Eine Streicheleinheit? Futter? Spielen? Oder Hilfe? Ein Miau von Katzen kann vieles bedeuten. Doch was? Und was bedeutet es, wenn zum geschnurrten Laut noch der Schwanz zuckt?
Bei der Klärung solcher Fragen soll künftig Künstliche Intelligenz (KI) helfen.
Unter anderem das chinesische Unternehmen Baidu. Die Firma, die die größte Suchmaschine Chinas betreibt, hat im Winter 2024 einen Patentantrag für ein Verfahren eingereicht, das verschiedenste Katzendaten in menschliche Sprache umwandeln will.
Dem Antrag zufolge wird das System Tierdaten sammeln, darunter Stimmgeräusche, Verhaltensmuster und physiologische Signale. Diese werden vorverarbeitet und zusammengeführt, bevor eine KI-gestützte Analyse durchgeführt wird, die den emotionalen Zustand des Tieres erkennen soll. Die emotionalen Zustände würden dann Bedeutungen zugeordnet und in die menschliche Sprache übersetzt. Das Ziel: "eine tiefere emotionale Kommunikation und ein tieferes Verständnis zwischen Tieren und Menschen", heißt es im Patentantrag.
Es ist zumindest nicht ausgeschlossen. So gibt es bereits Apps, die beim Miteinander helfen sollen:
Die App "Feline Grimace Scale" soll es anhand von vor allem Kopfdetails von Katzen ermöglichen, etwas über das Befinden der Tiere herauszufinden. Das Ganze basiert auf der Arbeit von Veterinärmedizinerinnen und -medizinern der Université de Montréal in Kanada und funktioniert mit einem Punktesystem:
Auch die App "Meowtalk: Katzensprache" verspricht, die Kommunikation von Katzen und Menschen zu verbessern. Sie soll das Miauen von Katzen sogar in Echtzeit übersetzen können. So wird ein Gefiepse plötzlich zu "Ich liebe dich" und ein etwas kräftigeres Miauen wird als "ich bin gerade auf der Jagd" übersetzt. Ein anderes deutet vielleicht auf Krankheit hin.
Auch hier steckt seriöse Forschung dahinter. Zum Entwicklerteam gehört neben einem ehemaligen Amazon-Alexa-Experten auch ein Forscher der Universität Mailand. Dieser hatte 2019 gemeinsam mit Kollegen in einer Studie gezeigt, dass "Miau" nicht gleich "Miau" ist, sondern Katzen ihr Miauen tatsächlich je nach Situation gezielt anpassen.
MeowTalk nutzt maschinelles Lernen, einen Teilbereich von KI, um Tausende eingesendeter Katzenlaute nach Absichten zu kategorisieren. Eine Überprüfungsstudie von MeowTalk aus dem Jahr 2021 gibt an, dass die KI in fast 90 Prozent der Fälle richtigliegt.
Dass Computer in der Lage sind, die für den Menschen unverständlichen Äußerungen von Katzen knacken zu können, bestätigt auch eine Preprint-Arbeit vom Mai 2025.
Darin geht es um eine "neuartige, wissenschaftlich fundierte Methode zur Klassifizierung von Katzenlauten in 40 verschiedene Kategorien", so Autor und US-Unternehmer Vlad Reznikov. Bei der Methode handelt es sich um die von Reznikov entwickelte Feline Glossary Classification 2.3. (FGC2.3), ein strukturiertes System zur Klassifizierung und Interpretation von Katzenlauten.
Durch den Einsatz von maschinellem Lernen habe man eine Erkennungsgenauigkeit in Echtzeit von über 95 Prozent erreichen können. Und zwar über alle Katzenrassen hinweg. Eine Beurteilung von unbeteiligten Fachleuten der Arbeit steht noch aus. Ausgeschlossen scheint es jedoch nicht zu sein.
Ganz abgeneigt scheinen sie zumindest nicht zu sein. "Meowtalk" wurde allein im Google-Play-Store über 10 Millionen Mal heruntergeladen.
Die Baidu-Ankündigung wurde mit gemischten Gefühlen angenommen: Während einige von der Möglichkeit begeistert waren, ihre Haustiere irgendwann besser verstehen zu können, waren andere skeptisch. "Das klingt zwar beeindruckend, aber wir müssen sehen, wie es sich in der Praxis bewährt", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen User vom chinesischen Kurzmitteilungsdienst Weibo.