Während Wladimir Putin in Kirgisistan offiziellen Terminen nachgeht, sorgen abgehörte Telefonate in Moskau für Aufregung: Die Nachrichtenagentur Bloomberg hat Mitschriften seines langjährigen Beraters Jurij Uschakow veröffentlicht, die nun für heikle Fragen zur Rolle des Kremls im US-Friedensplan sorgen.
In einem soll Uschakow mit Trumps Sondergesandten Steve Witkoff gesprochen haben, der dem Kremlmann empfiehlt, wie Putin mit Trump umgehen und welchen Weg er bei einem möglichen Friedensdeal einschlagen sollte.
Ein zweites Gespräch soll Uschakow mit Putins Berater Kirill Dmitrijew geführt haben - jener Mann, der als Verbindungsglied zum Trump-Team gilt. Dmitrijew sollte demnach einen russischen Vorschlag für einen "Friedensplan" übermitteln, um das "Maximum herausholen", wie Uschakow sagt.
Beide Mitschriften, datiert auf Oktober, zeigen detailliert, wie intensiv der Kreml an der Entstehung des US-Friedensplans beteiligt gewesen sein soll. In den 28 Punkten zum möglichen Kriegsende in der Ukraine fanden sich wesentliche Teile eines russischen Vorschlags wieder.
In Moskau hatte man die US-Version des Plans zunächst bestritten oder heruntergespielt. Erst hieß es, man kenne das Dokument nicht. Danach erklärte Putin, es handle sich um eine überarbeitete Version eines alten Trump-Plans aus Alaska. Sprecher Dmitrij Peskow beteuerte zudem, das Papier sei "nicht konkret" mit Moskau abgestimmt worden.
Mit dem Bekanntwerden der Protokolle hat der Kreml nun ein doppeltes Problem: Zwei Spitzenbeamte wurden abgehört - und die Daten landeten bei internationalen Medien. Wie der "Spiegel" berichtet, erklärte Uschakow zunächst im TV-Sender Rossija 1, die Abhöraktion sei nicht von Russen erfolgt. Die Echtheit des Gesprächs bestätigte er da noch nicht, sagte aber: Er führe "viele Gespräche mit Witkoff".
Im Interview mit der Zeitung Kommersant wurde der Putin-Berater deutlicher. Er gab zu, möglicherweise über WhatsApp kommuniziert zu haben. Es existierten geschützte Kommunikationskanäle, bei denen keine Lecks vorkämen, sagte er. "Und es gibt einige Gespräche über WhatsApp, die offenbar jemand auf irgendeine Weise mithören kann."
Damit legte Uschakow nahe, dass er, wie Witkoff, über eine technisch unsichere Verbindung telefoniert hatte. Brisant: WhatsApp ist in Russland seit Monaten blockiert, nur über VPN nutzbar, und als extremistisch eingestuft - offiziell ist die App verboten. Trotzdem nutzen Kremlmitarbeiter und Ministerien sie weiter.
Die Herkunft der Mitschriften bleibt offen. Der Politologe Wladimir Pastuchow tippt letztlich auf Europa: "Moskau braucht keine Eigenwerbung, Washington keine Anti-Werbung. Kyjiw verfügt kaum über die technischen Möglichkeiten, Peking ist nicht beteiligt. Bleibt Europa."
Sprecher Peskow versuchte die Veröffentlichungen herunterzuspielen. In den Mitschriften sei "nichts Schlimmes", und unklar sei ohnehin, "ob sie wahr sind oder nicht". Gleichzeitig stärkte er Witkoff den Rücken. Die Kritik an Trumps Gesandtem ziele darauf ab, "die bislang noch bescheidenen Tendenzen zu einer Lösung durch Friedensverhandlungen zu torpedieren", erklärte Peskow.
Dmitrijew wiederum sprach von "den Kriegstreibern", die dahintersteckten - gemeint sind aus russischer Sicht vor allem europäische Unterstützer der Ukraine.
Putin selbst äußerte sich aus Kirgisistan knapp. In der Trump-Regierung werde verstanden, dass die Ukrainefrage komplex sei und schwierige Lösungen brauche - eine Form, die durchaus als Lob gelesen werden kann.
Der nächste Schritt ist bereits geplant. In der kommenden Woche erwartet Putin erneut Witkoff in Moskau. Dann soll eine überarbeitete, gekürzte Fassung des Friedensplans mit 22 Punkten diskutiert werden - ausgehandelt in Genf, mit stärkerer Berücksichtigung ukrainischer Positionen. Ob Putin diese Version akzeptiert, bleibt offen.