Wirtschaft

Aktionärin verrät, worauf es beim Geld sparen ankommt

Lucy Seteram ist 39 Jahre alt und möchte mit 50 finanziell frei sein. Dafür investiert sie monatlich rund 500 Euro und nutzt das 4-Konten-Prinzip.

Stefanie Riegler
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Lucy Seteram ist seit 2019 an der Börse.
Lucy Seteram ist seit 2019 an der Börse.
Getty Images/ privat / "Heute"-Montage

Früher war Shoppen ihr liebstes Hobby. "Ich habe mir am Black Friday sogar freigenommen, nur um shoppen zu gehen. Gespart habe ich nie, im Gegenteil. Der Überziehungsrahmen wurde immer bis aufs Letzte ausgenutzt", erzählt Lucy Seteram gegenüber "Heute"

Schicksalsschlag ändert Sichtweise 

Ein Schicksalsschlag änderte das Leben der Südburgenländerin jedoch schlagartig. Vor drei Jahren erkrankte ihr Vater an einem Nierenversagen und wurde mit sofortiger Wirkung für arbeitsunfähig erklärt. Die Familie hatte nichts gespart.

"Ein Tag, an dem sich meine Sichtweise zu Geld komplett geändert hat. Mindestpension, Selbstbehalt, Medikamente - mir wurde auf einen Schlag klar, dass der Staat nicht für alles aufkommt. An diesem Tag realisierte ich, dass ich weder für mich noch für meine Liebsten einen Notgroschen über hatte, um finanziell auszuhelfen. Dieses Gefühl des Ausgeliefertseins wollte ich nie wieder in meinem Leben spüren", erklärt die Marketingleiterin im Interview.

4-Konten-Prinzip

Also begann sie zu investieren und sich näher mit dem Thema Geld und Finanzen auseinanderzusetzen. "Ich beschloss, dass mein Geld ab sofort für mich arbeiten sollte und nie wieder umgekehrt", so die 39-Jährige weiter. Mit 50 möchte sie finanziell frei sein. Als "Austro-Aktionärin" dokumentiert sie ihre Reise dorthin auf Instagram und auf ihrem Blog.

Ihr Portfolio ist breit über mehrere Anlageklassen gestreut, um das Risiko gering zu halten. 40 Prozent ihres Vermögens hat Lucy in Einzelaktien investiert, weitere 40 in ETFs, zehn Prozent liegen auf einem Tagesgeldkonto, fünf Prozent gehen in Edelmetalle, drei Prozent in P2P-Kredite und zwei Prozent in Kryptowährungen.

Das Wissen über Aktien hat sie sich über diverse Finanz-Podcasts, Bücher und YouTube-Tutorials angeeignet. Mindestens 500 Euro legt die Burgenländerin jedes Monat an: "Das klingt für viele vielleicht nach sehr viel, aber heutzutage kann wirklich jeder investieren, Sparpläne sind schon ab zehn Euro im Monat möglich. Angefangen habe ich mit einem Aktiensparplan für 50 Euro pro Monat. Mittlerweile bekomme ich von diesen Aktien jedes Monat Dividenden und kann bereits 500 Euro investieren."

Zusammen mit ihrem Freund lebt die 39-Jährige in einem Haus im Südburgenland. Ihre Fixkosten betragen rund 1.000 Euro. Weiters nutzt sie das 4-Konten-Prinzip, um ihre Sparziele zu erreichen. 

Für Gehalt und alle fixen Ausgaben wie Wohnungskosten und Lebensmittel wird ein kostenloses Girokonto (Konto 1) verwendet. Von diesem hat Lucy mehrere Daueraufträge eingerichtet, die immer sofort nach Gehaltseingang automatisch ausgelöst werden. Ein Dauerauftrag geht an ihr Notfallkonto (Konto 2 = Tagesgeldkonto). "Falls mein Auto kaputt geht oder Reparaturen am Haus anstehen, habe ich dafür immer Geld übrig."

Der nächste Dauerauftrag geht an ein sogenanntes "Spaßkonto" (Konto 3 = zweites Girokonto). "Mit diesem Geld kann ich machen, wozu ich gerade Lust habe - ins Restaurant gehen, ein Konzert besuchen, Kleidung kaufen." Der letzte Dauerauftrag geht an ihr Aktiendepot (Konto 4). "Hier kaufe ich ETFs und Einzelaktien und staune täglich, wie schnell mein Geld wächst", beschreibt die Marketingleiterin ihren Finanz-Mechanismus.

"Ich entscheide mich ganz bewusst für oder gegen Konsum"

Für Urlaub gibt die Aktionärin gerne Geld aus. Diesen verbringt sie am liebsten in Österreich oder Südtirol. "Ein Hotel mit moderner Ausstattung, gutem Essen und bequemen Betten ist dabei ein absolutes Muss." Für einen Neuwagen würde sie hingegen niemals Geld ausgeben. Warum? "Fünf Minuten nach Kauf verliert er bereits einen Großteil seines Werts. Wenn ich mir ein Auto kaufe, dann ist dieses mindestens vier Jahre alt."

Trotz ihrer großen Spar-Quote sieht sich Lucy nicht als Frugalistin: "Ich bezeichne mich lieber als bewusste Konsumentin. Ich entscheide mich ganz bewusst für oder eben gegen Konsum und kaufe nur Dinge, die ich wirklich brauche oder die ich guten Gewissens besitzen möchte. Frugalismus kann bei jedem anders aussehen, da jeder auf andere Dinge wert legt beziehungsweise andere Dinge im Leben braucht."

Tabuthema Geld

Dass das Thema Geld in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabuthema ist, hat auch die Aktieninhaberin selbst im Umfeld immer wieder feststellt. In ihrem Freundeskreis investieren nur die wenigsten. "Die meisten streben immer noch die Pension an. Alles andere hört sich für sie nach Casino an. Deswegen liebe ich die sozialen Netzwerke, dort gibt es viele Gruppen, die dieselben finanzielle Ziele verfolgen."

In den USA oder Deutschland gibt es bereits einige Frugalisten und Frugalistinnen, die das Ziel der finanziellen Freiheit erreicht haben. Mit 50 möchte die Burgenländerin so viel passives Einkommen generiert haben, dass sie nicht mehr arbeiten "müsste". "Ich liebe meinen Job aber so sehr, dass ich es mir gar nicht vorstellen könnte, nicht mehr zu arbeiten. Mir geht es bei diesem Ziel eher darum, alles zu können, aber nichts zu müssen. Das ist für mich finanzielle Freiheit", betont Lucy.

Und wie lauten ihre besten Spar-Tipps? "Bezahle dich immer als Erstes! Zu Beginn des Monats solltest du die Sparsumme überweisen und nicht erst jenen Betrag, der am Ende übrig bleibt." Auch rät sie dazu, Daueraufträge und Sparpläne einzurichten. Weiters empfiehlt sie die Umschlag-Methode oder den 5-Euro-Trick.

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