Gesundheit

Hier schreien sich Frauen Pandemie-Frust aus dem Leib 

Eine US-Mutter hatte die Idee zum kollektiven Frustschreien, um alle negativen Gefühle, die sich in der Pandemie angestaut hatten, loszulassen. 

Sabine Primes
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Schreien ist eines von vielen Ventilen, um negative Emotionen loszuwerden.
Schreien ist eines von vielen Ventilen, um negative Emotionen loszuwerden.
Getty Images/iStockphoto

Die Pandemie hat den Menschen dieser Welt viel abverlangt. Begleitet von vielen Emotionen stehen wir nun im 3. Jahr von Corona. Aber es gibt Licht am Ende des langen Tunnels: Wie die Regierung heute verkündete, sollen am 5. März (fast) alle Maßnahmen fallen. "Heute" hat berichtet.

Frauen besonders betroffen

Vor allem Frauen hat die Belastung mit Home Office und Home Schooling besonders getroffen. Mehr dazu HIER. Um des Hausfriedens Willen beugen sich Frauen oft den Umständen und unterdrücken ihren Unmut bis sie an ihre psychischen Grenzen kommen. Mütter haben oft keinen Ort, an den sie sich zurückziehen können und keine Zeit, sich eine Pause zu gönnen. Aber wohin aber mit den vielen negativen Gefühlen, die uns seit drei Jahren begleiten? Runterschlucken macht krank und kann in Magengeschwüren, Krebs oder anderen Krankheiten enden. An der US-Ostküste haben Frauen einen Weg gefunden, gemeinsam ihren Pandemie-Frust loszuwerden: Sie treffen sich zum gemeinsamen Schreien.

Schreien als Ventil

Die Idee dazu stammt von Sarah Harmon, Therapeutin, Yogalehrerin und Mutter aus Boston. Sie und 20 andere Mütter versammelten sich auf einem Fußballplatz und schrien und schrien und schrien. Ihre Stimmen, die jahrelang Schmerz und Wut in sich trugen, die sie nun endlich loslassen konnten, verschmolzen zu einem wütenden Chor, wie Videos von der Versammlung zeigen.

"Wir haben uns im Kreis aufgestellt, mit Abstand, und fünfmal geschrien. Der erste Schrei war zum Reinkommen. Der zweite Schrei galt dem Alltagsschmerz. Der dritte Schrei galt der Befreiung. Zum vierten Mal schrien wir für alle jene, die nicht mitschreien konnten, weil sie in Quarantäne zu Hause saßen. Zum Schluss konnte jede noch einmal so lange schreien, bis nichts mehr kam", erzählt die Mutter zweier Töchter dem deutschen "Spiegel".

Harmon, 39, veranstaltete im vergangenen Jahr zum ersten Mal ein so genanntes Urschrei-Treffen, nachdem ihre Klienten dies vorgeschlagen hatten. Sie berät Mütter, die wie sie während der Pandemie verschiedene Stadien der Verzweiflung, Wut und Angst durchlaufen haben. Ihre 3 und 5 Jahre alten Töchter hätten sie während der Pandemie "völlig verrückt" gemacht. Das Schreien sei eine Art Ventil und habe einen heilsamen Effekt, erklärt die 39-Jährige. Die Teilnehmerinnen bedankten sich bei Harmon für die Möglichkeit, ihren Gefühlen dort freien Lauf lassen zu können. 

Die Urschrei-Therapie ist eine vom US-amerikanischen Psychologen Arthur Janov entwickelte psychotherapeutische Behandlungsmethode, die davon ausgeht, dass psychische Störungen auf verdrängten kindlichen Traumata beruhen. Diese so genannten "Urschmerzen" werden im Rahmen der Urschrei-Therapie aufgedeckt und herausgeschrien. Man verspricht sich davon eine Befreiung von psychischen Problemen.

Videos gehen viral

Bilder und Videos des sogenannten "primal mom scream" gingen um die Welt. Jetzt planen auch Gruppen aus New Orleans, Louisiana, Roanoke, Virginia und Anchorage, Alaska, Gruppen-Urschreie.