Speedwatching

Videos im Schnelldurchlauf – ab diesem Alter schadet es

Während junge Menschen sich bei doppelter Wiedergabe Dinge besser merken können, sinkt das Verständnis bei Älteren stark.
04.07.2025, 14:52
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Minutenlange Sprachnachrichten, stundenlange Hörbücher, endloses Tiktok-Rabbithole: Dein Alltag ist voller digitaler Inhalte – mehr als du je konsumieren könntest. Eine Lösung, um noch mehr Videos und Reels unterzubringen? Die Wiedergabe in 1,5- oder 2-facher Geschwindigkeit. So passt die Uni-Vorlesung in die Mittagspause, der Podcast zum Pendeln und das Youtube-Video zum Zähneputzen. Viele finden das praktisch. Aber ist es auch sinnvoll?

Wenn du bereits Speedwatching betreibst – also das Abspielen von Videos oder Audios in schnellerer Geschwindigkeit – dann vermutlich, um Zeit zu sparen oder mehr Wissen in kürzerer Zeit zu tanken. Jedoch sollte es nicht inflationär genutzt werden – vor allem ab einem bestimmten Alter.

Die Geschwindigkeit lässt sich in den Video-Einstellungen verändern.
Screenshot: youtube/callherdaddy

"Schnelles Abspielen zwingt zur Konzentration"

Gehörst du zu denjenigen, die sich Uni-Vorlesungen auf doppelter Geschwindigkeit anhören, kannst du erst mal durchatmen: Studien zeigen, dass du dadurch nicht automatisch weniger verstehst. Im Gegenteil: Forschende fanden heraus, dass Studierende bei zweifacher Wiedergabe nicht nur genauso viel behalten wie ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen im Normaltempo – sie schnitten sogar teilweise besser ab.

Der Neurobiologe Martin Korte erforscht an der Technischen Universität Braunschweig, was beim Lernen im Gehirn passiert und sagt: "Schnelles Abspielen zwingt zur Konzentration." Statt sich mit einem anderen Gerät abzulenken oder geistig abzudriften, bleibst du beim Thema. "Speedwatching erfordert ein höheres Maß an Konzentration und Aufmerksamkeit, und das kann helfen, Informationen besser zu verarbeiten."

Besonders effektiv ist das, wenn man sich auf Klausuren vorbereitet, Inhalte schnell überblicken will und viel auswendig lernen muss. Wer aber komplexe Themen langfristig im Gehirn speichern möchte, sollte laut Studie lieber bei normaler Geschwindigkeit bleiben.

Ab 2,5 kommt das Hirn nicht mehr mit

Ab welchem Tempo lassen sich die Informationen aber nicht mehr vollständig verarbeiten? Eine neue Metaanalyse von 24 Studien, veröffentlicht im "Educational Psychology Review", hat genau das untersucht. Ergebnis: Ab einer Geschwindigkeit von 2,5 kommt das menschliche Gehirn nicht mehr mit.

Werden Inhalte in einem zu hohen Tempo abgespielt, kann das Hirn einen Teil der Informationen nicht speichern.
Getty Images/iStockphoto

Warum? Weil das Arbeitsgedächtnis – der Teil, der Informationen erst einmal speichert und verarbeitet – nur eine begrenzte Menge aufnehmen kann. Wird es zu viel auf einmal, bleibt Wissen auf der Strecke.

Junge sind an Speedwatching gewöhnt

Doch hier muss unterschieden werden: Während junge Gehirne von Speedwatching profitieren, verlieren Erwachsene über 60 bei 1,5-facher Geschwindigkeit rund ein Drittel des Verständnisses. Jüngere können dagegen bei doppeltem Tempo noch gut mitkommen.

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Liegt das am Alter oder daran, dass junge Erwachsene an Speedwatching gewöhnt sind? Beides, vermuten die Forschenden. Aber auch ältere Menschen können sich daran gewöhnen – brauchen aber mehr Training.

Hilft immer: Notizen per Hand

Was dem Gedächtnis dagegen immer hilft – egal in welchem Alter: handschriftliche Notizen. Studien belegen, dass Informationen so tiefer im Gedächtnis verankert werden. Wer also mit Tempo lernt, sollte bewusst eine Pause einlegen und Notizen per Hand aufschreiben.

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