ORF-Generaldirektor Roland Weißmann hat bei einem Hintergrundgespräch eine ernüchternde Halbjahresbilanz gezogen. Zwischen 2027 und 2029 muss der Sender weitere 130 bis 140 Millionen Euro einsparen – zwei Drittel bei Sach- und Programmkosten, ein Drittel beim Personal.
"Wir werden weiter einen strikten Sparkurs fahren müssen", erklärte Weißmann gegenüber der APA. Betroffen sei das gesamte Haus: "Bei so einem Paket geht’s auch nicht anders." Trotzdem wolle man das Programmangebot weitgehend erhalten – und sogar mit Comebacks punkten. So kehrt "Kommissar Rex" zurück, neue Folgen von "Braunschlag" und "MA 2412" sind geplant. Auch die nächste Staffel der "Biester" ist bereits in Arbeit.
Ob Nicht-Nachbesetzung und Handshake-Programm ausreichen, um die Personalkosten zu senken, sei noch offen. "Ich schließe nichts aus!", betonte der ORF-Chef und erklärte auch, dass die Einsparungen das ganze Haus betreffen werden. "Nichts wird verschont bleiben", wird Weißmann in der "Presse" zitiert. Zugleich warb er für "moderate Lohnabschlüsse unter der Inflationsrate", wie sie in den letzten Jahren vereinbart wurden. Wichtig sei es, einen "Braindrain" im Haus zu verhindern.
2026 soll für den ORF jedenfalls ein "tolles Jahr im TV" werden: mit Fußball-WM, Olympischen Winterspielen und dem Eurovision Song Contest in Wien. Diskussionen aus der Kulturszene, man solle dafür keine Kulturmittel abzweigen, versteht Weißmann nicht: "Man soll sich doch freuen, dass Österreich wieder zur Bühne für die Welt wird!" Er selbst würde eine Teilnahme Israels am ESC begrüßen – die Entscheidung liege jedoch beim israelischen Sender Kan.
Budgetär bleibt die Lage angespannt, weil die Haushaltsabgabe bis 2029 eingefroren ist. ORF-Chef Weißmann zeigte sich dennoch mit den Marktwerten zufrieden: Im Fernsehen habe man die besten Marketingzahlen seit zehn Jahren, die Plattform ORF On sei unangefochten Marktführer.
Auch beim Umbau am ORF-Zentrum gibt es Fortschritte: Die im Paket beschlossenen Arbeiten enden mit Jahresende 2025 – und kosten weniger als veranschlagt. Zusatzprojekte wie der Neubau des Eingangsbereichs werden jedoch verschoben. "Da warten wir, bis es uns finanziell wieder besser geht – wie jeder normale Häuslbauer", so Weißmann.
Ob er 2026 erneut für den ORF-Chefsessel kandidiert, ließ Weißmann weiter offen. "Jetzt ist nicht die Zeit, einen Wahlkampf zu beginnen. Frühstart ist Fehlstart. Ich hab noch genug zu tun."