Die Mitgliederversammlung von SOS-Kinderdorf Österreich hat heute einen neuen Aufsichtsrat gewählt. SOS-Kinderdorf Österreich setzt damit ein klares Zeichen für Erneuerung und Transparenz. Mit der heutigen Wahl wurde ein wesentlicher Schritt in der strukturellen Neuaufstellung bestätigt.
Neuer Vorsitzender und Sprecher des Gremiums ist der Industriemanager Friedrich Santner. Dem Aufsichtsrat gehören zudem Brigitte Lueger-Schuster, Norbert Gerstberger, Maria Wienerroither und Martin Zernig an. Zusätzlich wird eine Vertreterin oder ein Vertreter des SOS-Kinderdorf-Betriebsrats kooptiert, um die Perspektive der Mitarbeitenden systematisch einzubinden.
Friedrich Santner ist langjähriger Geschäftsführer und Aufsichtsorgan in österreichischen und internationalen Unternehmen und bringt umfassende Erfahrung in Corporate Governance, Risikomanagement und der Kontrolle großer Organisationen ein. Er hat Psychologie und Pädagogik studiert und verbindet damit fundierte Kenntnisse über Entwicklungs- und Beziehungsdynamiken mit seiner Managementerfahrung. Seine Kindheit und Jugend hat er in SOS-Kinderdörfern verbracht und bringt somit auch die Perspektive eines ehemals Betreuten in die Aufsicht ein.
Brigitte Lueger-Schuster ist klinische Psychologin und Professorin für Psychotraumatologie an der Universität Wien. Sie gilt als ausgewiesene Expertin für die Folgen von Gewalt, Missbrauch und institutionellem Unrecht und bringt ihre Expertise in Fragen von Kinderschutz, Traumafolgen und Opferschutz ein.
Norbert Gerstberger war viele Jahre Jugendrichter und Strafrichter in Wien und ist heute unter anderem in der Heimopferrentenkommission und in der OPCAT-Bundeskommission tätig. Er steht für eine rechtsstaatlich fundierte Perspektive auf Kinderrechte, Opferrechte und den Umgang mit institutioneller Gewalt.
Maria Wienerroither verfügt über jahrzehntelange Praxis in der Kinder- und Jugendhilfe, unter anderem als Bereichsleiterin in einer großen Einrichtung der stationären Jugendhilfe. Sie bringt konkrete Erfahrung aus der Praxis von Wohngruppen, Krisenunterbringung und Qualitätsentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe ein. Als Vorstandsmitglied von FICE Austria stärkt sie den Aufsichtsrat zudem mit internationaler Vernetzung und vertiefter Expertise zu Qualitäts- und Kinderschutzstandards in der Kinder- und Jugendhilfe.
Martin Zernig ist Betriebswirt und Manager in einem kommunalen Energie- und Infrastrukturunternehmen und beschäftigt sich mit Business Development und Beteiligungsprozessen. Er ist wie Friedrich Santner in einem SOS-Kinderdorf aufgewachsen und Mitinitiator der Petition "Rettet das Kinderdorf". Seine Rolle im Aufsichtsrat verbindet betriebswirtschaftliche Kompetenz mit der Perspektive eines ehemals Betreuten der Organisation.
"Der neue Aufsichtsrat versteht sich als unabhängiges, aktives Kontrollgremium mit klarer Verantwortung für Aufsicht, Kinderschutz, Governance und Compliance", betont Aufsichtsratsvorsitzender Friedrich Santner. "Wir nehmen die institutionelle Verantwortung ernst. Unsere Aufgabe ist es, die lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit zu sichern, die notwendigen Reformen konsequent zu begleiten und damit die Grundlage für neues Vertrauen in SOS-Kinderdorf zu schaffen."
Der Aufsichtsrat werde eng mit der unabhängigen Reformkommission unter dem Vorsitz von Irmgard Griss zusammenarbeiten. Auftrag des Gremiums ist es insbesondere, die Empfehlungen der Reformkommission strukturell zu verankern, die Geschäftsführung bei der Neuaufstellung kritisch-konstruktiv zu begleiten und die Einhaltung hoher Standards im Kinderschutz dauerhaft sicherzustellen.
"Mit der Wahl eines unabhängigen Aufsichtsrates, in dem ausgewiesene Experten für Recht, Psychologie und Kinderschutz vertreten sind, setzt SOS-Kinderdorf Österreich ein klares Zeichen für den Beginn einer neuen Verantwortungskultur", sagt Geschäftsführerin Annemarie Schlack. "Die ehrliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein zentraler Teil dieses Neustarts. Die im Aufsichtsrat vertretenen Persönlichkeiten stehen mit ihrer fachlichen Autorität dafür, dass Aufsicht und Kontrolle künftig klar, unabhängig und konsequent wahrgenommen werden."
Santner stellte am Donnerstag in der "Zeit im Bild 2" auch klar, dass es "in Zukunft null Toleranz für neue Fälle" geben werde. Das Augenmerk liege nun auf den 1.800 Kindern, die von rund 2.000 Mitarbeitern betreut werden. Hier könne man helfen und man sei auch bemüht um die Aufklärung der Missbrauchsfälle.