Am 10. Juni wurde das BORG Dreierschützengasse in Graz zum Schauplatz eines der schlimmsten Verbrechen der österreichischen Geschichte. Der 21-jährige Ex-Schüler Arthur A. erschoss mit einer Glock 19 und einer abgesägten Schrotflinte neun Jugendliche und eine Lehrerin, richtete sich im Anschluss an das sinnlose Blutbad selbst. Zwei Wochen später kehrt Direktorin Liane Strohmaier zurück in ihr "zweites Zuhause" und sprach mit der "Kleinen Zeitung" über die Folgen der furchtbaren Tat.
Bereits am Tag nach der Tat sei sie kurz im Gebäude gewesen – begleitet ausgerechnet von einer Polizistin, die zufällig eine ehemalige Schülerin war. Ab Montag soll nun der Schulbetrieb langsam wieder anlaufen – mit verschiedenen Angeboten. Man kann gemeinsam mit den Lehrern aus der Halle gegenüber der Schule ins Gebäude gehen oder auch in mobilen Klassenzimmer unterrichtet werden. "Jeder kann frei entscheiden."
Fest steht: In allen Klassen soll psychologische Hilfe zur Verfügung stehen. "Es ist immer noch nicht begreifbar, dass wir neun Schülerinnen und Schüler und eine Kollegin verloren haben", so Strohmaier. Spätestens als Verwandte der Verstorbenen deren persönliche Gegenstände abholten, setzte bei der 61-Jährigen die bittere Realität ein. "Da dachte ich erstmals: Das kann nicht sein."
Trotz des Schocks sieht Strohmaier Hoffnung: "Die Tatsache, dass rund 200 Schülerinnen und Schüler schon diese Woche als Zeichen in die Schule gekommen sind, zeigt, sie wollen in ihre Schule zurück." Und: "Wenn wir zusammenhalten wie bis jetzt, werden wir einen Normalbetrieb im Laufe des nächsten Schuljahres wieder installieren können."
Auch bei der Direktorin persönlich sitzt das Trauma vom Tattag tief, sie war im Musiksaal bei der Maturaprüfung, als die Schüsse durch die Schule hallten: "Ich habe es zuerst nicht realisiert, kurz dachte ich, es sind Schweizer Kracher. Dann habe ich die ersten Schreie gehört." Als die Polizei vor der Tür war und die Evakuierung begann, war für sie klar "Ich gehe als Letzte."
In Erinnerung bleiben ihr danach besonders die Begegnungen mit den am Boden zerstörten Eltern der Opfer: "Ich bin auch Mutter, niemand kann verstehen, dass das Kind nicht mehr heimkommt, weil es tot ist." Worte habe sie da kaum gefunden: "Das Wichtigste ist, dass man sie einmal umarmt."
Im Gespräch mit der "Kleinen" will sie eine Umbenennung des BORG Dreierschützengasse nicht ausschließen, hält es jedoch für unwahrscheinlich, "da die Identifikation mit dem Namen sehr hoch ist". Ein Gedenkort in der Schule sei hingegen geplant. "Wir werden die Schülerinnen, die Schüler, die Lehrerin nicht vergessen und die Schule zurückerobern."