Die Arbeitsdebatte füllt den politischen Sommer: Die heimische Teilzeitquote ist auf einem Höchststand und in der EU zählt man damit zu den Spitzenreitern. Ein Problem, so die ÖVP – denn die sinkenden Arbeitsstunden und der demografische Wandel seien ein "Giftcocktail für den Wohlstand".
Kritik an der aktuellen Lage gibt es vor allem von Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). Er nimmt jene Menschen in die Pflicht, die auf eine Vollzeitbeschäftigung verzichten, obwohl sie weder Betreuungspflichten haben, noch krank sind. Der sogenannten "Lifestyle-Teilzeit" gehöre ein Riegel vorgeschoben.
Wichtig sei es, dass man diese Probleme jetzt anspreche, "auch wenn sie unangenehm sind". "Ich habe vollstes Verständnis für Personen, die aus familiären, gesundheitlichen oder sozialen Gründen in Teilzeit arbeiten, aber für die 'Lifestyle-Teilzeitkräfte', die aus falschem Verständnis von Work-Life-Balance auf ihre Verantwortung verzichten, sehe ich keine Entschuldigung. Wenn das alle machen, ist es nicht nur schlecht für die eigene Pension später, sondern es ist auch schlecht für unseren Sozialstaat und unseren Wohlstand", betont Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer.
Ein Grund für die massive Verringerung der Arbeitsstunden in Österreich – seit 2005 um satte 13,3 Prozent – ist dabei, dass sich Mehrarbeit einfach nicht lohnt. Das zeigt auch eine aktuelle Berechnung, die das Wirtschaftsministerium "Heute" vorgelegt hat.
Im Beispiel wird mit einer aktuellen Stellenausschreibung eines Lebensmittelhändlers in Oberösterreich gerechnet. 827,14 Euro (brutto) gibt es monatlich, auf einer Basis von 15 Stunden. Im Beispiel wird mit einem Gehalt von 900 Euro (brutto) gerechnet.
Auf das Nettogehalt von 763,92 Euro, gibt es in Oberösterreich noch Sozialhilfe (278,60 Euro) und Wohnbeihilfe (166,50 Euro) obendrauf. Das macht eine Summe von 1209,02 Euro, die die Person monatlich zur Verfügung hat.
Stockt die Person nun um 5 Stunden auf – arbeitet also 20 Stunden die Woche – könnte man eigentlich annehmen, dass am Ende des Monats mehr im Börserl landet. Falsch gedacht! Denn Netto gibt es zwar mehr, aber man fällt um einen großen Teil der Sozialhilfe um. Am Ende bleibt gleich viel über: 1209,02 Euro. Ob man 15 oder 20 Stunden die Woche arbeitet, macht also keinen Unterschied.
Das Beispiel lässt sich auch weiterrechnen. Stockt man auf 24 Stunden auf – erhöht also um 9 Stunden, bleiben 164,45 Euro mehr pro Monat.
Bei 35 Stunden die Woche sieht es dann etwas besser aus: am Ende des Monats gibt es 1673,77 Euro. Das sind rund 270 Euro mehr als bei einer 24-Stunden-Woche.
Vergleicht man nun aber die 35-Stunden-Woche mit der 15-Stunden-Woche, fällt auf, dass der Anstieg aber eigentlich eher sachte ausfällt. Für 20 Stunden Mehrarbeit gibt es 465 Euro.
"Wir brauchen in der Politik einen Stil, der auf Fakten statt auf Polemik setzt: Während bis 2035 in Österreich 500.000 Arbeitskräfte fehlen werden, sind wir gleichzeitig Europameister im Stundenreduzieren – das ist ein ernstes Problem, das wir nicht länger ignorieren können. Angesichts der Schicksalsfrage, wie wir unseren Wohlstand sichern und Österreich wieder wettbewerbsfähig machen können, muss ein differenzierter, lösungsorientierter Diskurs in diesem Land möglich sein", stellt Hattmannsdorfer gegenüber "Heute" klar.
Hattmannsdorfer verweist zudem auf die gemeinsamen Einigungen der Regierung in ihrem Arbeitsprogramm. Darin heißt es unter anderem, dass sich die Dreierkoalition klar zu einem Leistungsprinzip bekenne. Es müssen deshalb Anreize geschaffen werden, damit das Beschäftigungsvolumen wachse, sowie die starren Einkommensgrenzen bei Sozialleistungen prüfen.