Enthält alle Namen und Details

Geheimer 991-Seiten-Bericht erschüttert SOS-Kinderdorf

Ein Bericht zu den SOS-Kinderdorf-Vorwürfen soll alle Namen und Details enthalten – von Missbrauch bis zu möglicher Geldwäsche und Menschenhandel.
Lara Heisinger
13.11.2025, 10:12
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Rund um die Missbrauchsvorwürfe bei SOS-Kinderdorf sorgt nun ein weiteres Dokument für Aufsehen: Neben dem bereits bekannten 262-Seiten-Bericht einer Untersuchungskommission ist eine deutlich umfangreichere Langversion aufgetaucht – ganze 991 Seiten, die laut Insidern sämtliche Namen und Details enthalten sollen.

Brisant: Die Vorwürfe reichen von Kindesmissbrauch bis hin zu möglichen Hinweisen auf Geldwäsche und Menschenhandel. Öffentlich gemacht wird das Dokument vorerst aber nicht, berichtet die "Krone".

Seit Monaten reißt die Serie an Enthüllungen nicht ab. Eine unabhängige Kommission des Dachverbands SOS-Kinderdorf International hatte 2023 zwei Berichte erstellt: eine gekürzte Veröffentlichung und eine umfassendere interne Fassung.

Nicht öffentlich zugänglich

Bei dem neuen Dokument handle es sich um einen "vertraulichen, zweiten Teil des Berichts" der Independent Special Commission (ISC), wie SOS-Kinderdorf International erklärt. Die Langfassung enthalte zahlreiche namentliche Nennungen – unter anderem von Hinweisgebern.

Aus Gründen des Personenschutzes sei es daher unmöglich, diese Version öffentlich zu machen. Zugang habe ausschließlich der "International Senat" sowie der Vorstand der Organisation. Die wichtigsten Ergebnisse seien jedoch im kürzeren Bericht anonymisiert verarbeitet worden.

SOS-Kinderdorf Österreich erhielt 2023 nur vorübergehend Einblick in jenen Teil, der sich auf den bekannten Fall eines Großspenders in Nepal bezieht. Eine ausführliche rechtliche Prüfung habe keine belastbaren Hinweise auf Menschenhandel oder Geldwäsche ergeben, so eine Sprecherin. Gleichzeitig prüft SOS-Kinderdorf International, ob Teile der Langfassung an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt werden können.

Großspender Zugang zu Kindern ermöglicht

Bereits übergebene Unterlagen betreffen auch den 2024 verstorbenen Langzeitpräsidenten Helmut Kutin. Ihm wird vorgeworfen, einem Großspender Zugang zu Kindern in Nepal ermöglicht zu haben – selbst nachdem dieser dort mutmaßlich Minderjährige missbraucht hatte. Die Staatsanwaltschaft München ermittelte zeitweise gegen Kutin, nachdem der Verein "SOS-Kinderdorf weltweit" Hinweise geliefert hatte. Nach seinem Tod wurden die Ermittlungen eingestellt. Sowohl SOS-Kinderdorf International als auch "SOS-Kinderdorf weltweit" hatten ihm die Ehrenpräsidentschaft bereits zuvor entzogen.

Ausgelöst wurden die aktuellen Untersuchungen durch eine Recherche im vergangenen September im Kinderdorf Moosburg (Kärnten). Kurz darauf meldeten sich Betroffene weiterer Standorte. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg. Erschütternd ist auch die Enthüllung, dass selbst der SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner mehrere Burschen sexuell missbraucht haben soll.

Gmeiner-Straße in Osttirol umbenannt

Als Reaktion richtete SOS-Kinderdorf eine Reformkommission unter der Leitung der früheren OGH-Präsidentin Irmgard Griss ein. Zahlreiche Gemeinden prüfen inzwischen, ob nach Gmeiner benannte Straßen umbenannt werden sollen. In Nußdorf-Debant (Osttirol) fiel am Dienstag bereits einstimmig die Entscheidung: Die Gmeiner-Straße – in der sich auch das Gemeindeamt befindet – wird künftig Marktstraße heißen.

Der Ort beherbergt das zweitälteste SOS-Kinderdorf Österreichs. Zuletzt hatten sich ehemalige Bewohnerinnen gemeldet und von gewalttätigen Übergriffen in den 1990er-Jahren berichtet.

{title && {title} } LH, {title && {title} } Akt. 13.11.2025, 10:43, 13.11.2025, 10:12
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