Brigadier Peter Schinnerl

"Ist alarmierend" – Heeres-Chef rüttelt Österreich auf

Der Militärkommandant von Salzburg warnt eindringlich vor Sicherheitsrisiken, fordert längeren Grundwehrdienst und verpflichtende Milizübungen.
Newsdesk Heute
10.12.2025, 19:11
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Salzburgs Militärkommandant nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Brigadier Peter Schinnerl geht mit dem Wehrdienst hart ins Gericht und macht sich Sorgen um die Sicherheit Österreichs. Eine Verlängerung des Grundwehrdienstes und die Wiedereinführung der verpflichtenden Milizübungen hält er für unerlässlich.

Die Ausbildung sei für die immer komplexeren Waffensysteme und Geräte mit sechs Monaten viel zu kurz, stellt er in einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" klar: "Unser großes Problem ist, dass wir uns mit den sechs Monaten Grundwehrdienst ohne Verpflichtung zum Üben sehr schwertun, einem jungen Menschen den Sinn für das Ganze mitzugeben."

Beispiel Kraftfahrer mit C-Schein: "Ich bilde ihn die halbe Zeit nur aus und kann ihn nur gut drei Monate einsetzen. Das ist einfach zu wenig." Im Verteidigungsministerium beschäftigt sich eine Kommission bereits mit Optionen. Einige Vorschläge sollen bald präsentiert werden.

"Mein Wunsch: Das Wichtigste ist eine Verlängerung. Und wieder eine Übungspflicht." Das Modell "8 plus 2" aus acht Monaten Grundwehrdienst und zwei Monaten verpflichtenden Übungen sei für ihn ideal.

"Wurden Fehler gemacht"

Bei den Milizübungen sieht er definitiv Reformbedarf. "Da wurden in der Vergangenheit Fehler gemacht". Wenn Soldaten ohne entsprechende Ausrüstung oder mit Bussen ins Übungsgefecht fahren müssten, weil keine Fahrzeuge bereitgestellt wurden, habe sich "zu Recht die Sinnfrage gestellt".

Schinnerls Vorschlag: Jedes Jahr eine Übung, aber dafür nur für 10 bis 15 Jahre nach Ende des Grundwehrdienstes und nicht, bis die Milizionäre 40 oder 50 Jahre alt sind. "Ein Anfang Zwanzigjähriger ist von der Grundausbildung nicht weit weg, ein 35- oder 40-Jähriger schon. Und Ältere haben dann Familie und sind nicht mehr so fit."

Doch das Problem besteht zunehmend auch bei den Jungen. Ein Viertel der stellungspflichtigen 17- bzw. 18-Jährigen ist untauglich und davon noch einmal die Hälfte aus psychischen Gründen ungeeignet für den Dienst an der Waffe. "Das ist alarmierend. Das ist ein gesellschaftliches Problem."

"Ihr seid schwach"

Reformen würden dringend notwendig, weil sich das Machtgefüge der Welt im Umbruch befindet: "Vor allem die Rolle der UN bricht auf. Die große Problematik der jetzigen Machtpolitik ist: Der Stärkere versucht, sich durchzusetzen. Ohne Kompromisse."

Ganz Europa erlebe hybride Bedrohungen – Bedrohungen unterhalb der Schwelle des offenen Austragens von Konflikten –, mahnt der Heeres-Offizier. "Es wird konkret versucht, die Verletzlichkeit anderer darzustellen". Cyberangriffe oder Drohnen, die Flughäfen lahmlegen oder über Atomkraftwerke fliegen, sollen zeigen: "Ihr seid schwach".

Und die scheinbare Hilflosigkeit dagegen macht etwas mit uns, sagt Schinnerl: "Wenn wir nichts tun können, wenn ein Flughafen wie etwa München über Tage lahmgelegt wird, dann ist das ein Armutszeugnis für den Staat und untergräbt auch den Staat." Damit solle der innere Zusammenhalt Europas zerstört werden.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 11.12.2025, 05:59, 10.12.2025, 19:11
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