Fünf Verhandlungsstunden, kein Ergebnis – auch in der vierten Runde der Kollektivverhandlungen für die rund 90.000 Beschäftigten der IT-Branche konnte am Donnerstag keine Einigung erzielt werden.
Obwohl die Branche wirtschaftlich besser durch die letzten Jahre gekommen sei als die Gesamtwirtschaft, hätten die Arbeitgeber am Donnerstag verweigert, ein verbessertes Angebot vorzulegen, wie die Gewerkschaft GPA in einer Aussendung schildert.
Die Arbeitgeber blockieren und pochen weiterhin auf ihr bestehendes Angebot. Dieses schließe eine Erhöhung der IST-Gehaltssumme aus, und die Mindestgehälter sollen um 1,9 Prozent steigen. Für die GPA sei das aber inakzeptabel.
Deshalb soll nun am 8. Jänner 2026 eine österreichweite Betriebsrät:innen-Konferenz stattfinden, bei der angesichts dieser anhaltenden Blockadehaltung über die weitere Vorgehensweise beraten werden soll.
"Der derzeitige Verhandlungszugang der Arbeitgeber gefährdet nicht nur einen fairen Kollektivvertragsabschluss, sondern das Selbstverständnis des IT-Sektors als moderne Zukunftsbranche", attestiert Sandra Steiner, Verhandlungsleiterin der Gewerkschaft GPA.
"Gerade für eine Branche, die sich als Job- und Innovationsmotor positionieren will, ist dieser Kurs fatal – nach innen wie nach außen", betont die Gewerkschafterin. Denn die aktuelle Schwarzmalerei habe nicht nur wenig mit der wirtschaftlichen Realität des IT-Sektors zu tun, sondern stehe auch in einem diametralen Gegensatz zum anhaltenden Bedarf nach Fachkräften.
"Wir erleben aktuell, dass die IT systematisch schlechtgeredet wird: Wer jenen Beschäftigten, die es überhaupt ermöglicht haben, dass sich die IT besser entwickelt hat, als die Gesamtwirtschaft, nun die faire Abgeltung ihrer Leistung abspricht, gefährdet die Attraktivität als Arbeitgeber massiv!", so Steiner weiter.
Von Wertschätzung sei bei dem vorliegenden Angebot jedenfalls nicht die Rede. Stattdessen führe die Blockade der Arbeitgeber zu anhaltender Unsicherheit für alle Beteiligten. "Doch die über 90.000 Beschäftigten, die tagtäglich mit der Teuerung konfrontiert sind, haben sich genauso wie ihre Arbeitgeber Planbarkeit und Sicherheit verdient!", hält die Gewerkschafterin fest.
Gemeinsam werde man deshalb nun mit den Betriebsräten der Branche bei einer österreichweiten Konferenz über das weitere Vorgehen beraten. "Fest steht, dass auch wir unsere Gangart verschärfen werden müssen, wenn die Arbeitgeber weiterhin an ihrem Kurs des Stillstands festhalten!", so Steiner abschließend. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 23.01. statt.
Die Wirtschaftskammer sieht den Grund für die gescheiterten Verhandlungen naturgemäß nicht bei sich selbst und nimmt die Gewerkschaft in die Pflicht.
In einer Aussendung betont Martin Zandonella, Verhandlungsleiter der Arbeitgeber im Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ): "Nehmen Sie endlich die rosarote Brille ab. Sie verkennen nämlich aktuell die Realität und den Ernst der wirtschaftlichen Lage in der heimischen IT-Branche. Mit ihrer unrealistischen Forderung nach 4 Prozent mehr Gehalt und dem sturen Beharren darauf stellt sich die GPA gegen die Fakten der bisherigen Abschlüsse in anderen Branchen."