert die Umstrukturierung des Militärs. Diese findet in den Militärbezirken an der Westgrenze statt. Zudem hat an der Grenze zu Finnland der Aufbau mehrerer Militärstützpunkte begonnen.
Bei der Umstrukturierung und dem Ausbau des Militärs an der Westgrenze geht es wohl darum, die Bereitschaft zu erhöhen. Mit den verdeckten Angriffen und den False-Flag-Behauptungen verfolgt Russland laut dem ISW eine psychologische Kriegsführung.
Die Sabotageakte und Drohnensichtungen sollen Angst schüren. Damit hoffe Putin zum einen darauf, die Unterstützung für die Ukraine zu verringern. Zum anderen soll damit auch der Ausbau der Verteidigung in Europa verringert werden, aus Angst, dass dies weitere Angriffe provozieren könnte.
Die False-Flag-Behauptungen des Auslandsgeheimdiensts sollen vor allem die Meinung der russischen Bevölkerung beeinflussen. Westliche Akteure sollen damit für Angriffe verantwortlich gemacht werden. Der Kreml schaffe somit Voraussetzungen, um eine mögliche zukünftige russische Aggression gegen die Nato zu rechtfertigen, schreibt das ISW.