Der Fonds Soziales Wien zog Mittwoch (9. Juli) Bilanz über das vergangene Geschäftsjahr 2024. Mit einem Budget von 2,84 Milliarden Euro wurden im Vorjahr 145.000 Wiener vom Fonds Soziales Wien (FSW) und seinen 170 Partnerorganisationen unterstützt. Zu den zentralen Bereichen zählten die Pflege, die Behinderten-, Wohnungs- und Flüchtlingshilfe. In vielen Bereichen wurde ein Zuwachs verzeichnet – auch wenn die finanziellen Rahmenbedingungen derzeit schwierig sind.
"Es ist vor allem in Zeiten, in denen die budgetären Umstände alles andere als leicht sind, oberstes Ziel, dass sich die Wiener auf ihre Stadt verlassen können", erklärt Sozialstadtrat Peter Hacker (SP). In Zukunft müsse auch bei der Budgetgestaltung des FSW nach effektiven und effizienten Sparmaßnahmen gesucht werden. Wo genau eingespart wird, ist noch nicht bekannt: "Unser Anspruch an eine hohe Qualität und Verlässlichkeit wird sich dadurch nicht verändern", beruhigt Hacker. Derzeit sind 2.740 Personen für den FSW tätig; der Personalaufwand belief sich auf 109 Millionen Euro.
Auch Geschäftsführer Michael Rosenberg betont, dass das Budget aufgrund von Teuerungen und Inflation angehoben werden musste. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 2,84 Milliarden Euro für den FSW aufgewendet. Das entspricht einem Zuwachs von etwas mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2023. Problematisch sei, dass die Erhöhungen beim Pflegegeld und bei den Pensionen mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht Schritt gehalten hätten. Wegen der steigenden Kosten sei man nun auf der Suche nach alternativen Finanzierungsmodellen. Hacker bestätigte Gespräche bezüglich der Budgetkonsolidierung, Verhandlungen stünden an. In Zukunft könnten Fremdmittel oder Gelder von Partnern herangezogen werden. Hacker betonte allerdings klar, dass er sich Privatisierungen nicht vorstellen könne. NEOS-Gesundheitssprecherin Jing Hu bestätigte: "Auch ich stimme dem Herrn Stadtrat hier zu."
Bei einer Befragung zum FSW-Kundenservice gaben 96 Prozent der Klienten an, mit der Beratungssituation zufrieden zu sein. Doch nicht nur das: "Ein spürbarer Anstieg zeigt sich vorrangig in Leistungen mit hoher Betreuungsintensität, etwa bei den Pflegeplätzen (+6,2 Prozent) oder Remobilisationsangeboten (+19,8 Prozent)", so Geschäftsführerin Susanne Winkler. Auch bei der Behindertenhilfe hat sich 2024 einiges getan: Besonders das teilbetreute Wohnen konnte ausgebaut werden – hier stehen nun 78 zusätzliche Plätze zur Verfügung.
93,6 Prozent der Mittel flossen direkt in Leistungen – ein starkes Zeichen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. "Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern der klare Auftrag der Stadt", betont Hacker. Trotz steigender Kosten sei die hohe Qualität abgesichert.
Vor allem die Pflege stand im Fokus: 1,72 Milliarden Euro (rund 65 Prozent des Budgets) wurden dafür aufgewendet. 58.600 Personen nutzten entsprechende Angebote – mit klar steigender Nachfrage bei intensiver Betreuung. Neue Projekte wie das Community-Nurses-Netzwerk oder das Angebot für pflegende Angehörige sind nun Teil des Regelsystems.
Auch die Wohnungslosenhilfe wurde ausgebaut: 13.220 Betroffene suchten 2024 Unterstützung – ein Plus von 3,7 Prozent. Neu hinzu kamen unter anderem das Nachtzentrum in der Sautergasse und das Chancenhaus Rossauer Lände. Besonders erfreulich: Immer mehr Frauen konnte aus verdeckter Wohnungslosigkeit geholfen werden.
Im Behindertenbereich flossen rund 480 Millionen Euro in "Inklusive Projekte", 15.260 Klienten wurden betreut. Teilbetreutes Wohnen wurde um 78 Plätze erweitert, neue Garconnierenverbünde wurden eröffnet. Der Fokus lag auf Selbstbestimmung – auch durch Initiativen wie den FSW-Kunden-Rat.
Rückläufig sind die Zahlen in der Flüchtlingshilfe: 48.750 Menschen wurden 2024 betreut – Dafür wurden 298 Millionen Euro aufgewendet. Der Bund übernahm rund 183 Millionen Euro der Gesamtkosten. Wien übererfüllt weiterhin die Grundversorgungsquote, heißt es laut FSW.
Ein starker Jobmotor war der FSW obendrein: Rund 31.000 Arbeitsplätze sicherte das System. "Wir wollen die besten Mitarbeitenden für den FSW finden", so Geschäftsführer Michael Rosenberg – dafür wurde erstmals eine eigene Arbeitgebermarke etabliert.
Das FSW-Kund:innenservice führte über 330.000 Gespräche unter der Nummer 01/24 5 24. Die Gesundheitsnummer 1450 verzeichnete im Vorjahr rund 300.000 Anrufe, neue Angebote wie Videokonsultationen wurden gestartet.
Kritik kommt von den Wiener Grünen. Aufgrund der noch immer hohen Inflationsrate von 2,9 Prozent sehen Vorsitzende Judith Pühringer und Klubchef David Ellensohn Probleme im Bereich der sozialen Dienstleistungen. Gefordert wird eine Erhöhung des Budgets, denn: "Der Fonds Soziales Wien wird sein Angebot mit der aktuellen Finanzierung durch die Stadtregierung nicht aufrechterhalten können." Am stärksten seien die Bereiche Pflege, Behindertenhilfe und Wohnungslosenhilfe betroffen.