Ein aufsehenerregender Prozess endete am Freitag am Wiener Landesgericht mit einem Paukenschlag: Zehn Jugendliche im Alter zwischen 16 und 21 Jahren wurden vom Vorwurf freigesprochen, ein damals zwölfjähriges Mädchen sexuell missbraucht zu haben.
Die Anklage sprach von sexueller Nötigung und Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung – die Vorfälle sollen sich zwischen März und Juni 2023 in Wien-Favoriten ereignet haben. Doch das Gericht sah das anders.
"Das Beweisverfahren hat ganz klar zu Freisprüchen geführt", so der vorsitzende Richter Daniel Schmitzberger. Die Aussagen des Mädchens zu den sexuellen Kontakten mit den Angeklagten vor der Polizei und später im Rahmen einer kontradiktorischen Befragung seien "mit so vielen Widersprüchen" behaftet gewesen, "dass es nicht möglich war, zu einem Schuldspruch zu kommen". Eine Verurteilung sei damit unmöglich gewesen.
Die Staatsanwältin hingegen zeigte sich überzeugt von der Schuld der Angeklagten. Sie warf ihnen vor, den Willen des Mädchens ignoriert und ihre sexuelle Integrität verletzt zu haben. Doch der Schöffensenat ließ sich davon nicht überzeugen – alle Angeklagten wurden freigesprochen, das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig.
Es war bereits der vierte Prozess rund um das Mädchen. Auch in früheren Fällen hagelte es Freisprüche. Einzig der Ex-Freund des Mädchens wurde im vergangenen März zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil der Altersunterschied zwischen dem Paar zu groß und der einvernehmliche Sex daher strafbar war.
Schmitzberger rechnete zudem ausführlich mit der medialen Berichterstattung in diesem Fall ab, die er laut APA "sehr bedauerlich" nannte und als in Teilen falsch geißelte. Es seien Sachen berichtet bzw. behauptet worden, die sich nicht mit den Ermittlungsergebnissen gedeckt hätten. Das habe sich "zu Ungunsten der Angeklagten und des Opfers" ausgewirkt.
Außerdem machte der Richter in seinem Statement auch darauf aufmerksam, dass einige der Angeklagten zum Zeitpunkt der sexuellen Kontakte mit der damals Zwölfjährigen selbst erst 14 und damit gerade strafmündig gewesen seien.
Für die Mama von Anna-Sophia (Anm. Name der Redaktion geändert) sind die Urteile jedenfalls eine "Katastrophe"! Die Mutter der heute 15-Jährigen kann es nicht fassen und ist mit den Nerven am Ende. Während die Mutter von Anna-Sophia nach der Urteilsverkündung in Tränen ausbrach, klatschten sich die Angeklagten gegenseitig ab.