Keine Ehrengräber

"Das ist pietätlos" – Gräber könnten überbaut werden

Die Frage der Pflege von Gräbern sorgt derzeit in Brunn am Gebirge für Aufregung. Ein Antrag auf Ehrengräber für Ordensschwestern wurde abgelehnt.
Aram Ghadimi
01.10.2025, 05:00
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Am Friedhof der Gemeinde Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling) existieren 35 Grabstellen der Schulschwestern, die zunehmend verfallen – sehr zum Ärger von Gemeinderat Mario Rosensteiner (Liste WIR). Sein Antrag auf Umwidmung in Ehrengräber scheiterte im Gemeinderat. Nun bleibt weiter ungeklärt, was aus den Gräbern werden soll.

Antrag auf Ehrengräber scheiterte

Am 25. September 2025 fand in Brunn am Gebirge eine Gemeinderatssitzung statt, es wurde diskutiert, was mit den Gräbern der Schulschwestern am Brunner Friedhof passieren soll. Rosensteiner brachte einen Antrag ein, der die Ruhestätten in den Rang von Ehrengräbern erheben sollte: "Dies wäre nicht nur ein Akt der Pietät, sondern auch eine Würdigung für die Frauen, die ihr Leben Gott und der Gemeinschaft gewidmet haben."

"Die Schwestern gibt es hier bei uns seit 2012 nicht mehr, sie sind nach Deutschland abgewandert. Sie besitzen aber noch das Nutzungsrecht für die 35 Gräber, die in fünf große Gräber und zwei Doppelgräber zusammengefasst sind", erklärt Rosensteiner. Derzeit pachte die Gemeinde eine der verbliebenen Liegenschaften in Brunn.

Ordensstandort in Brunn bereits 2012 aufgelöst

Im August 2024 kam das Inventar des 2012 geschlossenen Ordenshauses der Schulschwestern in Brunn am Gebirge unter den Hammer. Über das Internet-Auktionshaus Aurena gelangten 473 Posten zur Versteigerung – darunter auch eine Kirchenglocke, ein Taufwasserkessel sowie ein altes Auto. Organisiert wurde die Auktion in Zusammenarbeit mit der Erzdiözese Wien. Der Erlös ging an den Orden, zur Unterstützung anderer Einrichtungen und karitativer Zwecke.

Räumung kostet viel Geld

Als Rosensteiner erfährt, dass bei der nächsten Gemeinderatssitzung der Tagesordnungspunkt "Auflösung der Gräber" besprochen werden soll, ist er schockiert: "Ich bin als Kleinkind immer mit meiner Urgroßmutter zu den Schwestern gegangen, weil sie mit einer der Ordensfrauen befreundet war. Die Frauen, von denen einige am Friedhof begraben sind, haben viel für die Menschen im Ort getan."

Zuletzt wurden die Grabstellen aber nicht mehr gepflegt. Ein möglicher Verzicht auf die Gräber würde eine Räumung der Gebeine nach sich ziehen, deren Kosten, laut Rosensteiner, über 22.000 Euro läge.

Auch diese Ruhestätte könnte verschwinden, wenn ein Urnengrab gebaut wird.
privat

"Der pragmatische Vorschlag war dann einfach ein Urnengrab über die Gräber der Schwestern zu bauen. Ihre Gebeine würden dann einfach unter dem Bauwerk verbleiben und die Leute würden darüber spazieren gehen. Das passt doch nicht", sagt Rosensteiner.

Deshalb sind für ihn Ehrengräber die beste Lösung – trotzdem konnte sein Vorstoß nicht überzeugen: "Die Mandatare von SPÖ, Grünen, NEOS sowie ein Ex-NEOS-Mitglied stimmten gegen meinen Antrag", zeigt sich Rosensteiner enttäuscht: "Es ist schlichtweg pietätlos, solche Vorhaben zu diskutieren."

"Heute" wollte von Bürgermeister Andreas Linhart (SPÖ) wissen, wie er die Situation bewertet, konnte ihn aber bis zum Redaktionsschluss nicht erreichen. Aus der Gemeindeverwaltung war zu vernehmen, dass an einer Lösung gearbeitet werde.

"Orte des Gedenkens und der Dankbarkeit"

Rosensteiner hat auch ein Schreiben an den Brunner Altpfarrer Adolf Valenta, seinen Nachfolger Thomas Kruczynski und die Erzdiözese Wien gerichtet. Er verweist darin auf die historische und emotionale Bedeutung der Grabstätten:

"Über viele Jahrzehnte haben die Schulschwestern in Brunn am Gebirge unermüdlich gewirkt. Sie haben Generationen von Kindern Bildung und Geborgenheit geschenkt, Familien begleitet und das Gemeindeleben nachhaltig geprägt", schreibt er. Die Gräber seien "Orte des Gedenkens, der Dankbarkeit und der inneren Verbundenheit". Ziel müsse es sein, das Vermächtnis der Schulschwestern "auch über den Tod hinaus würdig zu bewahren".

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Kritik an pragmatischer Lösung

Besonders scharf kritisiert Rosensteiner die Haltung einzelner Gemeinderäte: "Es enttäuscht, dass einige Gemeinderäte sich nicht um die historische Bedeutung und den emotionalen Wert dieser Gräber kümmern und stattdessen eine pragmatische Lösung über die Würde der Verstorbenen stellen."

Zuletzt hat auch die "Brunner Chronik" den Schulschwestern einen längeren Text gewidmet, der ihr früheres Wirken in der Gemeinde aufzeigt – laut Rosensteiner, ein weiterer Grund, ihre Gräber dauerhaft zu schützen.

{title && {title} } agh, {title && {title} } 01.10.2025, 05:00
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