2 Wochen nach Amoklauf

Direktorin: "Es wäre nie so weit gekommen, wenn ..."

14 Tage nach dem Amoklauf in Graz ist die Trauer weiter groß. In einem emotionalen Interview spricht die Direktorin über die Rückkehr an die Schule.
Newsdesk Heute
24.06.2025, 11:04
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Nach dem fürchterlichen Amoklauf ging am BORG Dreierschützengasse am Montag der Schulbetrieb langsam wieder los. In allen Klassen steht psychologische Hilfe zur Verfügung, Schüler können selbst entscheiden, ob sie bereit sind, ins Klassenzimmer zurückzukehren.

Kanzler will "Lehren ziehen"

Die Bundesregierung will aus dieser schrecklichen Tat Konsequenzen ziehen. So wurden im Ministerrat zuletzt folgende Eckpunkte fixiert: Waffengesetze werden verschärft, die Anzahl der Schulpsychologen wird in den kommenden drei Jahren verdoppelt, ein Entschädigungsfonds für Betroffene in der Höhe von 20 Millionen Euro wird eingerichtet. "Wir haben versprochen, dass wir die richtigen Lehren aus dieser Tat ziehen", betonte Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP).

"Viele Schüler sind traumatisiert"

Zurück ans BORG: Die Rückkehr am Montag sei "sehr berührend" gewesen, so die Direktorin Liane Strohmaier im Ö1-Morgenjournal. Es seien rund 400 Schülerinnen und Schüler gekommen, gemeinsam habe man eine Menschenkette gemacht, um die Schule zu "umarmen", schilderte sie. "So können wir, so weit es geht, im nächsten Schuljahr möglichst unvoreingenommen in die Schule zurückkommen."

Strohmaier erklärte, dass man bei der Rückkehr sehr vorsichtig vorgehen wolle. Im Falle von Traumatisierungen müsse man sehr behutsam vorgehen. "Viele Schülerinnen und Schüler sind traumatisiert, es macht keinen Sinn, irgendjemanden zu etwas zu zwingen, wozu er sich nicht in der Lage sieht."

"Amoklauf bleibt der Teil der Geschichte"

Die Direktorin bedankte sich für eine "unglaubliche Welle der Unterstützung", die sie und die Schulgemeinschaft in den letzten zwei Wochen erhalten hat. Strohmaier erwähnte die Bildungsdirektion, viele Schulen in Graz, Eltern und die Politik – "es war unglaublich, damit hätte ich nicht gerechnet".

Auf die Frage, wie man mit den Geschehnissen umgehen wollte, sagte Strohmaier, dass es am BORG einen kleinen Gedenkort geben werde: "Der Amoklauf bleibt ein Teil der Schulgeschichte. Man sollte das aus Respekt den Opfern gegenüber auch dokumentieren." Eine Namensänderung – wie sie die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr vorgeschlagen hatte – lehne die Direktorin ab.

"Wäre nie so weit gekommen"

Angesprochen auf die Regierungsmaßnahmen, betonte sie, dass man diese begrüße – vor allem die verschärften Waffengesetze. "Ich bin der Meinung, dass niemand außer der Exekutive und einzelnen Berufsgruppen Waffen tragen sollte. Wenn ich keine Waffe habe, kann ich auch nicht schießen."

Auch die psychologische Betreuung von Schülern und Schulabbrechern sei wichtig. "Der Konjunktiv ist in diesem Fall nicht hilfreich, aber hätte man den Täter früher betreut, wäre es niemals so weit gekommen", so Strohmaier. Man müsse mehr darauf schauen, wer sich zurückzieht und Hilfe braucht. "Ein Rückzug ist immer ein Zeichen dafür, dass es jemandem nicht gut geht."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 24.06.2025, 11:09, 24.06.2025, 11:04
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