In seiner Rede auf dem Bundesparteitag in Salzburg hat FPÖ-Chef Herbert Kickl Bezug auf Apostel Paulus genommen. Er versprach, der Bevölkerung "Glaube, Hoffnung und Liebe" zurückzugeben. Bei Vertretern der katholischen Kirche in Österreich stößt die Rede auf Kritik.
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber "Kathpress" warnt der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, davor, dass "Religion parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert wird".
Demnach seien Glaube, Hoffnung und Liebe die Grundtugenden für alle Christgläubigen. Auch darüber hinaus würden sie als Orientierungspunkte für das Miteinander gelten. Versuche man jedoch "diese Tugenden in das Korsett der Parteipolitik zu zwängen, so droht aus Glaube Zweifel, aus Hoffnung Angst und aus Liebe Hass zu werden".
Der Bischofskonferenz-Vorsitzende erinnerte daran, dass sich Bischöfe, Diözesen und Gemeinden seit 1952 zur "freien Kirche in einem freien Staat" bekennen. Für ihn sei es daher umso mehr beunruhigend, dass in jüngerer Zeit – sowohl in der Welt, als auch in Österreich – "die Religion erneut parteipolitisch vereinnahmt und instrumentalisiert wird". Laut Lackner dürfe man den Glauben nicht im Namen der je eigenen Partei "verzwecken".
Am Dienstag folgte auch prompt die Antwort des FPÖ-Chefs. Via einem Posting auf Facebook lud Kickl den Erzbischof zu einem persönlichen Gespräch ein. Dabei wandte er sich direkt an Lackner und erinnerte an ein Treffen, bei dem sie sich unter anderem über ihre Positionen zu den Corona-Jahren ausgetauscht hätten.
Kickl habe damals Kritik geäußert, da sich die Kirchenleitung – anstatt allen Menschen Beistand, Trost und Hoffnung zu geben – unkritisch die Seite der Macht gestellt hätte. Damit habe man vielen Gläubigen vor den Kopf gestoßen, prangert der FPÖ-Chef an. Sollte der Erzbischof Gesprächsbedarf habe, stehe Kickl ihm jedenfalls für ein Treffen zur Verfügung.
Jedoch äußerte nicht nur der Erzbischof seine Kritik an der Rede Kickls. Auch von Seiten der Katholischen Aktion, einer Laienbewegung der römisch-katholischen Kirche, meldete man sich zu Wort. So gaben die Präsidentin der Katholischen Aktion Salzburg, Elisabeth Mayer, und der Präsident der Katholischen Aktion Österreich, Ferdinand Kaineder, zu bedenken, dass sich "Volkskanzler und Völkerapostel" nicht unter einen Hut bringen ließen.
Ihnen zufolge wollte die Botschaft des Apostels Paulus von Glaube, Liebe und Hoffnung allen Menschen das Evangelium nahebringen. Eine politische Verzweckung mit dem Motiv der Ausgrenzung und Spaltung würde diese Botschaft jedoch bis zur Unkenntlichkeit verdrehen.
"Das Schüren von Ängsten gehört ebenso wenig zur frohen Botschaft des Evangeliums wie das Überhöhen der eigenen Position und Ideologie über andere", hieß es in der Aussendung. Apostel Paulus habe keinen Erfolg durch das Bauen einer Festung gehabt, sondern dadurch, dass er hinausgegangen sei und den Menschen Christus verkündet habe.
Der Katholischen Aktion zufolge müsse man sich entscheiden: Entweder man nehme sich den Apostel der Völker ehrlich als Vorbild oder man strebe die Rolle des Volkskanzlers an. Beides ließe sich nicht miteinander vereinbaren.