Ein kurzer Tanz, ein paar Sekunden Hüftwackeln – und plötzlich steht das Leben junger Studentinnen Kopf. Was als harmloses TikTok-Video begann, endet mit Schulverweis, öffentlicher Demütigung und einer Strafe, die an finstere Sowjet-Zeiten erinnert. In Putins Russland reicht manchmal schon ein Twerk, um zur Staatsfeindin zu werden.
„Wenn die Infektion nicht eingedämmt wird, wird sie sich vervielfachen.“Sorok Sorokowfundamentalistisch-orthodoxe Organisation in Russland
So geschehen bei drei mutmaßlich 18-jährigen Frauen, die für ihr ihren Beitrag auf TikTok wegen "geringfügigen Rowdytums" verurteilt wurden. Das Video zeigt die Mädchen vor der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, wie sie "mit dem Hintern wackeln". Zur Strafe wurden sie nicht nur von ihrer Universität verwiesen, sondern Berichten zufolge auch zu elf Monaten "Erziehungsarbeit" verurteilt.
Die Russische Staatliche Stroganow-Universität für Kunst und Industrie reagiert damit auf den Aufschrei orthodoxer Aktivisten. Die traditionalistische Interessensgruppe "Sorok Sorokow" kritisierte scharf die "hirnlosen Mädchen, die beschlossen, an Popularität zu gewinnen". Weiters behauptete die Gruppe: "Wenn die Infektion nicht eingedämmt wird, wird sie sich vervielfachen."
Die Hochschule begründete ihren Schritt mit der Begründung, dass die Studentinnen "die öffentliche Ordnung verletzt und die religiösen Gefühle der Bürger beleidigt" hätten. Sie hoffe, dass die Mädchen zukünftig auf ihr Verhalten achten und nicht zulassen, dass ihr Leben durch Dummheit ruiniert werde.
Die Strafverfolgungsbehörde reagierte auf die Aufnahmen mit eiserner Faust und nahm die drei Mädchen für eine "Ordnungswidrigkeit" in Gewahrsam. Sorok Sorokow reagierte zufrieden auf die Neuigkeiten: "Wir danken den Strafverfolgungsbehörden für den Schutz der Rechte der Gläubigen und der öffentlichen Moral."
In Russland geht Putin mit harter Hand gegen alles vor, was nicht seinem Bild von "traditionellen Werten" entspricht. Ob Twerking, ein Kuss unter Frauen oder ein freizügiges Foto – wer sich öffentlich nicht wie gewünscht zeigt, riskiert Strafen, Fahndungen oder öffentliche Demütigung. Selbst harmlose Online-Clips können zur Staatsaffäre werden.