Der langjährige Pfleger Hubert T. (Name von der Redaktion geändert) arbeitet am Universitätsklinikum St. Pölten. Er zeichnet ein düsteres Bild von gesperrten Stationen, verlegten Betten und Wochen mit Arbeitszeiten am Limit. "Ich arbeite im Pflegebereich, es werden Stationen gesperrt, die Patienten werden einfach auf falsche Stationen gelegt, die nichts mit ihrer Krankheit zu tun haben", erzählt T. gegenüber "Heute".
Es gebe einen Engpass – bei Ärzten und Pflegepersonal. "Wegen des Pflegenotstands musste die ganze Station 'Innere Medizin 2', wo Gastro- und Lungenprobleme behandelt werden sollten, gesperrt werden. Die Pflegebetten wurden dafür zu anderen Stationen wie der Herzchirurgie verlegt."
Die Landesgesundheitsagentur NÖ (LGA) bestätigt auf "Heute"-Nachfrage Engpässe im Uniklinikum St. Pölten: "Aufgrund der personellen Situation in der Pflege ist derzeit auf der 2. Med. Abteilung eine Bettenstation gesperrt. Die restlichen zwei Stationen sind regulär in Betrieb. Mit Mitte November ist eine schrittweise Inbetriebnahme geplant."
Die persönliche Lage auf der Station beschreibt der Pfleger wie folgt: "Von den Arbeitszeiten ganz zu schweigen. Wir haben keine Feiertage – egal, ob Allerheiligen, Weihnachten oder Ostern. In unserer Branche träumt man von normalen Arbeitszeiten!"
Im Uniklinikum würden regelmäßig Dienstpläne geschrieben, so Hubert T., in denen Überstunden bis zum gesetzlichen Maximum von 60 Stunden eingerechnet werden. Auch auf diese Darstellung antwortet die LGA in einem Statement, denn Überstunden seien nicht Standard, sondern Folge akuter Ausfälle.
"Die Dienstpläne werden analog dem Arbeitszeitgesetz erstellt. Überstunden ergeben sich aus dem Personalbedarf zur Aufrechterhaltung der Tagespräsenz auf den Stationen und aus ungeplanten Ausfällen auf Grund von Krankenständen. 60 Wochenstunden können nur auf Grund von Akutausfällen entstehen und stellen die maximale Wochenarbeitszeit laut Arbeitszeitgesetz dar", heißt es in einem schriftlichen Statement.
Die Ärztliche Direktorin Karin Pieber fügt hinzu: "Durch die gute multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Klinikum kann trotz personeller Engpässe die Patientenversorgung sichergestellt werden."
Die Schilderungen des Krankenpflegers in St. Pölten zeigt hochaktuell, mit welchen Problemen Krankenhäuser derzeit zu kämpfen haben. Gerade erst wurde der Fall einer 54-jährigen Patientin aus Oberösterreich bekannt, die nach einem Riss in der Hauptschlagader gestorben ist. Bei ihrem akuten Notfall meldete sich kein einziges Krankenhaus bereit, sie als Patientin zu übernehmen – weil diese selbst mit Akutfällen ausgelastet waren. Es hätte dringend eine Operation gebraucht, für den Versuch, das Leben der zweifachen Mutter zu retten.
Neben Spitälern in OÖ war auch in umliegenden Bundesländern angefragt worden. Auch für das Uniklinikum St. Pölten kam eine Anfrage – auch dieses Spital konnte die Frau nicht aufnehmen: "Im konkreten Fall lag es nicht an der Verfügbarkeit der Intensivkapazität, sondern an einem akuten Notfall-Patienten, der das herzchirurgische Team beschäftigt hat", hieß es seitens der LGA gegenüber "Heute".
Zurück zum langjährigen Mitarbeiter: Zuletzt hält der Pfleger im Uniklinikum fest: "Ich bin lange dabei und liebe meinen Beruf ja wirklich. Aber wir haben hier unterversorgte Patienten, gesperrte Abteilungsbereiche und noch dazu diese enormen Überstunden. Wir sind einfach am Limit."