Die EU zieht die Zügel im Straßenverkehr an: Das Europaparlament stimmt am Dienstag endgültig über neue Führerscheinregeln ab – und die bringen für Millionen Autofahrer und Fahranfänger schwerwiegende Änderungen.
Die Mitgliedstaaten haben drei Jahre Zeit, die Vorgaben ins nationale Recht zu gießen, plus ein weiteres Jahr, um alles umzusetzen. "Heute" hat den Überblick über die wichtigsten geplanten Neuerungen:
Bis spätestens 2030 soll der Führerschein digital werden. In Österreich gibt es den digitalen Führerschein am Smartphone bereits – aktuell gilt er aber nur im Inland. Künftig soll der Handy-Führerschein dann EU-weit gelten.
Wer lieber eine Plastikkarte in der Brieftasche trägt, behält dieses Recht: Beide Varianten gelten gleichwertig.
Raser, Drängler und Alko-Sünder müssen sich warm anziehen: Bei massiven Verstößen gegen Verkehrsregeln in einem EU-Land kann ein Fahrverbot in der ganzen EU drohen. Damit sollen Verkehrssünder künftig in allen Mitgliedstaaten zur Verantwortung gezogen werden – ganz gleich, wo sie den Führerschein erworben haben.
Das betrifft etwa Alkohol oder Drogen am Steuer, tödliche Unfälle oder extremes Rasen. Ernst wird das, wenn die neuen Regeln in nationales Recht übertragen sind.
Was in Österreich längst Realität ist, soll künftig in der ganzen EU gelten: Junge Fahrer dürfen schon ab 17 unter Aufsicht hinters Steuer. Praktisch etwa für Urlaubsfahrten.
Um den Fahrermangel in der Transportbranche zu bekämpfen, senkt die EU das Mindestalter: Künftig kann der Lkw-Führerschein bereits mit 18, der Bus-Führerschein mit 21 absolviert werden. Damit sollen Speditionen und Verkehrsbetriebe schneller Nachwuchs gewinnen.
Viel diskutiert, am Ende aber gestrichen: Medizinische Pflicht-Checks für ältere Autofahrer wird es nicht geben. Die Staaten können selbst entscheiden, ob sie ärztliche Gutachten oder Selbsttests einführen.
Handy am Steuer, tote Winkel, Assistenzsysteme – all das soll in Fahrschulen stärker thematisiert werden. Auch der Umgang mit Fußgängern, Kindern und Radfahrern rückt stärker in den Fokus.
Wer ein Wohnmobil steuern will, bekommt Erleichterungen: Mit Führerscheinklasse B reicht künftig ein spezielles Training oder eine Prüfung, um Fahrzeuge bis 4,25 Tonnen zu fahren. Ob dafür eine Schulung oder eine Prüfung notwendig wird, darf jedes Land selbst entscheiden.
Die neuen Regeln sind Teil des großen EU-Verkehrssicherheitsplans. Bis 2030 soll die Zahl der Toten im Straßenverkehr halbiert werden – aktuell ist man davon aber weit entfernt. In den vergangenen fünf Jahren sank die Zahl der Verkehrstoten nur um rund zwölf Prozent. Nach jüngsten Angaben der EU-Kommission gab es 2024 EU-weit 19.940 Tote bei Straßenverkehrsunfällen. Das entspreche einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent.
Gemessen an der Bevölkerungszahl sind die Straßen in Schweden (20 Todesfälle pro Million Einwohner) und Dänemark (24 Tote pro Million Einwohner) am sichersten.