Pfandleihen im Check

Achtung! AK warnt vor Kostenfalle beim schnellen Kredit

Der flotte Überbrückungskredit aus der Pfandleihe kann gewaltig ins Geld gehen. Zu diesem Schluss kommt die Arbeiterkammer in einem aktuellen Test.
Team Wirtschaft
14.10.2025, 16:37
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Viele Haushalte spüren die massive Teuerung im Börsel. Wer vorübergehend schnell Geld benötigt und zu diesem Zweck zum Pfandleiher geht, zahlt dafür jedoch häufig einen hohen Preis. Das zeigt ein aktueller Mystery-Shopping-Test der Arbeiterkammer Wien.

Für den Check ließ die AK in einem ersten Schritt bei sieben Pfandleihern in der Bundeshauptstadt gleichartige Notebooks und Goldmünzen verpfänden und wieder auslösen – mit höchst unterschiedlichen Bewertungen. Für die drei Notebooks wurden zwischen 50 und 150 Euro geboten, bei den Goldmünzen reichte die Spanne von 326 bis 425 Euro.

Positiv-Beispiele waren die Ausnahme

Schwerpunkt des AK-Tests waren jedoch die schriftlichen Unterlagen zu den Verträgen. Was den Experten da auffiel: Alle AK-Testkäufer erhielten zwar Pfandscheine, doch die Darstellung der Zinsen und Spesen war oft mangelhaft. Positiv-Beispiele blieben jedenfalls die Ausnahme – etwa dann, wenn die Darlehenszinsen sowohl als Prozentsatz als auch in Euro-Beträgen angegeben und die Spesen übersichtlich in Tabellen dargestellt wurden.

Tester stießen auf "haarsträubende" Mängel

"Andere Pfandscheine wiederum waren haarsträubend", ärgert sich AK-Konsumentenschützer Christian Prantner. So sei in einem Fall in der Fußnote auf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen auf der Rückseite verwiesen worden – dort habe sich allerdings nichts befunden. Andere enthielten unvollständige Kostenangaben. In einem Fall hätte, so Prantner, der Testkäufer die fehlenden Kostenangaben beanstandet und sei auf einen Aushang verwiesen worden. Diese sei, weil mit viel Kleingedrucktem, kaum lesbar gewesen.

Nur zwei Pfandscheine wiesen konkrete Zinssätze aus

Die konkreten Zinssätze in Prozent waren nur auf zwei der sieben Pfandscheine angegeben. "Die konkreten Zinsen und Spesen waren zwar im Regelfall im Gebührenblatt auf der Webseite des Pfandleihers zu finden. Aber nicht jeder Pfandleiher hatte eine Webseite – und man muss im Vorfeld wissen, dass sich dort ein Gebührenblatt befindet", sagt Prantner.

42 bis 60 Prozent Zinsen im Jahr

Ebenfalls heftig: Die verrechneten Monatszinsen für das Darlehen und die Manipulationsgebühren betrugen zwischen 3,5 und fünf Prozent, was umgerechnet aufs Jahr satten 42 bis 60 Prozent entspricht. Besonders auffällig war laut Arbeiterkammer eine Pfandleihe, die laut Gebührentarif angeblich 1,5 Prozent pro Monat berechnete. Tatsächlich seien es aber laut Kontroll-Check der AK sieben Prozent pro Monat gewesen.

AK warnt vor Vielzahl an Zusatzgebühren

Was Kunden jedenfalls in Zusammenhang mit dem "Pfandl" wissen müssen: Im Pfandleihgeschäft ist es laut Prantner "üblich, dass Zinssätze pro Halbmonat angegeben werden – das bedeutet, pro Monat kommt das einer doppelten Belastung gleich". Ebenfalls im Auge behalten sollten Kunden die Vielzahl an Spesen, die zusätzlich zu Zinsen anfallen können.

Dazu zählten Ausfertigungs-, Abschluss bzw. Pfandscheingebühren zwischen 4,90 und zwölf Euro, Lagerkosten, Lagergebühren bzw. "Platzgeld" in Höhe von zwei bis 9,90 Euro oder Manipulationsgebühren von bis zu drei Prozent pro Monat. Auch Bearbeitungsgebühren kamen vor. Laut Prantner sollten Konsumenten genau aufpassen, da Spesen und Zinsen in der Praxis je nach Darlehensbetrag unterschiedlich oder gestaffelt berechnet werden können.

Zinsen wurden nie taggenau abgerechnet

Bei der Rückgabe der Pfandgegenstände zeigten sich weitere Mängel. Die Zinsen wurden nie taggenau, sondern immer zumindest für das angefangene Halbmonat verrechnet, obwohl das Pfand nicht mehr beim Pfandleiher war. Außerdem fehlte auf den Rückgabescheinen oft eine nachvollziehbare Aufstellung der tatsächlich verrechneten Kosten.

AK fordert klare Regeln

"Unsere AK-Studie deckt erhebliche Transparenzmängel auf. Mehr Transparenz muss her – angesichts von Jahreszinssätzen von bis zu 60 Prozent und den vielen zusätzlichen Extragebühren!", betont Prantner. Die AK fordert deshalb klare gesetzliche Standards für die Darstellung der Pfandleihekosten. Pfandscheine sollten Mindestinhalte aufweisen, darunter verständliche Zins- und Spesenangaben, Gesamtbetrag und Jahreszinssatz. Auch bei der Rückgabe sei eine tabellarische, übersichtliche Kostenaufstellung nötig.

{title && {title} } tmw, {title && {title} } Akt. 14.10.2025, 16:39, 14.10.2025, 16:37
Weitere Storys
Jetzt E-Paper lesen