Nach dem Unglück in Lissabon am 3. September sitzt der Schock in der portugiesischen Hauptstadt noch immer tief: 16 Menschen starben im Wrack der weltbekannten Glória-Bahn, als ein Wagen entgleiste. Zwei Wochen nach dem verheerenden Seilbahnunglück erheben nun Angestellte schwere Vorwürfe gegen das Verkehrsunternehmen Carris, das die Bahn betreibt.
Gegenüber den Sendern TVI und CNN Portugal sprechen die Arbeiter von einem "System voller Risiken" – und warnen, dass sich die Tragödie jederzeit wiederholen könnte. So sei in der Lavra, einer anderen Bahn in Lissabon, die gleiche Technik verbaut wie in der Glória-Standseilbahn. "Ohne es zu wissen, liefen wir mit einer Zeitbombe in den Händen herum", sagt einer der Bremser.
In ihrer Ausbildung sei nie erklärt worden, was im Falle eines Kabelrisses zu tun wäre. Laut ersten Untersuchungen kam es zum Unglück, nachdem sich ein unterirdisches Verbindungskabel zwischen zwei Kabinen gelöst hatte – die Bahn entgleiste daraufhin. "Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass ein Kabel reißen könnte, weil jeder Ausbilder versicherte, dass das niemals passieren würde, unter keinen Umständen", so ein zweiter Arbeiter. Auch die Wartung sei mangelhaft gewesen. Viele Bremser hätten seit Jahren das Gefühl, dass Sicherheitschecks eher pro forma durchgeführt wurden.
Carris reagierte inzwischen auf die Vorwürfe. In einer Mitteilung hieß es, man habe "keine Beschwerden in Bezug auf die Standseilbahnen" erhalten. Auch in Dutzenden Sitzungen mit Arbeitnehmervertretern sei "keine einzige Klage über fehlende oder mangelhafte Wartung" eingegangen.
Doch die Bremser selbst scheinen den Bahnen längst nicht mehr zu vertrauen. Einer von ihnen sagt: "Im Moment könnte ich die Bahn nur dann bedienen, wenn ich wüsste, dass es eine große Veränderung gegeben hat. So, wie es jetzt ist, setze ich keinen Fuß hinein." Auch in die Lavra-Bahn würde er sich nicht setzen: "Ich hätte nicht den Mut. Das ist ausgeschlossen."