In Handschellen wurde ein Rumäne (26) Mittwoch (8.10.) in den Saal am Wiener Landl geführt. Im blütenweißem Hemd nahm der U-Häftling mit treuherzigem Blick vor Richterin und Staatsanwältin Platz – eine weiße Weste hat er laut Anklage aber nicht. Der Mann soll verliebten Frauen wie am Fließband das Geld aus der Tasche gezogen haben. Schwerer gewerbsmäßiger Betrug lautete der Vorwurf in zwölf Fällen, der Gesamtschaden beträgt 160.000 Euro.
Seine Opfer lernte der Verdächtige auf Dating-Plattformen kennen. "Der Fall erinnert an die Netflix-Serie "Tinder-Schwindler", so die Staatsanwältin. "Er spielte den Frauen Liebe und eine tiefe Beziehung vor. Um an ihr Geld zu kommen, baute er Drucksituationen auf."
Er sei in eine Polizeikontrolle geraten, brauche jetzt Geld um nicht festgenommen zu werden, soll er erzählt haben. Oder ihm würden ein paar Hundert Euro für eine Autoreparatur, eine Zahn-OP oder sogar ein Begräbnis fehlen. Gekonnt soll er seine Opfer belogen und manipuliert haben, wie in Chats nachzulesen ist.
Um ihm zu helfen überwiesen die Frauen viel Geld – dass sie Großteils nie mehr wieder sahen. Besonders verwerflich: Der Rumäne erschlich sich sogar das Vertrauen einer gehörlosen Wienerin – und zockte sie ab. Die 34-Jährige sagte am Mittwoch mittels Gebärdensprach-Dolmetscherin sichtlich bewegt als Zeugin aus. "Er hat manchmal zwei Mal am Tag nach Geld gefragt", so die Wienerin. "Er hat gesagt, er wird verhaftet, wenn er es nicht kriegt.
Die Frau nahm einen Kredit auf, löste einen Bausparvertrag auf und versetzte Schuck ihrer Urgroßmutter – nur um dem Mann zu helfen. "Er hat mir leid getan", so die gehörlose Wienerin. Insgesamt nahm ihr der Angeklagte 25.138,29 Euro ab. "Ich will das Geld wieder, ich muss es der Bank zurückzahlen." Bisher habe sie nur 700 Euro von ihm zurück bekommen.
"Ich brauchte das Geld, um meine Spielsucht zu finanzieren", so der Angeklagte, der mit bis zu drei Frauen gleichzeitig eine Sex-Beziehung führte – obwohl er fix vergeben war. "Das Geld wollte ich zurückzahlen, aber irgendwann ist es sich nicht mehr ausgegangen."
"Sein Verhalten war an Rücksichtslosigkeit, Frauenfeindlichkeit und Hinterhältigkeit nicht zu überbieten", so die Staatsanwältin." "Er hat die Frauen durch emotionalen Missbrauch gefügig gemacht und nachhaltig traumatisiert." Diese würden nun niemandem mehr vertrauen.
Urteil für den Love-Scammer am Mittwoch: Zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt. "Sie haben sich von den Opfern ihre Spielsucht finanzieren lassen. Das haben Sie so lange gemacht, bis Sie in U-Haft gekommen sind", so die Richterin. Der mit Auflagen verbundene Spruch ist bereits rechtskräftig.