Cobra-Einsatz an Schule in NÖ

"Nichts erfahren" – Mutter klagt nach Amok-Drohung an

In Lichtenwörth hat eine Amok-Drohung am Dienstag an einer Schule einen massiven Polizeieinsatz ausgelöst. Die Schule war nicht evakuiert worden.
Victoria Carina  Frühwirth
19.11.2025, 13:52
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In Lichtenwörth (Bezirk Wiener Neustadt, NÖ) sorgte am Dienstag eine Amokdrohung für Unruhe an der Mittelschule. Schüler hatten Gerüchte gehört, wonach ein ehemaliger Mitschüler einen Amoklauf planen könnte.

Vorbestraft: Bewaffneter Raubüberfall im Oktober

Diese Hinweise wurden von Schülern vormittags an Lehrkräfte und gegen Mittag von der Direktion an die Polizei gemeldet. Die Polizei NÖ bestätigte, dass der Hinweis als "abstrakte Drohung" eingestuft wurde, man aber aufgrund der Vorgeschichte des Verdächtigen sofort handelte. Der 14-Jährige ist der Polizei bereits bekannt! Erst vor einem Monat soll er an einem bewaffneten Raubüberfall auf eine OMV-Tankstelle in Wiener Neustadt beteiligt gewesen sein. Die Polizei hatte damals die Tatwaffe, Maskierung und einen Teil der Beute sichergestellt.

Tatwaffe vom bewaffneten Raubüberfall am 16.10.
LPD NÖ

Wegen der potenziellen Gefahr rückten somit am Dienstag sowohl reguläre Exekutivkräfte als auch Spezialisten des Einsatzkommandos Cobra an, sicherten das Gebäude und kontrollierten das Areal. Der Jugendliche wurde später im Stadtgebiet von Wiener Neustadt angehalten und im Beisein eines Rechtsanwalts befragt. Er wurde auf freiem Fuß angezeigt, die Ermittlungen dauern an. Auch am Mittwoch patrouillierten weiterhin Polizeikräfte am Schulareal.

Eltern erst Stunden nach Amok-Drohung informiert

Während des aufwendigen Polizei-Einsatzes ging der Unterricht am Dienstag regulär weiter – ein Umstand, der später von der Mutter zweier betroffener Schulkinder scharf kritisiert wird. Im "Heute"-Gespräch erhebt sie Vorwürfe gegen das Handeln der Schulleitung. Sie schildert, dass sie erst von der Amok-Drohung und dem Polizei-Einsatz erfahren habe, als ihre Kinder am Dienstag nach Schulschluss um 14 Uhr zu Hause ankamen.

"Da ist doch ein Wahnsinn! Meine Kinder sagen, sie wurden am Dienstag um 8:50 Uhr befragt, ob sie den Tatverdächtigen kennen oder etwas von ihm wissen. Das war es, danach ging der Schultag normal weiter. Da wurde niemand evakuiert oder aus der Schule geschickt, wir Eltern wurden auch nicht gleich informiert. Meine Kinder haben mir zu Hause erzählt, wie sie weiter Schule hatten, während die Polizei Schulklassen durchsucht hat", zeigt sich die Mutter völlig aufgelöst. Sie sei erst um 16:20 Uhr in einer kurzen Nachricht über das Schulportal von der Direktorin über den Einsatz informiert worden. Nachträglich, als die Gefahr bereits gebannt und der Tatverdächtige gefasst war.

Keine Evakuierung, als Täter gesucht wurde

Besonders schimpft die Mama, dass der Unterricht trotz laufender Suche nach dem Verdächtigen über Stunden weiterging: "Es geht hier um eine Anschlagsdrohung und die Kinder müssen weiter an ihrem Tisch den Aufsatz schreiben. Ohne zu wissen, dass Polizeikräfte im Nebenzimmer vielleicht gerade nach Bomben Ausschau halten."

Und weiter: "Jedem ist doch klar, dass als Erstes die Polizei gerufen wird bei der Drohung zu einem Amoklauf. Das hat die Direktion noch geschafft, Glückwunsch. Aber es ist doch offensichtlich, dass Kinder sofort evakuiert und von der Schule nach Hause geschickt werden müssen, wenn es um einen möglichen Anschlag geht! Da kann man nicht einfach weiter Unterricht im Schulgebäude führen, wenn der Täter nicht einmal gefasst war."

Die Mutter zeigt sich erbost, fordert eine Ermahnung der Polizei gegen Direktorin und Lehrpersonal sowie eine passende Schulung für ebenjene. Damit im Notfall ein Gefahrenprotokoll zumindest in Zukunft korrekt durchgeführt und Kinder aus einer betroffenen Schule evakuiert werden, wie sie sagt.

Bildungsdirektion: Schulen haben angepasste Leitfäden

Die Bildungsdirektion Niederösterreich gab kürzlich betreffend einer anderen Krisensituation im Schulumfeld zu Protokoll: "Natürlich gibt es in jeder Schule - jeweils auf den Schulstandort angepasst - Krisenhandbücher und Leitfäden für diverse Situationen, die laufend evaluiert werden und auch festlegen, wie die jeweilige Kommunikationsstruktur dazu aussieht – allerdings ebenfalls immer in enger Abstimmung mit der Polizei."

Es heißt weiter: "Im Mittelpunkt steht dabei stets die Sicherheit für Schule und Schüler, sowie für die Lehrkräfte. Eine akute Bedrohungslage für die Schule hat es in diesem Fall nie gegeben, da umgehend und stets alle Maßnahmen getroffen wurden, um die Sicherheit zu gewährleisten."

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Polizeipräsenz und Unterricht, als wäre nie etwas gewesen

Am Mittwoch ist wieder Regelunterricht für Kinder der Volks- und Hauptschule geplant – schon wieder, obwohl Einsatzkräfte noch immer das Schulgebäude durchsuchen und kontrollieren. Wie sie im "Heute"-Gespräch erklärt, ließ die Mutter ihre Kinder am Mittwoch zu Hause. Auch andere Eltern hatten diese Maßnahme angekündigt: "Man kann Kinder nicht in eine Schule schicken, die noch immer von der Polizei durchsucht wird." Sie verlangt sogar einen Rücktritt der Direktorin, die das Krisenmanagement der Bildungsdirektion NÖ nicht richtig eingehalten habe.

Die Polizei weist ausdrücklich darauf hin, dass Drohungen dieser Art "keine Kavaliersdelikte" sind und strafrechtlich verfolgt werden.

"Umgehend reagiert"

Seitens der Polizei heißt es zu dem Fall in Lichtenwörth: "Trotz der abstrakten Bedrohung wurde seitens der Polizei umgehend reagiert. Der verdächtige 14-Jährige ist der Polizei bereits bekannt, daher wurde der Sachverhalt dementsprechend ernst genommen und zu den Ermittlungen auch Spezialkräfte des Einsatzkommandos Cobra hinzugezogen. Der 14-Jährige konnte gestern im Stadtgebiet von Wiener Neustadt ausgeforscht, angehalten und im Beisein seines Anwalts befragt werden. Der ehemalige Schüler wurde der Staatsanwaltschaft angezeigt, die Ermittlungen laufen weiter."

Am Donnerstagvormittag die große Wende: Nicht der 14-Jährige Ex-Schüler, sondern ein jetziger, minderjähriger Schüler dachte sich alles nur aus. Es gab nie eine Gefährdung - mehr dazu hier.

{title && {title} } VF, {title && {title} } Akt. 20.11.2025, 11:25, 19.11.2025, 13:52
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