"Über einen Zeitraum von Monaten hat bei mir keine einzige Zustellung der Post funktioniert", ärgert sich Thomas Mayer (Name geändert), der im Raum Wiener Neustadt wohnt. "Wir bestellen bei diversen Online-Shops", erzählt der Niederösterreicher, "doch seit Jahresbeginn gibt es ausnahmslos Probleme."
Und weil es Probleme gab, hat Mayer eine Zustellvereinbarung mit der Österreichischen Post AG abgeschlossen. Darin ist festgehalten, sagt Mayer, dass sämtliche Pakete an eine nahegelegene Abholstation geliefert werden: "Trotzdem bekomme ich damit die bestehende Problematik nicht in den Griff."
Vor vier Wochen wurde Mayer trotz Zustellvereinbarung ein Abholzettel hinterlegt, um ein Paket am Hauptpostamt abzuholen. Dort angekommen, erhält er die Information, dass sein Paket, am anderen Ende von Wiener Neustadt, in einer Abholstation hinterlegt sei.
Mayer steigt also in sein Auto und fährt los: "Nach 20 Minuten Fahrzeit stellte ich vor Ort fest, dass auch an dieser Abholstation mein Paket nicht hinterlegt war. Das System verwies mich zu einer weiteren Abholstation." Wieder startet Mayer den Motor, fährt zum besagten Ort – ohne Erfolg.
"Auch dort war mein Paket nicht verfügbar." Dann entscheidet sich Mayer zu einem Postpartnershop der Post zu fahren, der Einblick in das Onlinesystem der Post hat. Dort erfährt Mayer, dass sein Paket in einer weiteren Abholstation hinterlegt sei.
"Also machte ich mich wiederholt auf den Weg. An der fünften Station meiner Schnitzeljagd war dann das gesuchte Paket." Für die Abholung seines Pakets, sagt er, habe er in Summe eineinhalb Stunden Zeit und rund 15 Kilometer an Wegstrecke benötigt.
"Das kann wohl nicht im Sinne einer 'grün angehauchten' Organisation, wie der Österreichischen Post AG sein, dass Pakete mit E-Autos 'versteckt' werden und Kunden mit ihren Privatfahrzeugen (nicht E!) auf die 'Verfolgung' gehen müssen", scherzt Mayer, ohne seinen Zynismus zu verbergen.
Aktuell warte er schon seit 4. August auf die Zustellung eines Paketes gemäß der getroffenen Zustellvereinbarung. Aber auch nach zahlreichen Telefonaten mit dem Kundenservice, werde er ausschließlich mit fragwürdigen Ausreden vertröstet: "Ich darf weiterhin auf eine Zustellung hoffen", sagt Mayer.
Bei einem weiteren Paket habe die Post eine "unmittelbare Retournierung an Amazon" veranlasst, ärgert sich Mayer, "da das Paket angeblich nicht zustellbar gewesen sei. Es hat nunmehr den Weg ins Hauptpostamt Wiener Neustadt gefunden."
"Es hat geheißen, ich könne es gegen eine Gebühr von 6,10 Euro abholen. Das Paket wurde aber mit Gratisversand vom Händler an mich geschickt. Wegen des tagelangen Postwegs wurde es vom Händler storniert und mir das Geld refundiert." Dann hebt sich Mayers Stimme: "Jetzt soll ich als Empfänger die von der Post verursachten Versandkosten des Paketes bezahlen. Was für ein Hohn!"
Für Mayer stellen diese Fallbeispiele nur so etwas wie die "Spitze des Eisberges" dar: "In meinem Bekannten- und Verwandtenkreis gibt es unzählige idente Fälle", sagt Mayer und ist überzeugt: "Diese Geschichten illustrieren die riesigen Missstände bei Zustellungen der Österreichischen Post AG im Großraum Wiener Neustadt." Erst 2024 eröffnete dort Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner eine neue Postbasis mit neuer Fahrzeugflotte und rund 100 Bediensteten.
"Schriftliche Beschwerden bei der Österreichischen Post AG und Beschwerden bei der RTR, als Regulierungsbehörde, führen auch zu keiner Verbesserung der unhaltbaren Zustände", ärgert sich Mayer.
"Heute" hat zu den ausständigen Sendungen bei der Post AG nachgefragt und von Sprecher Markus Leitgeb folgende Antwort erhalten: Beide Sendungen seien abholbereit, die eine seit letzten Mittwoch an der Wunsch-Abholstation, die andere seit Donnerstag in der betreffenden Postfiliale. "Herr Mayer wurde darüber benachrichtigt. Und er kann den aktuellen Sendungsstatus in der Post App oder auf post.at nachsehen", heißt es lapidar.
Leitgeb stellt außerdem klar: "Der guten Ordnung halber darf ich festhalten, dass das Paket, welches wir laut Herrn Mayer angeblich seit 4. August nicht zustellen würden, wurde uns erst am 4. August zum Transport übergeben."
"Heute" wollte außerdem von der Post wissen, ob es womöglich an der derzeit angespannten Wirtschaftslage liegt, dass immer wieder Probleme auftreten. Dazu sagt Leitgeb: "Wir verzeichnen im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro bei einem Gewinn (vor Steuern, EBIT) von 94 Millionen Euro."
"Während es 2024 starke Sondereffekte durch die zahlreichen Wahlen in Österreich gab, fallen diese heuer einfach weg. Wir sehen hier also einen normalen Rückgang des Brief-Volumens, gleichzeitig wächst die Post im Paket-Bereich, sowohl in Menge als auch Umsatz. Verglichen mit dem Jahr 2023 sind wir also deutlich gewachsen."