Der tragische Fall einer 54-jährigen Frau, die in Oberösterreich trotz zahlreicher Anfragen kein Intensivbett bekommen hat und schließlich gestorben ist, sorgt österreichweit für Schock und offenbart unverständliche Grenzen in der heimischen Gesundheitsversorgung.
Für die Neos ist jedenfalls klar, dass es so nicht weitergehen kann und sich ein derartiger Fall nicht wiederholen darf. Deshalb fordern die Pinken die Einrichtung einer bundesweiten Kapazitätsplattform, um "Spießrutenläufe" wie jenen in Oberösterreich zu verhindern.
"Österreich hat eines der teuersten Gesundheitssysteme, aber offensichtlich nicht das effizienteste. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn Menschen sterben, weil niemand weiß, wo es noch freie Kapazitäten gibt. Das ist kein medizinisches, sondern ein organisatorisches Problem – im 21. Jahrhundert völlig unverständlich", betont dabei Neos-Sozialsprecher Johannes Gasser.
Mit ihrer Forderung stehen die Neos nicht allein – Rückendeckung gibt es von der ehemaligen Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky:
"Der tragische Fall zeigt, wie dringend notwendig es ist, dass im Zuge der Reformpartnerschaft zwischen Bund, Ländern und Gemeinden endlich eine große Strukturreform im Gesundheitswesen angegangen wird. Unabhängig von der Frage, ob künftig weiterhin die Länder oder besser der Bund für die Gesundheitsversorgung zuständig sein sollen – die Notfallversorgung, die Notfallketten und ein zentrales Versorgungs- und Kapazitätsmanagement müssen einfach gewährleistet sein, und zwar über Bundeslandgrenzen hinweg, zu jeder Tages- und Nachtzeit", stellt sie klar.
Dafür brauche es aber nicht nur eine bundesweite Planung, die aufzeigt, wo welche Abteilungen notwendig sind und die richtigen Ressourcen zur Verfügung stehen. Sondern Einsatzorganisationen benötigen auch Einblick in ebendiese Planung und die freien Ressourcen.
"Das Gesundheitssystem funktioniert nur, wenn alle Beteiligten – Krankenhausbetreiber, Rettungsdienste etc. – wirklich zusammenspielen und einander die notwendigen Informationen zur Verfügung stellen – bundesweit einheitlich, am besten digital und automatisch auf Knopfdruck verfügbar", stellt Gasser klar.
Damit die bestmögliche Versorgung aber sichergestellt werden kann, wollen sowohl die Neos als auch Kdolsky die "Standortgarantie" überdenken. "Die Patienten haben nichts davon, wenn wir in ganz Österreich viele kleine Intensiveinheiten haben, die sehr viel Personal brauchen und binden, und bei schweren Notfällen dennoch nicht in der Lage sind, zu helfen. Niemand kann in jedem Krankenhaus jede hoch spezialisierte Spezialabteilung zur Verfügung stellen, niemand will bei einem Aortenriss, Herzinfarkt oder Schlaganfall von einem Ärzteteam behandelt werden, das das praktisch nie macht. Daher ist das Umschwenken auf Versorgungsregionen, wie das beispielsweise Wien macht, gut und sinnvoll", erklärt dazu die ehemalige Gesundheitsministerin.
In der Bundeshauptstadt gibt es nämlich Versorgungsregionen nach West, Nord-Ost und Süd und in jeder Region gibt es ein Krankenhaus mit einem hoch spezialisierten Gefäßzentrum.
"Damit das für ganz Österreich funktioniert, braucht es aber eine gute und schnelle Übersicht, wo welche Kapazitäten frei sind – und genügend und passende Transportmöglichkeiten, also Intensivrettungsautos und die Verfügbarkeit von Hubschraubern, auch in der Nacht", so Gasser.