Tierisch gefährlicher Trend

Tierärzte warnen: Immer weniger Hunde werden geimpft

Eine aktuelle Studie zeigt, dass 37 % der Hundebesitzer Impfungen für ihre Tiere kritisch sehen. Tierärzte warnen vor gefährlichen Trend.
20 Minuten
22.09.2025, 09:55
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Nicht nur Impfungen für Menschen werden spätestens seit der Pandemie kritisch beurteilt, auch bei Impfungen für Tiere nimmt die Skepsis zu: So zeigt eine Studie der Boston University von 2023, dass 37 Prozent der Hundebesitzer glauben, dass eine Impfung bei ihren Haustieren Autismus auslösen könnte. 40 Prozent halten Tier-Impfungen für unsicher, 30 Prozent für unnötig. Obwohl die Verbindung zwischen Impfungen und Autismus mehrfach widerlegt wurde, hält sich diese Angst hartnäckig.

Auch Tier-Impfkritiker in der Schweiz?

Das Schweizer Online-Magazine "20 Minuten" hat bei den Tierärztinnen Dr. Katharina Staub und Dr. Karin Furrer nachgefragt, ob sie den Trend, der sich in der Studie zeigt, auch in der Schweiz beobachten können – und wie wichtig Haustierimpfungen sind. Staub sagt: "Wir haben auch impfkritische Tierbesitzer in der Praxis."

Generell ließe sich diese Kundschaft in drei Kategorien einteilen: "Die erste Gruppe sind generell impfkritische Personen oder Impfgegner. Diese Personen denken, dass Impfungen schlecht sind und Schaden anrichten. Seit Corona hat diese Gruppe sicher zugenommen – oft haben diese Personen die gleiche Einstellung bei Human-Impfungen und übertragen diese auf die Hunde. Sie wünschen dann auch keine Impfberatung."

Die zweite Gruppe sind Personen, die im Internet etwas gelesen haben oder von anderen Hundehaltern gehört haben, dass Impfungen schlecht seien. "Diese Gruppe kann gegebenenfalls durch gute Beratung überzeugt werden, dass Impfungen per se nicht schädlich sind."

Die gleiche Erfahrung macht Furrer in ihrer Praxis: "Die Skepsis gegenüber Impfungen nimmt bei Tierhaltern zu, genauso wie die Beratungszeit in der Praxis. Diese Zeit nehmen wir uns aber gerne, da gerade bei Welpen eine Grundimmunisierung wichtig ist." Die letzte und glücklicherweise kleinste Gruppe seien laut Staub die Menschen, die davon ausgehen, dass Tierärzte und Pharmafirmen mit Impfungen nur Geld machen wollen.

Krankheiten praktisch ausgerottet

"Generell kann man sagen, dass Impfungen schon vielen Hunden das Leben gerettet haben, dass wir damit Krankheiten ‹ausrotten› konnten und sie ein wichtiges Instrument in der Krankheitsprophylaxe sind", so Staub weiter. Nebenwirkungen sind bekanntermaßen möglich, gerade die schwerwiegenden sind natürlich tragisch. Aber: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir durch die regelmäßigen Impfungen der Hunde viele Krankheiten nur noch selten sehen."

Furrer nennt in diesem Zusammenhang speziell die gefürchtete Parvovirose: "An dieser viralen Infektion sterben Tausende von nicht geimpften Welpen weltweit. In der Schweiz gibt es diese Erkrankung zum Glück kaum noch, da unsere Hundepopulation gut durchgeimpft ist. Das Risiko nimmt durch nicht geimpfte Einzeltiere sowie auch durch den illegalen Hundehandel oder durch das Reisen mit Hunden in Epidemiegebiete aber wieder zu."

„Dank medizinischer Fortschritte können wir heute eine Überimpfung vermeiden, Kombinationsimpfungen können aufgeteilt werden“
Dr. Karin Furrer

Laut Staub braucht auch nicht jeder Hund jede Impfung: "Impfempfehlungen für Hunde sind in den vergangenen Jahren angepasst worden. Wir können dank neuer Impfstoffe gezielter und individueller impfen. Zudem können für einige Erkrankungen auch Blut-Titer-Bestimmungen durchgeführt werden. Das heißt, es wird geprüft, ob genug Abwehrstoffe im Körper sind und so auf die Impfung verzichtet werden kann."

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