Der tragische Todesfall einer 54-jährigen Patientin im Klinikum Rohrbach, die aus Kapazitätsgründen nicht rechtzeitig in ein spezialisiertes Krankenhaus überstellt werden konnte, schlägt hohe Wellen. Kurz darauf wurden auch ähnliche Fälle in Oberösterreich und Salzburg bekannt.
Die Dringlichkeit einer großen Strukturreform im Gesundheitswesen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden wird angesichts dessen immer offensichtlicher. Für die Österreicher sind die Probleme in der medizinischen Versorgung laut großer "Heute"-Umfrage die drängendsten, gleichauf mit der Teuerung.
Doch an wem ist es, diese Probleme nun tatsächlich anzugehen und zu lösen? Das hat Unique Research für "Heute" erfragt. 33 Prozent trauen das am ehesten den Landesregierungen zu. 22 Prozent sehen die Bundesregierung in der Pflicht. 36 Prozent halten beide für gleich gut beziehungsweise schlecht geeignet, die Probleme im Gesundheitsbereich zu lösen.
Die größte Lösungskompetenz auf Länderseite sehen die Wähler von FPÖ (44 Prozent) und ÖVP (35 Prozent). Bei den Anhängern von SPÖ und Neos überwiegen jene, die dem Bund hier mehr zutrauen (siehe Grafik).
Die aktuellen tragischen Fälle zeigen den akuten Handlungsbedarf überdeutlich. Das ist auch in der Politik angekommen. Oberösterreichs Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) kündigte eine Untersuchung an.
Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) lädt kommende Woche zu einem Spitalsgipfel mit allen Gesundheitslandesräten ein – um zu "beraten, wie wir das regionale und überregionale Versorgungsmanagement verbessern und Krisenmechanismen stärken können".
"Es ist zutiefst erschütternd, wenn ein Mensch sein Leben verliert, weil im entscheidenden Moment kein Platz für eine lebensrettende Operation gefunden wird. Das darf in unserem Gesundheitssystem einfach nicht vorkommen", so Schumann.
Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) will Nägel mit Köpfen machen und forderte am Dienstag gegenüber "Heute" strukturelle Konsequenzen: "Wir müssen Gesundheitsversorgung über Bundesländergrenzen hinwegdenken, es geht um das Wohl der Patienten! Jetzt sollten alle Akteure, die im Gesundheitswesen tätig sind, an einem Strang ziehen", so Ludwig. Schlussendlich gehe es "im wahrsten Sinne um Leben und Tod".
Die Neos fordern eine bundesweite Plattform für Spitalskapazitäten: "Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen sterben, weil niemand weiß, wo es noch freie Kapazitäten gibt. Das ist kein medizinisches, sondern ein organisatorisches Problem – im 21. Jahrhundert völlig unverständlich", betont Neos-Sozialsprecher Johannes Gasser.
Die Pinken bekommen dabei Rückendeckung von der ehemaligen Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky: "Unabhängig von der Frage, ob künftig weiterhin die Länder oder besser der Bund für die Gesundheitsversorgung zuständig sein sollen – die Notfallversorgung, die Notfallketten und ein zentrales Versorgungs- und Kapazitätsmanagement müssen einfach gewährleistet sein, und zwar über Bundeslandgrenzen hinweg, zu jeder Tages- und Nachtzeit", erklärt Kdolsky.