Kassen-Fusion in der Kritik

Ärzte-Vertreterin: "Struktur der ÖGK lähmt Reformen"

Die Ärztekammer-Kurienobfrau Fedra-Machacek fordert mehr regionale Gesundheitsplanung. Sie kritisiert die lähmende Bürokratie der ÖGK.
Aram Ghadimi
28.07.2025, 06:00
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"Dezentrale Gesundheitsversorgung statt lähmender Bürokratie", das forderte die neue Kurienobfrau für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Dagmar Fedra-Machacek, im Rahmen ihrer Angelobung im Landhaus St. Pölten, am vergangenen Freitag.

Reparatur der Reform

Diese Forderung fällt in die intensive Phase rund um die angekündigten Reformpartnerschaft auf Ebene der Landeshauptleute. Seitens der Landeshauptleute kommt auch Kritik an der Kassen-Fusion: So wurde die "Reparatur der ÖGK-Reform" bereits vom Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP), aber auch von ÖGK-Obmann Andreas Huss ins Spiel gebracht. Und auch Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer (ÖVP) sieht bei der Gesundheitsversorgung dringenden Handlungsbedarf. Er fordert mehr Entscheidungsspielraum in den Ländern.

Planung soll dezentral sein

"Ich begrüße diesen Vorstoß sehr", kommentierte das jetzt Ärzte-Vertreterin Fedra-Machacek: "Wir haben dabei keine Zeit zu verlieren. Wir brauchen Reformen, die das System besser, dezentraler und finanzierbar machen, ohne medizinische Einbußen."

Länder wie Dänemark würden zeigen, dass das möglich sei. Das dortige Prinzip laute: Je wohnortnäher, desto mehr wird vor Ort entschieden. Das findet auch Fedra-Machacek: "Wir müssen Gesundheitsleistungen dezentral und regional planen, steuern und umsetzen."

"ÖGK-Struktur lähmt Reform-Prozesse"

Die Ärzte-Vertreterin sagt: "Gesundheitsleistungen im urbanen Raum müssen anders geplant werden als am Land." Das betreffe nicht nur die Bundesländer, sondern auch einzelne Bezirke: "Wir haben im Bezirk Horn andere Themen und Herausforderungen als im Bezirk Mödling. Das kann nicht am Reißbrett in Wien entschieden werden."

Bis vor einem Jahr habe es noch Ansprechpersonen in der jeweiligen ÖGK-Landesstelle gegeben. "Jetzt liegt die Zuständigkeit für Medikamentenbewilligungen in Kärnten, die Vorsorgeuntersuchung im Burgenland und die Hausapothekenangelegenheiten in Wien. Wobei sich diese Zuständigkeiten ständig ändern. Das lähmt auf allen Ebenen", sagt Fedra-Machacek.

Entscheidungen um Monate verzögert

Auf den Start des Pilotprojekts "HerzMobil" – ein Projekt zur telemedizinischen Betreuung von Herzinsuffizienz – müssten Niederösterreichs Patienten aufgrund fehlender Unterschriften noch immer warten, obwohl die Ärztekammer die Umsetzung des Projekts bereits im Mai beschlossen hat.

Prävention und psychosoziale Angebote stagnieren

Dringenden Reformbedarf sieht Fedra-Machacek hinsichtlich der Trennung zwischen Gesundheits- und Sozialbereich. "Diese Bereiche sind versicherungstechnisch zu streng getrennt, um Patientinnen und Patienten im Team optimal betreuen zu können. Darum kommen wir in Österreich auch bei der psychosozialen Betreuung und Gesundheitsprävention nicht voran."

Dann zählt Fedra-Machacek konkrete Punkte auf: "Wir brauchen den Ausbau der Primärversorgung, einen modernen Leistungskatalog und eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsberufen." Das gelte besonders auf regionaler Ebene. Reformgespräche seien ein erster Schritt: "Wir brauchen aber Taten", so Fedra-Machacek.

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