"Biomass"-Mission gestartet

Nichts bleibt verborgen: ESA-Satellit sieht jetzt alles

Der neue ESA-Satellit "Biomass" kann mit seinem P-Band-Radar durch Baumkronen bis zum Boden sehen. Ein bahnbrechender Schritt für die Forschung.
Roman Palman
25.06.2025, 18:14
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Die Europäische Weltraumagentur hat am Montag die ersten atemberaubenden Bilder ihrer erst vor zwei Monaten gestarteten Satellitenmission "Biomass" (dt. Biomasse) enthüllt.

"Wir freuen uns, berichten zu können, dass alles reibungslos funktioniert und seine ersten Bilder geradezu spektakulär sind – und sie sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird", jubelt ESA-Projektleiter Michael Fehringer.

"Biomass" werde Daten höchster Qualität liefern, die es Wissenschaftlern erstmals ermöglichen sollen, genau zu bestimmen, wie viel Kohlenstoff in den Wäldern der Welt gespeichert ist.

Video: Die "Biomass"-Mission der ESA erklärt

"Wir gehen davon aus, dass diese neue Mission einen bahnbrechenden Schritt zum Verständnis der Wälder auf der Erde darstellen wird", ergänzt die Direktorin für Erdbeobachtungsprogramme der ESA, Simonetta Cheli. Sie ist überzeugt: "Wenn man sich diese ersten Bilder ansieht, wird klar, dass unser Earth Explorer Biomass-Satellit sein Versprechen einlösen wird."

Doch diese ersten Einblicke gehen über die Wälder hinaus. Bemerkenswerterweise zeigt der Satellit bereits jetzt das Potenzial, neue Erkenntnisse über einige der extremsten Umgebungen der Erde zu gewinnen. Solche weiteren Einsatzmöglichkeiten zeigt die ESA anhand zweier Bilder aus dem Tschad und der Antarktis auf.

Das Radar ist nämlich auch in der Lage, bis zu fünf Meter tief durch trockenen Sand zu dringen. Damit können unterirdische geologische Merkmalen in Wüsten – etwa Überreste alter Flussbette und Seen – zur Kartierung und Untersuchung aufgedeckt werden. Dies soll dazu beitragen, das vergangene Klima zu verstehen und fossile Wasservorkommen in diesen trockensten Regionen unseres Planeten aufzuspüren.

VIDEO: "Biomass" startet ins All

Die lange Wellenlänge des "Biomass"-Radars ermöglicht zudem auch ein tieferes Eindringen in Gletschereis. Damit können wertvolle Informationen über die Fließgeschwindigkeit und die innere Struktur gewonnen werden.

So sieht Biomass die Erde

Der neue ESA-Forschungssatelliten befindet sich in einer Umlaufbahn in 666 Kilometern Höhe. Sein wichtigstes Instrument und gleichzeitig das "Auge", das auf unseren Planeten gerichtet ist, ist ein Radar mit synthetischer Apertur (SAR), das im P-Frequenzband arbeitet.

Dieses ist besonders geeignet für die Erfassung von Ästen und Baumstämmen. Dazu durchdringt es mit einer Wellenlänge von knapp 70 cm das Blätterdach bis zum Boden. Durch die Analyse der Reflektionen kann das Volumen der holzigen Biomasse des weltweiten Waldbestandes ermittelt werden.

Das ist für die Klimaforschung elementar, denn Wälder spielen eine wichtige Rolle im Kohlenstoffkreislauf der Erde. "Mit Biomass sind wir in der Lage, wichtige neue Daten darüber zu gewinnen, wie viel CO₂ in den Wäldern der Welt gespeichert ist. Damit können wir wesentliche Lücken in unserem Wissen über den Kohlenstoffkreislauf und letztlich das Klimasystem der Erde schließen", erklärte Cheli zum Start des Satelliten.

Technik aus Österreich an Bord

Der Satellit "Biomass" wurde von über 50 Unternehmen unter der Leitung von Airbus UK entwickelt. Mit an Bord ist auch rot-weiß-rote Hochtechnologie. Die spezielle Thermalisolation, die vor extremer Hitze und Kälte im All schützt, stammt von der niederösterreichischen Firma Beyond Gravity.

US-Militär wird gestört

Das Ganze hat nur einen Haken: Der brandneue ESA-Satellit muss gleich nach Beginn seiner auf rund 500 Millionen Euro dotierten Mission regelmäßig abgeschaltet werden. Denn das für die Biomasse-Erfassung so entscheidende P-Frequenzband wird auch vom US-Militär genutzt, berichtet der "Spiegel".

Die europäische Forschungsmission könnte die amerikanische Überwachung von Weltraumschrott und die Frühwarnsysteme für Interkontinentalraketen außer Gefecht setzen. "Biomass" muss daher beim Flug über Nord- und Mittelamerika sowie über Europa und Teile Nordafrikas ausgeschaltet werden. Mehr lesen:

{title && {title} } rcp, {title && {title} } 25.06.2025, 18:14