VP-Hattmannsdorfer in "Heute"

"Wenn das alle tun": Minister legt nach gegen Teilzeit

"Österreich arbeitet zu wenig", erklärt VP-Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer und warnt vor den Folgen. Er fordert: Leistung muss wieder "in" werden.
Angela Sellner
24.07.2025, 05:30
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Mit seiner Offensive gegen die "Teilzeit-Mentalität" hat Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) eine hitzige Debatte angestoßen. "Heute" sprach mit dem Minister über das Prinzip Leistung und darüber, was ihn am Teilzeit-Boom stört.

"Wir brauchen in Österreich wieder ein Bekenntnis zur Leistung, zum Fleiß, wenn wir den Wohlstand halten wollen", stellt Hattmannsdorfer klar (ganzes Interview im Video unten) – und legt nach: "In keinem EU-Land geht die Arbeitszeit so massiv nach unten wie in Österreich." Der wachsende Trend zur Teilzeitbeschäftigung drohe zum echten Risiko für den Wirtschaftsstandort, das Pensionssystem und die langfristige Finanzierbarkeit unseres Sozialstaats zu werden.

Teilzeitarbeit sei natürlich nicht mit Faulheit gleichzusetzen – solche Polemik lässt Hattmannsdorfer nicht gelten, er wolle eine faktenbasierte Diskussion. Der Minister über:

Betreuungspflichten

"Es geht mir nicht um Personen, die eine Betreuungsverpflichtung gegenüber Kindern haben, die jemanden pflegen müssen oder die nicht gesund sind. Da habe ich vollstes Verständnis für Teilzeit. Das ist ebenfalls eine Hochleistung, die auch respektiert und honoriert werden muss."

Hattmannsdorfer warnt: Ohne mehr Leistungsbereitschaft gefährden wir unseren Sozialstaat.
Denise Auer
„Wenn das alle machen, ist es nicht nur schlecht für die eigene Pension später, sondern es ist auch schlecht für unseren Wohlstand.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftsminister (ÖVP)

Lifestyle-Teilzeit

"Mir geht es um die Lifestyle-Teilzeit – also Menschen, die null Betreuungsverpflichtungen haben und einfach sagen: Mich freut es nicht, mehr zu arbeiten. Wenn das alle machen, ist es nicht nur schlecht für die eigene Pension später, sondern es ist auch schlecht für unseren Sozialstaat, unseren Wohlstand, für Wirtschaftswachstum und sichere Jobs – all das lebt davon, dass genug gearbeitet wird."

Video: Das ganze Interview mit Minister Hattmannsdorfer

Anreize

"Wir müssen uns kritisch anschauen, welche Gründe es gibt, dass Teilzeit zu attraktiv ist. Da fällt auch die Frage der Überstundenzuschläge hinein. Es gilt, Anreize, dass weniger gearbeitet wird, zu reduzieren und vor allem Leistung bewusst zu belohnen. Es geht um steuerliche Anreize, Aufgabenanreize – also alles, was motiviert, mehr zu arbeiten."

Zielgruppe

"25 Prozent derjenigen, die jetzt Teilzeit arbeiten, sagen als Grund: Ich will halt keine Vollzeitstelle. Das ist genau die Zielgruppe, die ich anspreche."

„Mehr zu tun, als man müsste, ist eine Frage der gesellschaftlichen Einstellung.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftsminister (ÖVP)

Mehr Information

Viele wüssten vielleicht gar nicht, was ihre Entscheidung für Teilzeit langfristig bedeute: "Wenn jemand Vollzeit brutto 3.500 Euro verdienen würde und dann 20 Jahre lang nur 20 Stunden arbeitet, dann ist das eine Reduktion der Pension von fast 700 Euro im Monat", warnt Hattmannsdorfer. "Das summiert sich zu sehr großen Beträgen, die einem im Alter fehlen. Im Regierungsprogramm haben wir vereinbart, auf diese Auswirkungen einer Teilzeitarbeit verstärkt aufmerksam zu machen."

Leistung

"Wir brauchen wieder ein Mindset, dass Leistung und Fleiß gewünscht sind – und nicht verpönt. Mehr zu tun, als man müsste, ist eine Frage der gesellschaftlichen Einstellung. Leistung muss sich aber auszahlen. Der, der aufsteht und arbeiten geht, darf nicht der Dumme sein – genauso wie man nicht der Dumme sein darf, wenn man sich um seine Kinder kümmert oder jemanden pflegt, das müssen wir gleichwertig betrachten und bewerten."

Minister Hattmannsdorfer appelliert an ein Comeback von Leistung.
Denise Auer
„Der, der aufsteht und arbeiten geht, darf nicht der Dumme sein – genauso wie man nicht der Dumme sein darf, wenn man sich um seine Kinder kümmert oder jemanden pflegt.“
Wolfgang HattmannsdorferWirtschaftsminister (ÖVP)

Rolle des Staats

"Es darf nicht der Eindruck entstehen, der Staat ist ein großer Bankomat, bei dem man unlimitiert Geld beheben kann – das geht sich auf Dauer nicht aus."

Genug Vollzeitjobs

"Immer mehr Unternehmen klagen darüber, dass sie nicht genug Arbeitskräfte finden. Und in den nächsten zehn Jahren gehen 1,4 Millionen Babyboomer in Pension – es kommen aber nur 900.000 Junge nach. Es fehlen uns also strukturell 500.000 Menschen am Arbeitsmarkt. Wir müssen uns da dringend etwas einfallen lassen."

Aufstocken der Arbeitszeit

"In Schweden, Polen, Ungarn, Dänemark bekommt man, wenn man doppelt so viel arbeitet, auch fast doppelt so viel netto aufs Konto. Wenn man in Österreich von 20 auf 40 Stunden aufstockt, sind es im Schnitt nur 68 Prozent mehr. Da verstehe ich, dass viele dann sagen, dafür mache ich es nicht. Genau auf diesen Faktor wird man sich das Steuersystem anschauen müssen. Ich sage aber auch ehrlich, dass der Fokus der Bundesregierung 2025/26 darauf liegen muss, das Budget wieder in den Griff zu kriegen. Wenn die Wirtschaft dann wieder anspringt, der Staat auch wieder mehr Einnahmen hat, sollten wir schauen, wie wir diejenigen, die bereit sind, mehr zu arbeiten, auch mehr entlasten können."

{title && {title} } sea, {title && {title} } Akt. 24.07.2025, 13:35, 24.07.2025, 05:30
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