Eine Enthüllung der Plattform "campus a" schlägt derzeit hohe Wellen. Laut der Recherche ist im Kollektivvertrag der Wiener Stadtwerke, zu denen die Wiener Linien gehören, die Prämienregelung klar festgeschrieben.
Demnach erhalten Kontrolleure 7,30 Euro pro Schwarzfahrer. Wer besonders viele Aufgriffe verzeichnet, steigert die Prämie auf 14,60 Euro ab dem 317. Fall und sogar 18,25 Euro ab dem 417. Fall.
Das Grundgehalt liegt laut Vertrag aktuell bei 2.579,25 Euro brutto pro Monat. Wer die Staffelungen erreicht, kann rein rechnerisch also bis zu 15.512,50 Euro brutto zusätzlich pro Jahr dazuverdienen! Doch dieser Höchstwert ist von vielen Faktoren abhängig – nicht nur von der Zahl der Aufgriffe, sondern auch davon, ob die verhängten Strafen tatsächlich bezahlt werden. Wird nicht gezahlt, entfällt die Prämie.
"Die von campus a genannten Zahlen sind korrekt", betonen die Wiener Linien in einer Stellungnahme. "Die Wiener Linien machen daraus jedoch kein Geheimnis, da alle Details zur Prämienregelung öffentlich und transparent im Kollektivvertrag einsehbar sind. Vergangenes Jahr haben die Kolleginnen, die meist in Zivil in Zweier- oder Dreierteams unterwegs sind, rund 3,5 Millionen Fahrgäste nach ihrem Ticket gefragt. Die größte Fahrgemeinschaft Wiens ist nach wie vor sehr ehrlich: Rund 96,6 Prozent der kontrollierten Fahrgäste konnten ein gültiges Ticket vorweisen, 3,4 Prozent hatten entweder kein oder ein falsches Ticket dabei", heißt es.
Die Enthüllung sorgt beim Wiener ÖVP-Klubobmann und Jugendsprecher Harald Zierfuß für Ärger. Zu "Heute" erklärt er, dass Studenten – für die es keine eigene Jahreskarte gibt – ein beliebtes Opfer für Öffi-Kontrolleure seien: "Die Studenten-Abzocke der Wiener Linien hat System! Mit Bonus-Zahlungen für aufgegriffene Studenten werden Kontrolleure zur Strafenfalle vor Unis getrieben. Mit bis zu 18 € pro aufgegriffenem Studenten am Weg zur Prüfung oder zum Lernen, lassen sich an einem Tag vor den Unis hunderte Euro extra verdienen. Dieses ungerechte System der Wiener Linien muss ein Ende haben, wir fordern eine unbürokratische Öffi-Jahreskarte für Studenten!“, so Zierfuß.
Spannend: Im Juli erklärten die Wiener Linien, dass das Thema einer möglichen Jahreskarte für Studierende immer wieder herangetragen werde. "Wir befinden uns dazu im regelmäßigen Austausch mit der Stadt Wien und den zuständigen Stellen."
VP-Verkehrssprecherin Elisabeth Olischar legt mit der Kritik nach: "Die Negativ-Schlagzeilen rund um die Wiener Linien reißen nicht ab. So hat der Stadtrechnungshof im letzten Jahr verschärfte Personalmangel, Störungsanfälligkeit und eingeschränkte Verfügbarkeit festgestellt. Hier muss endlich gegengesteuert werden!"