Donald Trump wird beim aktuellen NATO-Gipfel in Den Haag der rote Teppich ausgerollt. Generalsekretär Mark Rutte hatte den US-Präsidenten bereits im Vorfeld umgarnt und die europäischen Bündnispartner zu einer Steigerung der Militärausgaben überredet. Der transatlantische Riese hatte einen Anteil von 5 Prozent des BIP gefordert – und den kriegt er jetzt auch.
Auch ein Treffen zwischen dem Amerikaner und Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj ist geplant. Zu einem solchen hätte es schon Anfang vergangener Woche beim G7-Gipfel in Kanada kommen sollen, doch Trump war vorzeitig zurück nach Washington geflogen, um den Nationalen Sicherheitsrat zum Nahost-Konflikt einzuberufen.
Beim NATO-Gipfel wird Selenskyj nur eine Nebenrolle einnehmen. Er wurde auf Wunsch der USA lediglich zum Gala-Dinner im niederländischen Königsschloss eingeladen, nicht aber zu den offiziellen Arbeitssitzungen.
Dennoch sorgte der Ukrainer für eine Überraschung. Bei seiner Ankunft erschien Selenskyj plötzlich in einer Art schwarzer Anzug!
Dieser war zwar Welten von seinen maßgeschneiderten Vorkriegs-Anzügen entfernt, doch aber deutlich formeller als die khakifarbenen oder schwarzen Hemden und Uniformen-Teile, mit denen Selenskyj seit dem Beginn der groß angelegten Invasion sonst zu sehen ist. Das Outfit war auch noch einmal eine Stufe förmlicher als jenes, das er bei der Trauerfeier für Papst Franziskus in Rom getragen hatte.
Die Logik hinter dieser Kleiderwahl ist einfach: Ein Zeichen der Solidarität für die kämpfenden Ukrainer an der Front und eine optische Erinnerung für alle anderen, dass sich sein Land im Krieg befindet.
Was jahrelang bei keinem diplomatischen Treffen mit Staats- und Regierungschefs je ein Problem dargestellt hätte, wurde Selenskyj am 28. Februar 2025 zum Verhängnis. Er hatte damals für seinen Besuch bei Donald Trump im Weißen Haus ein schwarzes Sweatshirt mit dem ukrainischen Dreizack übergestreift.
Schon bei der Begrüßung kommentierte das der US-Präsident abfällig. Im Oval Office selbst wurde Selenskyj daraufhin vom rechtsgerichteten Journalisten Brian Glenn, dem Lebensgefährten der glühenden MAGA-Anhängerin und Abgeordneten Marjorie Taylor Greene, angeblafft: "Warum tragen Sie keinen Anzug? Sie sind auf der höchsten Ebene im Büro dieses Landes, und Sie weigern sich, einen Anzug zu tragen. Besitzen Sie einen Anzug?"
Selenskyj erwiderte bestimmt: "Ich werde einen Anzug tragen, wenn dieser Krieg zu Ende ist". Offenbar zum Missfallen von Trump und Vance, die ihm in folgend in einer Reihe von Verbalattacken Respektlosigkeit und mangelnde Dankbarkeit vorwarfen.
Der ukrainische Präsident wurde daraufhin aus dem Weißen Haus geschmissen und die USA froren Waffenlieferungen und den Austausch von Geheimdienstinformationen ein. "Heute" berichtete ausführlich:
Selenskyj hatte in der Vergangenheit mehrfach öffentlich erklärt, dass er erst dann zu einem klassischen Anzug zurückkehren wird, wenn die Ukraine den Krieg gewonnen hat. In dem Dokumentarfilm des ukrainischen Journalisten und TV-Moderators Dmytro Komarov mit dem Titel "Ein Jahr" zeigte er sogar den Blazer, den er am Tag des Sieges der Ukraine tragen will:
"Es ist ein Symbol. Es bedeutet, dass der Krieg bald vorbei sein wird, dass wir bald gewinnen werden und dass wir alle wieder Anzüge tragen werden", sagte Selenskyj.