Mutter und Schwester dabei

Brisante Zeugen könnten Immo-Pleitier Benko belasten

Hochspannung vor dem Benko-Prozess ab Dienstag in Innsbruck. Acht Zeugen sind geladen, darunter seine Mutter und Schwester. Wo es Sprengkraft gibt.
Angela Sellner
13.10.2025, 17:28
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Für René Benko wird es jetzt ernst. Am Dienstag startet sein erster Strafprozess in Innsbruck rund um die Signa-Milliardenpleite. Der 48-Jährige sitzt schon seit Ende Jänner 2025 in der Wiener Josefstadt in Untersuchungshaft.

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat umfangreichst und entlang verschiedener Stränge ermittelt. Zur Anklage kommt vorerst ein vergleichsweise kleiner Teilkomplex – der Vorwurf lautet auf betrügerische Krida, die Schadenssumme wird mit 667.566 Euro beziffert. Im Falle eines Schuldspruchs drohen Benko bis zu zehn Jahre Haft.

14-Seiten-Anklage

Die Anklageschrift umfasst nur 14 Seiten. Konkret wird Benko zur Last gelegt, im Rahmen seiner persönlichen Insolvenz – nicht nur die Signa-Unternehmensgruppe, sondern auch der 48-Jährige selbst als Einzelunternehmer sind ja pleite – Vermögen verschleiert und so dem Zugriff der Gläubiger entzogen zu haben.

Zum einen geht es um eine Miet- und Betriebskostenvorauszahlung Anfang Oktober in Höhe von 360.000 Euro für eine Villa im Innsbrucker Stadtteil Hungerburg, die als Ersatz-Domizil der Familie Benko gedacht war. Zu dem Zeitpunkt sei die Insolvenz Benkos bereits absehbar gewesen, argumentieren die Ankläger – außerdem sei das Anwesen "wegen eines Hangrutsches und Wasserschadens noch gar nicht für Wohnzwecke nutzbar" gewesen.

300.000 Euro für Mutter

Zweiter Punkt auf der Agenda der Ankläger ist eine Überweisung von 300.000 Euro an Benkos Mutter, die als Rückzahlung eines Darlehens bezeichnet wurde. An dieses Darlehen glauben die Staatsanwälte allerdings nicht.

Benko – vertreten von Top-Anwalt Norbert Wess – hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen, es gilt die Unschuldsvermutung.

Der Prozess vor einem Schöffensenat unter Vorsitz einer Richterin ist für zwei Tage angesetzt. Am Dienstag (14. Oktober) stehen die Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung und die Befragung Benkos auf dem Programm. Für den Mittwoch (15. Oktober) sind acht Zeugen geladen.

Das sind die Zeugen

Hier wird es brisant – ob sie nämlich Benko belasten. Geladen sind unter anderem seine Mutter (75) und seine Schwester (43). Die Mutter tauchte als mutmaßliche "Stroh-Mama" rund um diverse Geldflüsse im Benko zugerechneten Firmen- und Stiftungsgeflecht bereits wiederholt auf. Auf dem Laptop der Schwester wiederum wurden Blanko-Unterschriften der Mutter gefunden; auch sie selbst ist bereits im Visier der Behörden. Es wird damit gerechnet, dass beide von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen werden.

Ebenfalls auf der Zeugenliste stehen Benkos Masseverwalter, der Innsbrucker Rechtsanwalt  Andreas Grabenweger, sowie ehemalige Signa-Manager, die teils auch Funktionen in den Stiftungen aus dem Benko-Umfeld hatten. Möglich, dass sie einiges aus dem Nähkästchen plaudern – hier wird das Augenmerk wohl besonders auf dem langjährigen Signa-Finanzchef Manuel P. (42) liegen. Außerdem auf einem weiteren Ex-Topmanager Benkos, der rund 20 Jahre für ihn tätig war und auch tiefen Einblick in das Geschehen in den Stiftungen gehabt haben dürfte.

Geladen sind auch zwei weitere ehemalige Signa-Mitarbeiterinnen, die als Buchhalterinnen über Geldflüssse Bescheid gewusst haben sollen.

Angesetzt ist der zweite Prozesstag mit den Zeugenbefragungen von 9 bis 20 Uhr. Ob es tatsächlich so lange dauert, wird von der Auskunftswilligkeit der Personen abhängen.

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