Auch wenn für viele die Erkältungssaison geschafft ist, kämpfen immer noch viele mit bakteriellen Infektionen. Ein möglicher Grund könnte eine Antibiotikaresistenz (= AMR) sein, die sich aufgebaut hat. Manche Menschen entwickeln durch den Missbrauch oder durch eine Falschnutzung von Medikamenten solch eine Resistenz, die vor allem für Kinder fatal werden kann. Eine Studie, die auf der ESCMID Global 2025 in Wien vorgestellt wurde, demonstriert besorgniserregende Ergebnisse.
Eine Antibiotikaresistenz entsteht dadurch, wenn Mikroben (= mikroskopisch kleine Lebewesen) sich so verändern, dass diese nicht mehr auf Antibiotika reagieren können. Schlimm, denn diese Medikamente werden eingenommen, um bakterielle Infektionen zu behandeln. In manchen Fällen werden Antibiotika verschrieben, um den Beginn einer möglichen Infektion zu verhindern, wie vor einer Operation.
Einige Bakterien haben sich aber schon so weiterentwickelt, dass die Antibiotika nicht mehr richtig anschlagen. Das kann darauf zurückzuführend sein, dass die Medikamente länger oder fälschlicherweise eingenommen werden. Während Millionen Menschen mit einer Antibiotikaresistenz zu kämpfen haben, verlangsamt sich die Produktion neuer Antibiotika, die mit einem langwierigen und teuren Prozess verknüpft sind.
Derzeit gehört die Antibiotikaresistenz zu einer der größten Gefahren des Gesundheitswesen weltweit. Die Studie, die in Wien präsentiert wurde, zeigte, dass die Zahl der antibiotikaresistenten Infektionen bei Kindern in nur drei Jahren sich mehr als verzehnfacht hat. Die Corona-Pandemie kann bei dem Boom der Infektionen mitgewirkt haben. Im Jahr 2022 sollen mehr als drei Millionen Kinder auf der Welt an antibiotikaresistenten Infektionen verstorben sein. Als gefährdetste Gruppe gelten Kinder in Afrika und Südostasien.
Ärztin Jessika Hu der Murdoch Children's Research Institute in Australien und Professor Joseph Harwell der Clinton Health Access Initiative berichten von einem signifikanten Wachstum der Nutzung von Antibiotika, die eigentlich nur eingenommen werden sollten, wenn Patienten unter ernstzunehmenden Infektionen leiden.
Zwischen 2019 und 2021 ist die Nutzung von sogenannten "watch"-Antibiotika, die schnell zu einer Resistenz führen können, um 160% in Südostasien und 126% in Afrika gewachsen. Währenddessen ist der Gebrauch von "reserve"-Antibiotika, die für schwere und antibiotika-resistente Infektionen genommen werden, um 45% in Südostasien und 125% in Afrika gestiegen. „Der zunehmende Einsatz von Watch- und Reserve-Antibiotika mag zwar als Reaktion auf die gleichzeitige Zunahme arzneimittelresistenter Infektionen notwendig sein, doch birgt der drastische Anstieg des Einsatzes dieser Medikamente mehrere ernsthafte langfristige Risiken", kommentierte Harwell.
Die Forscher der Studien warnen davor, dass bei einem stärkeren Wachstum der antibiotikaresistenten Bakterien es weniger, wenn nicht kaum, Alternativen geben wird, um die hartnäckigen Infektionen behandeln zu können. Harwell erläutert, dass die Antibiotikaresistenz ein globales und facettenreiches Problem ist und eine einzige Lösung zu finden, sich nicht einfach ergibt. Laut ihm sind Antibiotika schon etwas Allgegenwärtiges geworden, denn sie sind bereits in unserer Nahrung oder in der Umwelt zu finden. Außerdem meint er, dass mehr Antibiotika gebraucht werden, da mehr Patienten diese benötigen.
Eine Lektorin der Mikrobiologie-Abteilung des King's College in London, Dr. Lindsey Edwards, erläutert, dass die neue Studie ein alarmierendes Fazit im Gegensatz zu älteren Ergebnissen aufzeigt. Die Studienergebnisse sollten ein Weckruf für die Gesundheitspolitik sein, betont Edwards. Sie sieht eine Gefährdung der jahrzehntelangen Fortschritte in der Kindergesundheit, insbesondere in den gefährdetsten Regionen der Welt, wenn nicht endlich entschlossen gehandelt wird.