Instagram sorgt mit einer Design-Änderung für erheblichen Unmut bei vielen Nutzern. Im Mittelpunkt der Kritik steht diesmal die untere Navigationsleiste der App, die seit einigen Wochen schrittweise umgestellt wird. Was jahrelang eintrainiert wurde, funktioniert plötzlich nicht mehr wie gewohnt. Entsprechend laut fällt der Frust in sozialen Netzwerken aus.
Konkret wurde die Reihenfolge der Buttons verändert, Reels und Direktnachrichten rücken deutlich stärker in den Fokus, während der bisher zentrale "Posten"-Button aus der Leiste verschwindet. Viele User tippen nun reflexartig an die falsche Stelle und landen im falschen Bereich. Gleichzeitig setzt Instagram verstärkt auf Gestensteuerung. Wer jetzt einen neuen Beitrag erstellen will, muss entweder über das Plus-Symbol im oberen Bereich gehen oder eine Wischgeste ausführen.
Auch das Wechseln zwischen Feed, Reels und Nachrichten erfolgt zunehmend über Swipes. Viele Nutzer empfinden das als ungewohnt und kompliziert. Besonders für langjährige Instagram-Intensiv-User ist die Umstellung ärgerlich, weil vertraute Klickwege plötzlich nicht mehr funktionieren und durch Wischbewegungen ersetzt wurden.
Instagram-Chef Adam Mosseri hat sich jetzt persönlich geäußert und zeigt in einem Reel Verständnis für den Ärger. "Ich weiß, dass Menschen extrem frustriert sind, wenn wir die Buttons in der unteren Leiste ändern", sagt er. Gleichzeitig verteidigt er den Schritt und betont, dass Stillstand keine Option sei. "Die Welt verändert sich – und das sehr schnell." Würde Instagram sich nicht weiterentwickeln, drohe der schleichende Bedeutungsverlust. "Wenn wir die App nicht nach vorne entwickeln, werden wir zwangsläufig langsam irrelevant."
Mosseri erinnert daran, dass viele heute selbstverständliche Funktionen anfangs ebenfalls umstritten waren. Ohne Stories, Videos oder Direktnachrichten wäre Instagram heute kaum vorstellbar. "Könnt ihr euch Instagram vorstellen, wenn es keine Stories, keine Videos und keine Direktnachrichten gäbe?" fragt er.
Hauptgrund für die aktuelle Änderung sind laut Mosseri die Nutzungszahlen. Reels und Direktnachrichten seien die Bereiche mit dem stärksten Wachstum. "Menschen verbringen enorm viel Zeit mit Videos und sie schreiben extrem viele Nachrichten", erklärt er. Besonders überraschend sei dabei eine Entwicklung, die vielen Nutzern nicht bewusst sei: "Täglich werden mehr Fotos und Videos per Direktnachricht verschickt, als in Stories oder im Feed gepostet werden." Die neue Navigation und die stärkere Nutzung von Gesten soll dem Rechnung tragen.
Gleichzeitig räumt Mosseri Fehler in der Vergangenheit ein. Die Einführung des Shop-Tabs im Jahr 2020 sei eine direkte Reaktion auf die Pandemie gewesen. "Wir haben damals auf eine Veränderung der Welt überreagiert", sagt er rückblickend. Es habe zu wenige kleine Unternehmen, Shops und Produkte auf Instagram gegeben, weshalb man diesen Schritt 2022 wieder zurückgenommen habe. Aus dieser Erfahrung habe das Unternehmen gelernt, Änderungen an der Navigation nur noch sehr selten vorzunehmen.
Dass die jetzige Umstellung im Alltag nervt, bestreitet Mosseri gar nicht. "Wenn man Instagram jeden Tag nutzt und plötzlich alles geändert wird, ist das frustrierend", sagt er offen. Gerade deshalb wolle er erklären, warum dieser Schritt gesetzt wurde. "Wir nehmen solche Änderungen sehr, sehr ernst und versuchen, sie nur selten umzusetzen – höchstens alle paar Jahre."
Am Ende des Reels bittet der Instagram-Chef um Geduld. Die neue Navigation – inklusive der neuen Gesten – sei langfristig gedacht. "Hoffentlich wird diese Version viele Jahre bleiben", sagt Mosseri und verspricht weiterhin Transparenz. Sein Appell an die Nutzer: "Seid geduldig, probiert es aus – ihr werdet euch wahrscheinlich schneller daran gewöhnen, als ihr denkt."
Parallel dazu startet Insta einen Test, der Nutzern erstmals direkten Einfluss auf angezeigte Inhalte geben soll. Vorerst betrifft das exklusiv den Reels-Bereich. Konkret können User über ein neues Symbol in der rechten oberen Ecke der Reels-Ansicht – dargestellt durch zwei Linien mit Herz-Symbolen – ihr persönliches "Your Algorithm"-Menü öffnen. Dort sehen sie, welche Themen Instagram aktuell als ihre wichtigsten Interessen einstuft.
Zusätzlich können User wählen, von welchen Themen sie künftig mehr oder weniger sehen wollen, indem sie Begriffe eingeben oder ihre Vorlieben verändern. Die Empfehlungen sollen sich daraufhin spürbar anpassen. Auf Wunsch lässt sich der eigene Algorithmus sogar in der Story teilen, um Freunden und Followern zu zeigen, wofür man sich gerade interessiert.
Laut Instagram handelt es sich dabei um einen bewussten Schritt hin zu mehr Kontrolle. Man wolle nicht nur erklären, warum Inhalte ausgespielt werden, sondern den Usern erlauben, ihren Feed selbst zu formen. Der Test startet ab sofort in den USA und wird in englischer Sprache schrittweise weltweit ausgerollt. Noch befinde man sich am Anfang dieser Entwicklung, heißt es von Instagram. In weiterer Folge soll die Funktion auf andere Bereiche ausgeweitet werden.
Auch bei der Konzern-Schwester WhatsApp tut sich derzeit einiges. Was zunächst nur als Gerücht kursierte, wurde nun offiziell bestätigt: Der beliebte Messenger bekommt eine Anrufbeantworter-Funktion. Nimmt der Empfänger einen per WhatsApp getätigten Anruf nicht an, kann der Anrufer künftig direkt eine Sprachnachricht oder ein kurzes Video hinterlassen – ganz ohne Umweg über den Chat. WhatsApp erkennt dabei automatisch, ob es sich um einen Sprach- oder Videoanruf gehandelt hat, und stellt das passende Format bereit.