Preis-Schock! Wo Konsumenten vor wenigen Jahren noch um 99 Cent zugriffen, kostet die Tafel heute in der Regel bereits über zwei Euro. Und die Hoffnung auf Entspannung ist gering. "Billiger wird es nicht mehr", sagt Andreas Ronken, Boss von Ritter Sport, in einem aktuellen Interview mit t-online. Der Hauptgrund liege beim Rohstoff Kakao, dessen Preis sich in kurzer Zeit mehr als verdoppelt habe. "Wir erleben gerade eine Schokoladenkrise", so Ronken.
Der Kakaopreis habe über viele Jahre bei rund 2.000 US-Dollar pro Tonne gelegen, so der Manager. Davon hätten die Bauern nicht leben können. Durch Ernteausfälle infolge der Klimakrise sei der Preis zuletzt auf rund 5.500 Dollar gestiegen. Das sei für die Produzenten zwar notwendig, treffe nun aber die gesamte Branche. "Und auf einmal rufen alle: ,Ich kann mir die Schokolade nicht leisten.‘ Das ist schon ein Stück weit bigott", sagt Ronken.
Für Hersteller sei die Situation zunehmend schwierig. Die stark gestiegenen Rohstoffkosten könnten nicht vollständig an den Handel weitergegeben werden, gleichzeitig sinke die Absatzmenge. Ritter Sport verzeichnete zuletzt einen Mengenrückgang von rund acht bis neun Prozent, zeitweise sogar zehn Prozent.
Grund für den Absatzrückgang ist für Ronken die psychologische Grenze, ab der Konsumenten seltener zu Schoko greifen. Bei "zwei Euro, drei Euro überlegen die Kunden noch einmal mehr, ob sie die Tafel kaufen". Doch man habe keine Wahl: Wenn Kakao so teuer bleibt, müsse man entweder eine kleinere Tafel für den gleichen Preis verkaufen oder sie eben teurer machen. "Ich finde den Weg über den Preis deutlich fairer."
Auch langfristig sieht Ronken keine Entspannung in Sicht. Alles, was aus den Tropen komme – Orangensaft, Kaffee, Nüsse, Kakao – werde eher teurer. Der Klimawandel treffe die Tropen extrem. Wenn alle drei Jahre die Regenzeit ausfalle, würden die Risiken steigen. "Ich muss es so klar sagen: Wir haben die Welt kaputt gemacht", meint der Ritter-Sport-Chef. Bei uns seien Sommer und Winter milder, am Äquator breche aber vieles zusammen.
Nach wie vor nicht vom Tisch ist eine Ausweitung des Sortiments auf Saisonprodukte wie Schoko-Nikoläuse oder Osterhasen. "Das Saisongeschäft ist nicht einfach, die Konkurrenz ist stark", sagt Ronken. Zwar gebe es bereits Adventkalender und Baumschmuck, klassische Figuren fehlten aber noch. "Das muss aber nicht so bleiben, wir sehen da tatsächlich Potenzial", erklärt Ronken. Sollte es dazu kommen, werde es "vermutlich eher der Weihnachtsmann".
Ein weiterer Trend, der bereits intensiv bedient wird, ist vegane Schoko – auch weil die Entwicklung hin zu gesunder Schokolade geht. Den oft kritisierten Preisaufschlag auf die vegane Variante verteidigt Ronken. Vegane Sorten hätten ein anderes Konzept. "Da stecken andere Nuss- und Pflanzenpasten drin und insgesamt spezielle Zutaten, die das Produkt teurer machen", erklärt der Manager. Mandelmehl etwa sei sehr teuer.
Und wie steht Ronken zu Schoko? Die sei für ihn nicht Arbeit sondern "immer Genuss". Er selbst esse am Tag geschätzt ungefähr 60 bis 80 Gramm, probiere verschiedene Sorten, auch aus der Entwicklung. Zusätzlich habe er daheim sogar ein eigenes Schokoladenlabor. Und klar "nasche ich auch bei der Konkurrenz".