Bis 2016 galt in China eine strenge Ein-Kind-Politik, es gab saftige Strafen für Familien, die dagegen verstießen. Nun hat das Land aber mit einem historischen Bevölkerungsrückgang und der niedrigsten Geburtenrate seit 1940 zu kämpfen. Diesem Trend versucht man durch finanzielle Anreize entgegenzuwirken: Für jedes neu geborene Kind bekommen Familien jährlich 3.600 Yuan, umgerechnet 430 Euro, bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.
Jedoch schlägt die Maßnahme nicht wie gewünscht an. Umfragen zeigen, dass viele junge Chinesen weiterhin zögern, Kinder zu bekommen. Faktoren wie hohe Lebenserhaltungskosten, beruflicher Druck, mangelnde Unterstützung bei der Kinderbetreuung und veränderte gesellschaftliche Werte sorgen dafür, dass viele junge Erwachsene die Elternschaft als optional oder unerwünscht betrachten.
Drei Jahrzehnte lang lang wirkte China großen Familien mit Abtreibungen, Überwachung und Geldstrafen in Höhe von drei bis zehn Jahresgehältern entgegen. Dies führte zu einer niedrigen Geburtenrate, hatte aber auch zur Folge, dass die Bevölkerung immer älter wurde. In der Folge verzeichnete das Land 2023 das zweite Jahr in Folge einen Netto-Bevölkerungsrückgang.
Um dem entgegenzuwirken bietet die Regierung unterschiedliche Angebote an: kostenlose Fruchtbarkeitsbehandlungen, Geldzuwendungen, verlängerte Mutterschaftsurlaube oder Wohnrabatte. Dieser Wandel spiegelt die Besorgnis über die langfristigen Folgen einer sinkenden und alternden Bevölkerung wieder, dazu gehören Arbeitskräftemangel, geringes Wirtschaftswachstum und zunehmender Druck auf das Sozialsystem.
Reaktionen aus den sozialen Medien verdeutlichen aber die Skepsis bei den jungen Erwachsenen. Stagnierende Löhne, steigende Wohnkosten und die wettbewerbsorientierte Gesellschaft Chinas werden als Gründe gegen eine Geburt angeführt. Anderen ist die persönliche Freiheit oder psychische Gesundheit schlicht wichtiger als traditionelle Familienerwartungen.
Auch "Millennials" und die "Generation Z" blickt ernüchtert auf die Maßnahmen. Akademischer und gesellschaftlicher Druck gepaart mit wirtschaftlicher Instabilität und einer anspruchsvollen Arbeitskultur lassen viele Menschen doppelt und dreifach hinterfragen, ob gerade jetzt die beste Zeit für Nachwuchs ist. Auch wenn die chinesische Regierung die Geburt eines Kindes als patriotischen und wirtschaftlich vorteilhaften Akt verkaufen will, so überwiegen für die jüngere Generation doch die Nachteile.