Unfassbar wie langsam oftmals die Mühlen des Tierschutzes mahlen, denn der sogenannte Zoo Luján im argentinischen Buenos Aires wurde prinzipiell schon im Jahr 2020 geschlossen. Leider sind nach wie vor Tiger, Löwen und Braunbären dort hinter Gittern und rufen die Tierretter von VIER PFOTEN an den Plan, die nun insgesamt mehr als 60 Raubtiere in Etappen versorgen und umsiedeln müssen.
Der ehemalige Zoo Luján wurde 2020 aufgrund schwerwiegender Tierschutzbedenken geschlossen. Im August 2025 führte VIER PFOTEN gemeinsam mit den zuständigen argentinischen Behörden eine erste Begutachtung der Tiere durch. Im Anschluss daran erklärte VIER PFOTEN sich bereit, die Verantwortung für die Pflege der Großkatzen und Bären vor Ort zu übernehmen.
Am 23. Oktober begann für die Tierschutzorganisation die "erste Phase" des Einsatzes, nachdem diverse bürokratische Hürden erfolgreich genommen wurden. Alle Tiere brauchen dringend medizinische Untersuchungen, denn die Haltungsbedingungen sind wenig optimal. Die Gehege sind allesamt viel zu klein und es wurden sogar Löwen und Tiger – Raubkatzen, die sich in freier Wildbahn niemals begegnen würden, weil sie auf verschiedenen Kontinenten leben – zusammen in winzige Käfige gesperrt.
Die einmonatige tierärztliche Untersuchung ist die größte, die jemals in so kurzer Zeit in Lateinamerika bei Großkatzen in einem Zoo durchgeführt wurde, stellt also eine große logistische Herausforderung dar und lässt die Tierschützer kreativ werden. Allerdings können erst nach der medizinischen Untersuchung weitere Schritte unternommen werden.
„Um zu erfahren, wie es den Tieren wirklich geht, müssen wir den Gesundheitszustand jedes einzelnen Tieres überprüfen. Dazu müssen alle Löwen, Tiger und Bären sediert und in einer provisorisch errichteten, tierärztlichen Feldstation vor Ort untersucht werden.“Dr. Amir KhalilTierarzt, Vier Pfoten
"Wir haben ernsthafte Bedenken in Bezug auf die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere. Einige von ihnen benötigen dringend Hilfe", erzählt Dr. Khalil weiter und berichtet genauer über die Feldstation: "Dort führen zwei Tierärzte-Teams die notwendigen Untersuchungen durch und nehmen bei Bedarf Notoperationen vor. Doch unsere Arbeit hier endet nicht mit der tierärztlichen Untersuchung. Wir planen bereits die nächsten Schritte, um den Tieren eine bessere Zukunft zu geben".
Der Einsatz im ehemaligen Zoo Luján ist der erste Schritt zur Umsetzung einer Absichtserklärung (Memorandum of Understanding, kurz: MoU), die VIER PFOTEN und die argentinische Regierung im Juli 2025 vereinbart haben.
Das "MoU" beinhaltet das gemeinsame Ziel, die private Haltung und den kommerziellen Handel mit Großkatzen im Land zu beenden und wurde von Daniel Scioli, dem Minister für Tourismus, Umwelt und Sport, und Luciana D'Abramo, Chief Programme Officer von VIER PFOTEN, unterzeichnet.
"Die Absichtserklärung ermöglicht es VIER PFOTEN, die Behörden und Gesetzgeber in Argentinien mit Fachwissen zu unterstützen und die Haltungsbedingungen von Großkatzen im Land zu bewerten. Bei Bedarf werden wir mit der Regierung zusammenarbeiten, um die Tiere in artgemäße Umgebungen umzusiedeln. Unser Ziel ist es, eine Gesetzreform zu erreichen, die die Tierschutzstandards für Großkatzen im ganzen Land verbessert und künftige Nothilfe-Einsätze verhindert. Argentinien hat jetzt die Chance, ein regionaler Vorreiter für den Schutz von Großkatzen zu werden", sagt Luciana D’Abramo, Chief Programme Officer von VIER PFOTEN.