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Banken sparen: Ein Drittel der Filialen in NÖ weg!

In Niederösterreich sperrten in den vergangenen Jahren ein Drittel aller Bankfilialen zu. In keinem anderen Bundesland waren es mehr – ein Überblick.
Aram Ghadimi
22.08.2025, 05:30
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In manchen Regionen des Landes wird die Behebung von Bargeld zu einer regelrechten Schnitzeljagd – vielerorts müssen Kunden nach Bankfilialen suchen, immer öfter stehen sie vor verschlossenen Türen. Niederösterreich, so zeigt jetzt eine Erhebung des Momentum-Instituts, ist besonders stark vom Rückgang betroffen.

Im flächenmäßig größten Bundesland Österreichs wurden im Vergleich die meisten Bankfilialen geschlossen – 376 Standorte von ursprünglich 1.119 Banken sind seit 2005 verschwunden. Das entspricht einem Drittel (34 Prozent) aller Filialen innerhalb von 20 Jahren.

„Die Kunden zahlen 62 Prozent höhere Gebühren – für 30 Prozent weniger Filialen.“
Momentum InstitutForschungseinrichtung

Maßgeschneiderte Lösungen

"Unsere Kunden sind unsere Nachbarn. Wir kennen sie und ihr Lebensumfeld wie keine andere Bank und können ihnen so maßgeschneiderte Finanzlösungen direkt vor Ort bieten", schreibt sich etwa die Raiffeisenbank Region Waldviertel Mitte auf ihre Webseite. Tatsächlich hat aber der Raiffeisenkonzern in Niederösterreich von allen dort ansässigen Banken die meisten Filialen geschlossen: 225 Standorte sind aufgelassen worden.

Den stärksten Rückgang, gemessen an der Zahl der ursprünglich betriebenen Filialen, hat aber die Volksbank, die nahezu zwei von drei ihrer Filialen geschlossen hat – laut Momentum Institut satte 61 Prozent. Die Experten stützen sich dabei auf die Zahlen der Österreichischen Nationalbank (OeNB).

„Innerhalb von nur drei Jahren wurden die Bankgebühren um weitere 33 Prozentpunkte, von 29 auf 62 Prozent, mehr als verdoppelt.“
Momentum InstitutForschungseinrichtung

Seitens des Momentum Instituts kommt auch diese scharfe Kritik am Bankensystem Österreichs: "Die heimischen Banken erhöhen ihre Preise laufend. Die Kunden zahlen heute im Vergleich zu 2005 um 62 Prozent höhere Gebühren. Gleichzeitig stehen für sie um 30 Prozent weniger Filialen zur Verfügung." Das zeige eine Auswertung von Inflationszahlen der Statistik Austria.

Banken haben Gebühren deutlich erhöht

"Banken verlangen für Finanzdienstleistungen wie Kontoführung oder Depots Gebühren. Von 2005 bis 2021 haben sie diese um 29 Prozent erhöht", rechnet das Momentum Institut auf seiner Webseite aus. Ab 2021 dann der Schock für Kunden: "Innerhalb von nur drei Jahren wurden die Bankgebühren um weitere 33 Prozentpunkte, von 29 auf 62 Prozent, mehr als verdoppelt. Die Banken haben damit ihre Preise bzw. Gebühren zwischen 2021 und 2024 sogar deutlich stärker erhöht als die allgemeine Teuerung in Höhe von 20,5 Prozent."

Dabei würden die Banken ohnehin an den höheren Zinszahlungen ihrer Kunden verdienen, gibt das Momentum Institut zu bedenken. Trotzdem wurden Konto und Depot teurer – ohne, dass sich für die Kundschaft etwas verbesserte hätte. In ganz Österreich sind in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als 1.500 Bankfilialen verschwunden.

OGH bekämpft unzulässige Klauseln

Im Gegenteil, kürzlich erklärte der Oberste Gerichtshof (OGH) mehrere Klauseln in den Kreditverträgen der BAWAG für rechtswidrig: Konkret geht es dabei um eine Bearbeitungsgebühr für Kredite in der 1,5 Prozent der Kreditvaluta, die der OGH als "gröblich benachteiligend gemäß § 879 Abs 3 ABGB" beurteilte. Die Gebühren können jetzt zurückgefordert werden, heißt es seitens der Arbeiterkammer (AK).

Bei einem Kredit von 220.000 Euro ergab sich so eine Bearbeitungsgebühr von 3.300 Euro. Für welches Service Kunden hier bezahlen sollten, blieb fraglich. Für den OGH war daher die Bemessung von 1,5 Prozent der Kreditvaluta nicht nachvollziehbar, weshalb er die Vertragsklausel schließlich für unzulässig erklärte. Ob solche Kreditbearbeitungsgebühren grundsätzlich rechtswidrig sind, wurde jedoch offen gelassen.

Raiffeisen: "Mittlerweile 95 Prozent über Internet"

Gegenüber dem ORF betonte Raiffeisen, dass mittlerweile die meisten Bankvorgänge über das Internet abgewickelt würden: "Über 95 Prozent aller Bankgeschäfte werden heute bereits digital erledigt, deshalb investieren wir massiv in die digitalen Services", hieß es seitens der Bank und dass man immer noch das dichteste Bankstellennetz im Bundesland betreibe. Man sei daher "mit Abstand der verlässlichste Partner in der Region."

Seitens der Volksbank, schreibt der ORF, sei die Anfrage nicht beantwortet worden. In ihren aktuellen Geschäftsbericht schreibt sie sich: "Die Volksbank Niederösterreich darf sich 2024 über gute Ergebnisse freuen. Die Bilanzsumme stieg um 4,34 % auf 3,89 Mrd. Euro." 46 Filialen (inkl. 3 SB-Filialen) stünden aktuell zur Verfügung.

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