Zwischen Verzweiflung und Widerstand: Schon in den frühen Morgenstunden herrschte am Mittwoch im Linzer Bergschlößlpark wieder Ausnahmezustand. Seit etwa 7 Uhr wird erneut für den Westring gerodet. Die Aktivisten denken aber gar nicht daran, aufzugeben: Rund zehn Bäume waren beim "Heute"-Lokalaugenschein am Vormittag von Aktivisten besetzt.
Politik sowohl von Stadt, Land und Bund sowie die Asfinag werden nicht müde, das gewaltige Bauvorhaben der Autobahn A26 zu preisen: Weniger Verkehr in der City und eine geringere Lärm- und Umweltbelastung werden versprochen.
Bereits 2015 gestartet, sollen die Arbeiten für den Westring noch weitere zehn Jahre in Anspruch nehmen.
"Es ist zum Schämen", sagt eine Passantin am Rande des Parks beim Anblick der gefällten Bäume. Der Tenor: "Es tut richtig weh." Eine andere Spaziergängerin murmelt im Vorbeigehen nur "schrecklich" und schüttelt den Kopf.
Einige Passanten kommen extra vorbei, um die Aktivisten zu unterstützen. Sie bringen heißen Tee, sprechen ihnen Mut zu. "Ich bin gestern hergekommen und hab gleich zum rean angefangen", erzählt eine Befürworterin. Viele Anrainer können den Anblick gar nicht fassen.
Dabei dürfte wohl auch das große Polizeiaufgebot eine Rolle spielen. Mehrere Streifenwagen parken entlang der Ziegeleistraße, maskierte Beamte sichern die Baumfällungen – wie auch schon am Vortag – ab. Am Dienstag wurden die Aktivisten schließlich auch aus den Bäumen geholt, wie Fotos zeigen.
Aktivisten wehren sich weiter gegen die Rodung:
Mindestens acht Demonstranten sitzen seit Stunden in den Baumkronen, zwei protestieren in aufgespannten Hängematten weiter gegen die Rodung. Sie alle sind dort schon seit ca. 5 Uhr früh – und haben nicht vor, bald herunterzukommen.
Vor allem entlang der Ziegeleistraße werden nacheinander die Bäume gefällt. Laut Politiker Lorenz Potocnik (LinzPlus), der auch heute wieder vor Ort ist, sind sie alle zwischen 40 und 50 Jahre alt. Direkt gegenüber haben sich weitere Aktivisten mit einem Banner positioniert. Jedes Mal, wenn ein Baum fällt, buhen sie laut. Am Ende können sie aber nur zuschauen.
In mehreren Metern Höhe besetzt auch Lenard Zipko einen Baum im Ziegeleipark. "Ich muss davon ausgehen, dass ich bis 18 Uhr hier oben sitze", sagt er gegenüber "Heute". Nur wenige Meter weiter wird schon gesägt, die Kettensäge übertönt beinahe das Gespräch. Welche Bäume am Mittwoch genau gefällt werden, wissen die Aktivisten nicht.
Die Kälte macht Lenard zwar etwas zu schaffen, die Unterstützung der Anrainer gibt ihm aber Kraft. Er ist sich sicher: "Viele sind dabei, weil sie jetzt das Ausmaß sehen." Für ihn könnte es heute aber noch durchaus noch ernst werden: "Sein" Baum ist zum Fällen markiert.