Billa zündet Turbo

Dieser Pfandautomat macht 100 Flaschen pro Minute platt

Endlich! In der Filiale am Wiener Praterstern testet Billa erstmals einen Turbo-Pfandautomaten, der Dosen und Flaschen sackweise schluckt.
Team Wirtschaft
04.12.2025, 05:30
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben
Hör dir den Artikel an:
00:00 / 02:45
1X
BotTalk

Billa-Premiere! In der Filiale am Wiener Praterstern testet der Händler ab sofort einen neuen Automaten des Weltmarktführers Tomra, in den Kunden ihr Einweg-Leergut nicht mehr einzeln, sondern sackweise einwerfen können – ohne Sack wohlgemerkt.

Monstersystem hinter Sichtschutzwand

Der Hightech-Automat verarbeitet bis zu 100 Flaschen und/oder Dosen pro Minute, in der Praxis ist die Füllmenge aber quasi grenzenlos, weil laufend nachgefüllt werden kann. Im Shop wirkt das Gerät unscheinbar, zu sehen ist nur die Einwurfklappe mit danebenliegendem Touchscreen. Hinter einer Sichtschutzwand steckt jedoch ein fast fünf Meter langes Monstersystem. Im "Heute"-Test fraß es teils mehr als 50 Gebinde – ohne zu murren.

Erste (kurze) Verschnaufpause nach 150 Flaschen

Für die Kunden ist der Ablauf bewusst maximal simpel gehalten. "Der Prozess ist relativ einfach. Der Kunde geht einfach nur zum Bildschirm hin, drückt den Startknopf, nimmt sein volles Sackerl und leert das gesamte Sackerl einfach hinein", erklärt Tomra-Key-Account-Manager Florian Hambsch. Während die Klappe geschlossen ist, sortiert der Automat im Hintergrund durch – wer will, kann sogar noch zusätzliche Dosen oder Flaschen nachlegen, solange der Prozess läuft. Erst ab einer gewissen Menge, Tomra spricht von rund 150 Gebinden in der Wanne, stoppt der Automat kurz, um alles abzuarbeiten. Dann öffnet sich die Klappe wieder, und es kann weitergefüttert werden.

Gerät lässt sich nicht betrügen – und verzählt sich nicht

Das System gilt als nahezu betrugssicher. Im Inneren suchen sechs Kameras nach dem Strichcode, scannen ihn, weitere Sensoren prüfen Form und Gewicht jeder einzelnen Flasche und Dose. Im System sind sämtliche zugelassenen Einwegpfand-Gebinde hinterlegt. So werden etwa nicht völlig entleerte Flaschen, falsche oder nachgeklebte Labels sowie Nicht-Pfandflaschen erkannt. Verdächtige, stark beschädigte oder eben nicht völlig leere Gebinde spuckt der Automat wieder aus – und zwar sichtbar für die Kunden. Laut Hersteller verzählt sich der Automat nicht, im schlimmsten Fall werden Gebinde wieder ausgegeben. Die Kunden verlieren also kein Geld.

Neues Modell senkt Personalaufwand

Für Billa und andere Händler ist das Thema Pfand längst nicht nur Pflicht, sondern kann sich sogar rechnen. Pro zurückgenommenem Gebinde gibt es eine Handling-Fee von rund 3,7 Cent. In hochfrequentierten Märkten wie dem Praterstern seien laut Tomra-Geschäftsführer Daniel Olah bis zu 1,5 Millionen Stück pro Jahr realistisch – das würde einer mittleren fünfstelligen Summe an Gebühren entsprechen. Gleichzeitig spart ein großer Automat Personalaufwand, weil nicht ständig Säcke getauscht oder kleine Behälter geleert werden müssen.

Extrem viel Bequemlichkeit für Kunden

Der neue Turbo-Automat soll aber vor allem den Frust der Kunden lindern. Viele Märkte hatten nach Einführung des Einwegpfands mit Warteschlangen und dauernd "vollen" Automaten zu kämpfen. Mit dem neuen Automaten müssen Kunden die Gebinde nicht mehr einzeln drehen und richtig einführen, sondern kippen die Einwegpfand-Flaschen und -Dosen einfach aus einem sauberen Sackerl in die Klappe. Hambsch: "Es bringt dem Kunden extrem viel Bequemlichkeit, weil man nicht jedes einzelne Gebinde anfassen muss."

Automat für digitale Zukunft vorbereitet

Auch digital ist der neue Pfandautomat bereits gerüstet. Der klassische Papierbon kommt zwar weiter aus dem Drucker, es gibt aber auch die Option, den Pfandbetrag digital zu verbuchen. Billa selbst bietet das zwar noch nicht an, allerdings gibt es entsprechende Überlegungen.

Modell kostet 70.000 bis 80.000 Euro

Günstig ist der Spaß nicht. Je nach Ausstattung – etwa mit zusätzlichen Kompaktoren (das sind die Presswerke, die Flaschen und Dosen platt machen) oder weiteren Rücknahmegeräten – reicht die Spanne laut Daniel Olah von etwas über 10.000 Euro für einfachste Lösungen bis hin zu mehreren Hunderttausend Euro für Großanlagen. Das konkrete Modell bei Billa am Praterstern liegt laut Hersteller bei rund 70.000 bis 80.000 Euro (UVP).

Hersteller testet "Rohrpost für Pfand"

Spannend ist auch der Blick in die Zukunft: In anderen Ländern, etwa in Norwegen, wo Tomra seinen Hauptsitz hat, wird bereits eine Art "Rohrpost für Pfand" getestet. Dort werden die schon gepressten Gebinde mithilfe eines Luftsystems durch Rohre in große Container außerhalb des Marktes geschossen. Das spart Platz im Lager, niemand muss mehr Säcke schleppen, und die Anlage kann deutlich mehr Leergut aufnehmen.

Turbo-Automat wird wohl breit ausgerollt

Und wie geht es mit den XXL-Automaten bei Billa weiter? Rund um den 17. Dezember wird bei Billa Plus in Brunn am Gebirge (NÖ) ein weiteres Gerät installiert, Anfang nächsten Jahres folgen Neunkirchen (NÖ) und Saalfelden (Sbg.). Insgesamt handelt es sich laut Billa-Technik-Expertin Sonja Vogelsinger um einen auf sechs Monate angesetzten Testlauf – intern glaubt aber niemand so recht daran, dass es nur bei diesen drei Standorten bleibt. Infrage kommen jedenfalls Märkte mit hoher Kundenfrequenz und genug Platz im Hintergrund.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } 04.12.2025, 05:30
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen