Ein Jahr lang stießen sie offenbar auf taube Ohren, jetzt greifen sie durch: Der französische Präsident Emmanuel Macron und seine Frau Brigitte haben im US-Bundesstaat Delaware eine Verleumdungsklage gegen die rechtspopulistische US-Influencerin und Aktivistin Candace Owens (36) eingereicht. Sie klagen unter anderem gegen Owens’ Behauptung, Brigitte Macron sei als Mann geboren worden.
Das Präsidentenpaar ist offenbar bereit, für die Gerichtsverhandlung in die USA zu reisen – was insofern aufsehenerregend ist, als dass sich amtierende Staatschefs kaum je juristisch gegen Falschbehauptungen zur Wehr setzen.
Owens reagierte trotzig auf die Nachricht – und wiederholte erneut ihre Theorie über Brigitte Macron. "Ich bin voll und ganz darauf vorbereitet, diesen Kampf aufzunehmen", so die 36-Jährige in ihrem Podcast. "Im Namen der ganzen Welt" werde sie die Macrons vor Gericht sehen.
Die 218-seitige Verleumdungsklage bezieht sich auf Owens’ achtteilige Video-Serie "Becoming Brigitte", die im März auf YouTube veröffentlicht und seither gut 24 Millionen Mal aufgerufen wurde.
Darin kocht die Amerikanerin die seit Jahren kursierenden Gerüchte wieder hoch, wonach die französische First Lady transsexuell und also als Mann geboren worden sei. Die Macrons seien darüber hinaus Teil einer großen Verschwörung von Pädophilen und einer elitären Weltordnung.
In einem ihrer Videos behauptet Owens auch, US-Präsident Donald Trump habe sie angerufen und aufgefordert, nicht mehr über Brigitte Macron zu sprechen. Er befinde sich in Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine und wolle Frankreichs First Lady "nicht verärgern". Diese sei "alt, und das trifft sie wirklich sehr", soll ihr Trump am Telefon erklärt haben.
Für das französische Präsidentenpaar steht fest, dass die Amerikanerin auf ihre Kosten vor allem verdienen will. Owens habe wissentlich Falschbehauptungen eingesetzt, um Geld mit ihrer Plattform zu verdienen, heißt es in der Anklageschrift. Auf Gesuche, die Inhalte zurückzuziehen, habe sie jeweils mit weiteren Unwahrheiten reagiert. Etwa damit, dass Brigitte und Emmanuel Macron miteinander verwandt seien und er mit Hilfe eines CIA-Programms Präsident Frankreichs geworden sei.
Die Amerikanerin habe Brigitte Macrons "Aussehen, ihre Ehe, ihre Freunde, ihre Familie und ihre persönliche Geschichte seziert und alles zu einer grotesken Erzählung verdreht, die darauf abzielt, sie zu erzürnen und zu erniedrigen", heißt es in der Klage weiter. "Das Ergebnis ist unerbittliches Mobbing in weltweitem Ausmaß."
Besonders originell sind Owens’ Theorien über die Macrons nicht. Die Amerikanerin hat sie vielmehr von zwei Französinnen abgekupfert.
Die "autodidaktische unabhängige Journalistin" Natacha Rey und die Wahrsagerin Amandine Roy trugen 2021 maßgeblich zur Verbreitung der Verschwörungstheorie rund um die Macrons bei. Sie verbreiteten Fotos ihrer Familie, sprachen von chirurgischen Eingriffen und behaupteten, Brigitte sei nicht die Mutter ihrer drei Kinder.
Auch hier gab es eine Verleumdungsklage gegen Roy und Rey – was die Wahrsagerin wohl hat kommen sehen: Letzten September verurteilte sie ein französisches Gericht zu Zahlungen von umgerechnet 7500 Franken an Brigitte Macron und 4600 Franken an ihren Bruder. Auch Präsident Macron äußerte sich damals zu den Vorwürfen: "Es gibt immer noch Verrückte da draußen."