Christian und Sandra G., beide 36, leben im nördlichsten Waldviertel, rund 20 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt, in der 5.200-Einwohner-Gemeinde Waidhofen an der Thaya. "Weil das lokale Angebot an Kinder- und Markenbekleidung überschaubar ist", erzählt Sandra G., "bestellen wir öfter bei Online-Händlern oder auf der Plattform Vinted. Doch, seit die Tamburi-Paketstation bei uns aufgestellt wurde, klappt bei UPS-Sendungen gar nichts mehr."
Ihr Partner, Christian G., kennt mittlerweile zahlreiche Varianten gescheiterter Zustellversuche durch den Paketdienstleister UPS: "Die Sendungen gehen bis zur Paketbox von Tamburi, dann bekommen wir aber keinen Code zugestellt, der das Fach öffnet – Variante eins. Oder, bei Variante zwei, werden die Sendungen vom Verteilerzentrum in St. Pölten direkt zum Händler zurückgeschickt."
„In unserem Fall geht es nicht um ein oder zwei Pakete, sondern um mehr als zwanzig.“Christian G.Angestellter in NÖ
"Bei Variante drei kommt das Paket bis zur Abholbox, aber jemand anderer bekommt den Code. Bei der vierten Variante, heißt es, die Ware sei in der Tamburi-Box gewesen, wurde aber verfrüht zurückgeschickt. Vermutlich war jedoch nie etwas in der Abholstation", mutmaßt der 36-Jährige. In ländlichen Regionen sei man aber auf funktionierende Lieferketten angewiesen.
Jetzt macht Sandra G. ihrem Ärger Luft: "Wenn man dort anruft, bekommt man die kuriosesten Antworten. Stets heißt es von Mitarbeitern im Callcenter, dass in wenigen Minuten eine Nachricht oder der fehlende Code per Mail zugeschickt wird. Dann kommt aber nichts." Und Christian G. ergänzt noch: "Man wird doch immer nur abgewiegelt. Die Antworten sind einfach nur hohle Phrasen."
Das Problem, das dabei für das Paar entsteht: "Als Käufer wird man dadurch auch in ein schlechtes Licht gerückt und dann auf Online-Plattformen negativ bewertet, obwohl man nichts falsch gemacht hat", sagt Christian G. und hält noch fest: "In unserem Fall geht es nicht um ein oder zwei Pakete, sondern um mehr als zwanzig."
Es werde nicht auf die Beschwerden reagiert, egal was man tue, sagen die beiden. Die nächste UPS-Abholstelle befinde sich in Schrems, rund 45 Minuten mit dem Auto entfernt. Dort etwas abzuholen, sei schlicht unzumutbar. "Als Käufer habe ich einen Vertrag mit UPS abgeschlossen. Den erfüllt aber das Unternehmen aufgrund seiner Inkompetenz nicht."
"Heute" hat UPS mit den Vorwürfen konfrontiert, aber nur eine allgemeine Antwort einer PR-Agentur aus Deutschland bekommen, die namentlich nicht genannt werden möchte. Darin heißt es: "Die Zufriedenheit unserer Kunden ist uns äußerst wichtig. Wir stellen weltweit durchschnittlich über 22,4 Millionen Sendungen pro Tag zu."
Und: "Wir bedauern es außerordentlich, wenn es bei einer Sendung Anlass zur Unzufriedenheit gibt. Ohne konkrete Trackingnummer können wir leider keine Aussage zu einzelnen Sendungen treffen. Wir arbeiten eng mit unseren Partnern vor Ort daran, die Servicequalität kontinuierlich zu verbessern und eine verlässliche Zustellung sicherzustellen."
Weil sich Fälle, wie der von Christian und Sandra G., seit Jahren häufen, hat die Arbeiterkammer (AK) schon 2022 Tipps zu "Probleme bei Paketzustellungen" veröffentlicht. Laut AK, gelte für die Empfänger von Paketen nur beschränkter Rechtsschutz, da der Postbeförderungsvertrag zwischen dem Absender und dem jeweiligen Paketdienst zustande kommt.
"Damit ein nachlässiges Zustellverhalten eines Paketdienstes dennoch nicht ohne Folgen bleibt, hat die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) ein Portal für Post-Empfangsbeschwerden eingerichtet", heißt es von der AK.
https://www.rtr.at/TKP/was_wir_tun/post/konsumentenservice/empfangsbeschwerden/formular.de.html
Und die RTR schreibt dazu auf Ihrer Webseite: "Wir beobachten die Beschwerdeentwicklung laufend. Mit Ihrer Hilfe können wir Maßnahmen setzen, wenn ein Postdiensteanbieter systematisch gesetzliche Vorgaben nicht einhält, die unter unsere Aufsichtsbefugnis fallen."
Völlig skurril, eine Anekdote, die Christian G. am Ende des Gesprächs mit "Heute" einfällt: "Kürzlich war ein Arbeitskollege von mir mit seinem Hund spazieren, als er einen Haufen UPS-Pakete im Straßengraben gefunden hat. Da stimmt doch dort im Betrieb etwas nicht."
G. erwartet sich die Leistung, für die er bezahlt hat: "Es ist wie bei einem Kaugummi um 1,50 Euro. Auch, wenn das Unternehmen nicht viel damit verdient, möchte man, dass Kaugummi in der Packung ist, die man kauft." Dann ärgert sich der 36-Jährige: "Das tragische ist die Masse an Problemen. Man bekommt nur Standardantworten und verschwendet seine Lebenszeit damit."