Joe Bidens aggressives Prostatakarzinom ist bereits weit fortgeschritten und hat in die Knochen gestreut.
"Heute"-Montage: STEVE GSCHMEISSNER / Science Photo Library / picturedesk.com; Nam Y. Huh / AP / picturedesk.com
Wenige Monate nachdem Joe Biden aus dem Amt als US-Präsident ausgeschieden ist, wurde bei ihm Prostatakrebs diagnostiziert. Der Tumor sei aggressiv und bereits weit fortgeschritten im 5. Stadium, mit einem Gleason-Score von 9, heißt es aus dem Büro des 82-Jährigen. Er habe bereits in die Knochen gestreut. Doch der Krebs sei hormonempfindlich und damit behandelbar. Biden soll die Diagnose aufgrund einer Untersuchung wegen Harnproblemen erhalten haben.
Prinzipiell ist es nichts Ungewöhnliches, dass der ehemalige US-Präsident ein Prostatakarzinom hat. In den USA erkrankt jeder achte Mann im Lauf seines Lebens daran - ältere Männer sind deutlich häufiger betroffen. Die USA zählen neben China und Japan zudem zu den Ländern mit der höchsten Prostatakrebsrate.
Auch in Österreich ist diese Krebsform die häufigste Tumorart bei Männern - mit erschreckenden Zahlen.
1
Wo befindet sich die Prostata und was ist ihre Funktion?
Die Prostata (Vorsteherdrüse) ist ein etwa kastaniengroßes Organ im männlichen Fortpflanzungssystem, das sich direkt unterhalb der Blase befindet. Sie ist an der Spermabildung, der Ejakulation und dem Hormonstoffwechsel beteiligt.
2
Was ist Prostatakrebs?
Prostatakrebs, unter Medizinern ein Prostatakarzinom, ist ein bösartiger Tumor in der Vorsteherdrüse (Prostata). Wobei bösartig bedeutet, dass sich die Krebszellen unkontrolliert vermehren. Sie können ins gesunde Gewebe und Nachbarorgane einwachsen und es schädigen.
3
Was sind die Symptome von Prostatakrebs?
Da der Prostatakrebs oftmals sehr langsam wächst, verursacht er zunächst keine Beschwerden oder Symptome. Wird der Tumor größer, können Symptome wie Blut im Urin und im Sperma, häufigerer Harndrang, insbesondere nachts, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Schmerzen beim Samenerguss und Urinlassen auftreten.
4
Wie verbreitet ist Prostatakrebs in Österreich?
In Österreich wird jährlich bei mehr als 5.000 Männern die Diagnose Prostatakrebs gestellt. Das entspricht rund einem Viertel aller Tumorerkrankungen bei Männern. Jährlich sterben hierzulande mehr als 1.200 Männer an Prostatakrebs.
5
Wie wird Prostatakrebs erkannt?
Männer ab 45 sollten regelmäßig eine Prostatakrebs-Vorsorge-Untersuchung durchführen lassen - wofür es zwei Methoden gibt. Digitale rektale Untersuchung (DRU): Dabei wird mit einem in den After eingeführten Finger die Prostata abgetastet. Sie erfasst jedoch nur einen kleinen Teil der Tumoren. Kleine oder mit einer DRU nicht erreichbare Tumoren lassen sich nicht ertasten. Messung des PSA-Werts: Bei diesem Test wird das Blut auf das prostata-spezifische Antigen untersucht. Ein erhöhter PSA-Wert kann auf einen Prostatakrebs hinweisen. Er kann jedoch auch auf andere Erkrankungen der Prostata hinweisen, zum Beispiel auf Entzündungen oder eine gutartige Prostatavergrößerung. Allerdings nehmen laut Österreichischer Krebshilfe nur knapp 12 Prozent der Männer in Österreich eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch. Deshalb wird der Krebs oft erst entdeckt, wenn er bereits gestreut hat.
6
Was sind die Ursachen von Prostatakrebs?
Die genauen Ursachen sind noch nicht geklärt. Die zwei wichtigsten Risikofaktoren sind Alter und erbliche Vorbelastung. Ab einem Alter von 50 Jahren steigt das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken. Die meisten Neuerkrankungen treten bei Männern ab 70 Jahren auf. Ein erhöhtes Risiko kann zudem vorliegen, wenn der Vater oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt sind oder es in der Familie ein erhöhtes Risiko für Brust- oder Eierstockkrebs gibt.
7
Wie wird Prostatakrebs behandelt?
Die Behandlung von Prostatakrebs hängt unter anderem vom Alter, dem Stadium der Krebserkrankung und der Aggressivität des Tumors ab. Bei einem sehr langsam wachsenden Prostatakarzinom reicht oft eine Überwachung des Krebses. Im fortgeschrittenen Stadium können eine chirurgische Entfernung der Prostata, Strahlen- und Chemotherapie, die Injektion von PSMA-Proteinen (prostataspezifisches Membran-Antigen) oder eine antihormonelle Therapie erforderlich sein.
8
Wie hoch sind die Überlebenschancen?
Grundsätzlich gilt, je früher Prostatakrebs erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Prostatakarzinome bleiben laut MedUni Wien in der Mehrzahl der Fälle lokal begrenzt, sodass Betroffene eine gute Überlebenschance haben. Rund 20 Prozent der Patienten entwickeln jedoch metastasierenden, unheilbaren Prostatakrebs. Dank heutiger Behandlungsmöglichkeiten liegt die Lebenserwartung bei einer solchen Diagnose mittlerweile bei sechs bis zehn Jahren.
Wie es bei Joe Biden weitergeht, lässt sich aus der Ferne schwer beurteilen, solange keine genaueren Details bekannt sind.