Name nach Bluttat geändert

Jennifer S. getötet – Mutter entlarvte Ex-Freund

Fast acht Jahre lang suchte Jennifers Mutter nach der Wahrheit über das Verschwinden ihrer Tochter – jetzt legte der Ex-Freund ein Mordgeständnis ab.
André Wilding
14.12.2025, 09:00
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Für Brigitta Scharinger war von Anfang an klar: Ihre Tochter Jennifer – kurz Jenni – ist nicht einfach verschwunden. Als die 21-jährige Jus-Studentin im Jänner 2018 nicht mehr nach Hause kam, glaubte ihre Mutter nicht an ein freiwilliges Untertauchen – sondern an ein Verbrechen. Und sie sollte recht behalten.

Der letzte bekannte Abend begann laut "Kronen Zeitung" harmlos. Am 21. Jänner 2018 traf sich Jenni in den Wiener Gürtelbögen mit einer Freundin. Die Stimmung war wechselhaft. Es wurde gelacht, doch später sprach die junge Frau über massive Probleme mit ihrem Freund Clemens T. Die Beziehung war von Kontrolle, Jähzorn und Unberechenbarkeit geprägt. "Ich werde mich von ihm trennen", sagte Jenni an diesem Abend.

Nach Mitternacht holte Clemens T. sie mit seinem gelben Toyota von einer U-Bahnstation ab. In der Garage machten die beiden noch ein Selfie. Danach verliert sich Jennis Spur.

Spy-Kamera und dubiose Recherchen

Die Ermittlungen richteten sich rasch gegen den 24-jährigen Gärtner. Auswertungen seines Handys und PCs zeigten: Er hatte im Schlafzimmer seiner Freundin eine Spy-Kamera installiert und wiederholt nach der Wirkung von K.-o.-Tropfen und Sedativa gesucht. Zudem war er kurz nach dem Verschwinden in abgelegenen Gegenden Niederösterreichs unterwegs.

In den Vernehmungen verstrickte sich der Mann in Widersprüche. Er behauptete, Jenni habe nach einem "fürchterlichen Streit" die Wohnung verlassen und sei womöglich ins Ausland gegangen. "Sie wollte sich ja schon längst ins Ausland absetzen, das hat sie dann anscheinend getan", sagte er. Seine Autofahrten erklärte er damit, "absolute Ruhe gebraucht" zu haben, berichtet die "Krone".

Doch trotz intensiver Suchen blieb Jenni verschwunden. Die Staatsanwaltschaft stellte fest: "Keine Leiche, keine Anklage." Der Verdächtige blieb auf freiem Fuß.

Die Mutter gibt nicht auf

Für Jennis Familie war das unerträglich – vor allem für ihre Mutter. Brigitta Scharinger begann selbst zu ermitteln, organisierte Grabungen in Wäldern, ließ den Ex-Freund beschatten und recherchierte unermüdlich. Ihr Anwalt Andreas Schweitzer, Präsident des Österreichischen Detektivverbands, unterstützte sie dabei.

Aus dem Umfeld von Clemens T. kamen erschütternde Hinweise: Frauen berichteten, er empfinde Freude daran, Partnerinnen seelisch und körperlich zu quälen. Doch auch Anzeigen reichten nicht aus, um ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

Fake-Profil bringt die Wende

Anfang 2025 dann die entscheidende Idee: Ein Bekannter der Mutter nahm laut "Krone" über eine Dating-Plattform Kontakt mit Clemens T. auf – unter einem Fake-Profil namens "Viviane". Der Mann tappte in die Falle. In Chats und Sprachnachrichten wurde er immer offener, erklärte sogar, wie ein perfekter Mord begangen werden könne.

Diese Protokolle übergab die Mutter im März der Kripo. Eine verdeckte Fahnderin übernahm den Kontakt. Bei Treffen wich Clemens T. zwar direkten Gesprächen über Verbrechen aus, doch der Druck wuchs.

Immer wieder wurde er mit den belastenden Aussagen konfrontiert. Er redete sich heraus, sprach von Interesse an "True-Crime"-Storys und beteuerte, "natürlich Jenni nichts Böses angetan" zu haben. Doch diesmal half das Leugnen nicht mehr. Ab November stand eine Mordanklage im Raum.

Geständnis nach fast acht Jahren

Am vergangenen Wochenende brach der Mann schließlich zusammen. Er stellte sich der Polizei, legte ein Geständnis ab und führte die Beamten zum Truppenübungsplatz Allentsteig – zu den sterblichen Überresten von Jenni.

Seine Aussage: Am 22. Jänner 2018 habe er Jenni in ihrer Wohnung "im Zuge eines Gerangels" erwürgt, weil "sie wollte die Trennung". Danach habe er sie ausgezogen, in eine Holztruhe gelegt, zunächst bei Großweikersdorf deponiert und später an den endgültigen, abgelegenen Ort gebracht – genau so, wie er es zuvor "Viviane" beschrieben hatte.

Bei einer Haftverhandlung sprach der 32-Jährige laut der Tageszeitung schließlich von "Stimmen in meinem Kopf", die ihn während der Tat beeinflusst hätten.

Neuer Name, alte Schuld

Fast acht Jahre lebte der Mann mit seiner Tat. Er sprach von Selbstmordgedanken, davon, dass er alles gestehen wollte – und es dann doch verdrängte. Um einen Schlussstrich zu ziehen, änderte er sogar seinen Namen: Seit 2024 heißt Clemens T. offiziell Mairon K. "Ich wollte eine umgekehrte Verwandlung machen. Doch Jennis Mutter sorgte dafür, dass ich ständig an mein früheres Ich denken musste", wird er in der "Krone" zitiert.

Nach Jahren der Suche ist die Wahrheit da – doch der Preis war hoch. Jennis Mutter, inzwischen schwer krank, will die sterblichen Überreste ihrer Tochter einäschern lassen. Die Urne soll im Garten stehen. Neben einem Rosenstrauch, den Jenni als Kind gepflanzt hatte.

{title && {title} } wil, {title && {title} } 14.12.2025, 09:00
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