Der Schweizer R.W. (26) verkauft erfolgreich Bilder von Models, die er mittels KI generiert. Nachdem er sich im Onlinemarketing selbständig gemacht hatte, stieg er zufällig in die KI-Welt ein und gründete dort ein erfolgreiches Business.
Expertinnen erklären, warum solche KI-generierten Bilder populärer werden. Sie schätzen diese Auslebung der Sexualität ein und warnen vor Gefahren, die durch KI-generierte Erotik entstehen können.
Mit KI erstellt der Luzerner verschiedene fiktive Models, auch genannt Avatare: "Das KI-Model bekommt einen Namen, ein Alter, Herkunft, gewisse Hobbys und Interessen – ähnlich wie echte Models." Das Geschäftsmodell ist einfach: Um freizügige Bilder dieser fiktiven Models sehen zu können, müssen User von entsprechenden Plattformen für diese Bilder bezahlen.
Auf die Frage, wie es für ihn ist, als Mann Inhalte vor allem für Männer zu machen, sagt er: "Man könnte meinen, ich hätte ein Problem damit, aber das sehe ich nicht so." Für den 26-Jährigen ist es wie bei anderen Handelsgeschäften. Das Kundenverständnis sei essenziell: "Da ich selbst ein Mann bin, weiß ich auch am besten, was Männer hören wollen und wie man sie zu einem Kauf bewegt."
KI manipulierte Bilder von realen Personen, genannt Deepfakes, gibt es immer mehr im Netz. Obwohl er mit KI arbeitet, distanziert sich der Luzerner klar von Deepfakes: "Solche Inhalte verurteile ich aufs Schärfste. Man muss sich bewusst sein, dass Deepfakes Leben zerstören können."
Digital erzeugte Erotikbilder zu verkaufen sei ein neues und wachsendes Phänomen, erklärt Medienethikerin Claudia Paganini. Trotz KI-Kennzeichnungen ist dies Nutzern nicht immer dauerhaft oder emotional bewusst.
"Gerade im erotischen oder intimen Kontext ist es möglich, dass man es kognitiv weiß, es emotional aber durch Einlassen auf die Fantasie ausblendet", meint sie.
Zunächst sieht sie das unproblematisch: "Gerade Sexualität hat ganz viel mit Fantasie und Kopfkino zu tun, mit oder ohne KI-generierten Bildern." Das Geschäftsmodell werfe aber Fragen zu Geschlechterrollen und stereotypischen Darstellungen von Frauen auf. "Bestehende Machtverhältnisse werden digital reproduziert und Frauen klar als Objekte männlicher Lust und Sexualität definiert, was ich für das größte Problem halte", so Paganini.
"Bei KI erstellten pornografischen Bildern ist die Gefahr von Zwang, Ausbeutung oder Grenzverletzung nicht vorhanden. Auch geschehen keine Verletzungen von realen Persönlichkeitsrechten", so Ledwina Siegrist, Fachperson für sexuelle Gesundheit der Hochschule Luzern.
„Auch fiktionale Bilder können Gewalt normalisieren“Ledwina Siegrist
Dennoch gebe es kritische Punkte. "Es besteht das Risiko, dass etwa Deepfakes ohne Einwilligung erstellt werden, was einer Form digitaler Gewalt gleichkommt. Auch fiktionale Bilder können Gewalt normalisieren, Stereotype reproduzieren oder sexuell problematische Fantasien verstärken."
Problematische Fantasien auszuleben, könnten reale Grenzüberschreitungen begünstigen. "Pädagogische Begleitung im Umgang mit sexualbezogener KI ist zentral", erklärt Siegrist. Auch sei es wichtig, dass man dazu forscht, um Auswirkungen zu erkennen.